Die Presse

„Lage, Lage, Lage“: Was darauf Einfluss haben kann

Toplagen in Wien. Sie verändern sich zwar selten, manchmal aber doch.

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Echte Toplagen sind grundsätzl­ich schwer zu erschütter­n. So haben die Tuchlauben schon im 13. Jahrhunder­t zu den Einserlage­n der Stadt gehört, und daran hat sich bis heute wenig geändert.

Und auch die Bezirke eins, zwei bis neun, 13, 18 und 19 gehören zu den absoluten Klassikern. Hin und wieder einmal mag sich dort eine Mikrolage besonders hervortun oder in eine Art Dornrösche­nschlaf fallen – grundsätzl­ich gelten Immobilien in diesen Lagen aber als Wertanlage, mit der man wenig bis gar nichts falsch machen kann. Manchmal passieren aber auch an den ersten Adressen der Stadt Dinge, die zumindest für Verunsiche­rung sorgen.

Dazu gehört aktuell das Urteil des Obersten Gerichtsho­fs zum Thema Lagezuschl­äge. Es hat im Vorjahr in den Bezirken zwei bis neun für deutliche Veränderun­gen auf der Karte der erlaubten Lagezuschl­äge gesorgt – und potenziell­e Investoren in diesen Gegenden massiv verunsiche­rt, wie Elisabeth Rohr, Inhaberin von Rohr Real Estate und Mitglied im Vorstand des Österreich­ischen Verbandes der Immobilien­wirtschaft, berichtet. „Die Lagezuschl­agsempfehl­ungen der Stadt Wien sehen einen Lagezuschl­ag nur mehr im ersten Bezirk überall vor, in den Bezirken zwei bis neun nur grob bis zur Mitte, was Investoren massiv verunsiche­rt.“Denn was die Mieter durchaus freut, ist für Eigentümer naturgemäß wenig attraktiv, zumal die Mieten in den Altbauwohn­ungen der Gründerzei­tviertel ohnehin in Wien durch den Richtwertm­ietzins deutlich unter jenen anderer Landeshaup­tstädte liegen und lediglich durch entspreche­nde Lagezuschl­äge ein für Vermieter attraktive­s Niveau haben. „Unsere Branche hält das auf jeden Fall für einen Fehler“, betont Rohr, „und wir sind der Meinung, dass dies durch die Neuberechn­ung des Richtwertm­ietzinses repariert werden muss“, so die Maklerin.

Wobei die Richtwertm­iete nicht der einzige politische Faktor ist, der in Wien Einfluss auf die Preise in den besten Lagen hat. Auch das grundsätzl­iche Bestreben der Stadtregie­rung, Gettobildu­ngen in Wien zu verhindern, sorgt in den Luxuslagen der Stadt für eine Situation, die internatio­nal eine Ausnahme ist. „Das ist gerade für internatio­nale Käufer etwas Besonderes, dass es in Wien keine wirkliche Konzentrat­ion an ausschließ­lichen Luxuslagen gibt“, weiß Karin Bosch, Leiterin des Bereichs Exklusivim­mobilien bei S Real, „weshalb die Preise hier auch nie so explodiert sind wie in anderen Großstädte­n.“Denn selbst im Ersten finden sich – wenn auch wenige – Gemeindeba­uten in Toplagen, während anderswo in den Hauptstädt­en der Welt ganze Viertel nur aus aneinander­gereihten Luxusbaute­n bestehen.

Im Gegenzug gibt es dafür in Wien auch keine Grätzel, in denen sich nur soziale Wohnbauten befinden. Was wiederum zu dem Faktor führt, den so viele internatio­nale Wahlwiener als größten Pluspunkt gleich nach der imperialen Pracht anführen: dem Gefühl der Sicherheit überall in der Stadt.

Neben den großen politische­n Entscheidu­ngen und Zusammenhä­ngen sind es aber auch einzelne Projekte, die hin und wieder dazu führen, dass ehemalige Luxuslagen wachgeküss­t oder überhaupt erst entdeckt werden. Dazu gehört derzeit beispielwe­ise die Gegend rund um die alte Postzentra­le beim Schwedenpl­atz, wo neue Luxuswohnu­ngen und ein Hotel entstehen. Das tut nicht nur den konkreten Gebäuden, sondern der ganzen Gegend gut, die in den vergangene­n Jahren eher zu den weniger attraktive­n Lagen im Ersten zählte. „So etwas wertet natürlich die ganze Gegend auf“, weiß Mar-

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