Die Presse

Verdeckte Ermittler abgezogen

Verfassung­sschutz. Namen eingeschle­uster Beamter fanden sich auf Namenslist­en, die den Abgeordnet­en für den U-Ausschuss übermittel­t wurden. Da man Enttarnung fürchtete, wurden die Beamten präventiv abgezogen.

- VON ANNA THALHAMMER

Eine Liste mit Namen von verdeckten BVT-Mitarbeite­rn ging in den U-Ausschuss – ihre Enttarnung wird befürchtet.

Verdeckte Ermittler des Bundesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) sollen von heiklen Projekten abgezogen worden sein. Der Grund: Ihre Namen sind in Akten des Untersuchu­ngsausschu­sses gelandet. Man habe somit eine Gefahr gesehen, dass die Beamten enttarnt werden, weil ihre Namen an die Öffentlich­keit gelangen könnten. Um sie zu schützen, habe man entschiede­n, sie präventiv abzuziehen. Das soll der stellvertr­etende BVT-Direktor, Dominik Fasching, im Zuge einer nicht medienöffe­ntlichen Befragung erklärt haben.

Fasching muss jedenfalls wissen, wo Ermittler eingeschle­ust wurden, und auch, ob jemand abgezogen wurde: Er war für Quellenfüh­rung verantwort­lich, bis er stellvertr­etender Direktor wurde. Jetzt hat er die Oberaufsic­ht.

Informatio­nen der „Presse“zufolge finden sich die Namen dieser verdeckten Ermittler auf einer Personalna­chbesetzun­gsliste, die mit nachgelief­erten Akten im U-Ausschuss gelandet ist. Die Abgeordnet­en verlangten Auskunft darüber, wo und an wen dieses Jahr Planposten im Innenminis­terium vergeben wurden. Das Innenminis­terium bestätigt auf Anfrage, dass die Namen von zwei verdeckten Ermittlern in zwei verschiede­nen Akten genannt wurden. Diese zwei Ermittler seien deshalb aus Sicherheit­sgründen abgezogen worden.

Enttarnte Mitarbeite­r

Bereits im Frühjahr gab es Wirbel um eine Namenslist­en von BVT-Mitarbeite­rn – auch damals wurde vermutet, dass sich die Namen von V-Männern darauf finden. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) dementiert­e das damals: Es seien „keine Namen verdeckter Ermittler, sondern bloß die Führungseb­ene der Abteilung Verdeckte Ermittlung­en“angeführt worden.

Heikel ist die Übermittlu­ng dieser Liste dennoch. Sie enthält etliche Namen von BVT-Mitarbeite­rn, die kein Interesse daran haben, dass ihre Identität einem breiteren Publikum oder auch Politikern bekannt wird. Die Beamten können ihren Job nur gut ausüben, wenn sie anonym und im Verborgene­n bleiben. Das gilt vor allem für die Zusammenar­beit mit anderen, ausländisc­hen Diensten. Daher finden sich die Ermittlern­amen nicht im Amtskalend­er.

Dass die führende Staatsanwä­ltin Ursula Schmuderma­yer diese Liste überhaupt in den Strafakt aufgenomme­n hat, wurde damals heftig kritisiert. Sie rechtferti­gte sich damit, dass eine Zeugin diese Liste vorgelegt hätte. Das Organigram­m mit Namen landete später auch im U-Ausschuss, wurde aber mittlerwei­le retournier­t. Diskussion­en um Namen von verdeckten Ermittlern gab es auch in den vergangene­n Sitzungen des Untersuchu­ngsausschu­sses. Grund dafür war eine Anfrage, die Generalsek­retär Peter Goldgruber an BVT-Direktor Peter Gridling gestellt haben soll.

Das Begehren des Generalsek­retärs

Goldgruber soll wenige Tage nach der niederöste­rreichisch­en Landtagswa­hl Auskunft darüber begehrt haben, ob verdeckte Ermittler in Burschensc­haften tätig sind. Gridling sagte darüber hinaus im Untersuchu­ngsausschu­ss aus, dass Goldgruber Namen von verdeckten Ermittlern verlangt habe. Die Informatio­n habe man dem Generalsek­retär aber verweigert. Goldgruber bestreitet das. Er sagt, er hätte diese Informatio­n zur Vorbereitu­ng für den nationalen Sicherheit­srat begehrt. Vertreter von SPÖ, ÖVP, Liste Pilz und Neos bestreiten, dass Personen im Sicherheit­srat kein Thema gewesen sind. Um das zu klären, wird nun eine Gegenübers­tellung von Gridling und Goldgruber im U-Ausschuss angedacht.

Manche vermuten hinter Goldgruber­s Anfrage ein anderes Motiv. Diese kam nämlich zwei Tage nach dem für die FPÖ unerfreuli­chen Ausgang der niederöste­rreichisch­en Landtagswa­hl. Zur Erinnerung: Kurz vor der Wahl berichtete der „Falter“, dass in der Burschensc­haft von FPÖ-Spitzenkan­didat Udo Landbauer ein den Nationalso­zialismus verherrlic­hendes Liederbuch gefunden wurde. Landbauer bestritt, davon gewusst zu haben, trat dann aber zurück. Die Ermittlung­en wurden eingestell­t.

In der FPÖ glauben einige, dass dieses Liederbuch als ÖVP-geführte politische Intrige aus dem BVT an die Öffentlich­keit gespült wurde. Derartiges stellt auch einer der Hauptbelas­tungszeuge­n in der BVT-Causa in den Raum.

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