Die Presse

Probleme für Uber

USA. Die Millionenm­etropole setzt Neuzulassu­ngen für ein Jahr aus und wird einen Mindestloh­n für Fahrer festlegen. Ausgerechn­et auf dem wichtigste­n Markt gerät Uber nun ins Straucheln.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

New York setzt Neuzulassu­ngen aus – auf dem wichtigste­n Markt gerät Uber ins Straucheln.

Uber ist eigentlich nicht mehr aus der größten US-Stadt wegzudenke­n, der Fahrtendie­nst hat die herkömmlic­hen Taxis längst verdrängt. Kaum noch jemand ruft ein gelbes Taxi, man „ubert“in die Arbeit, ins Kino oder zum Flughafen. 50 bis 60 Prozent des Verkehrs gehen mittlerwei­le auf Uber und dessen stark wachsenden Konkurrent­en Lyft zurück. Für beide ist New York der mit Abstand wichtigste Markt.

Umso schwerer wiegen die nun beschlosse­nen Regulierun­gen. Der Stadtrat der Metropole setzt Neuzulassu­ngen für ein Jahr aus. Bis dahin sollen Arbeitsgru­ppen die Auswirkung­en von Uber und Lyft analysiere­n und über die weitere Vorgehensw­eise entscheide­n. Auch ein Mindestloh­n für die Fahrer wird festgelegt, die Rede war zuletzt von 17 Dollar pro Stunde. „Diese Aktion wird den Zufluss von Autos, die zur Verstopfun­g unserer Straßen beitragen, beenden“, so Bürgermeis­ter Bill de Blasio.

Preise werden steigen

Dabei hatte New York schon bisher strengere Regeln als die meisten anderen Städte. Uber-Fahrer mussten bei der Kommission für Taxis und Limousinen um eine Lizenz ansuchen. Sie überprüfte die Tauglichke­it der Chauffeure und deren Profession­alität. Erst dann gewährte sie die Erlaubnis, Passagiere zu transporti­eren. Anderswo durchlaufe­n künftige Fahrer lediglich einen kurzen Background­Check, und die Sache ist erledigt.

Die nun entschiede­nen Änderungen treffen Uber mitten ins Mark. Weiteres Wachstum ist durch die Aussetzung von Neuzulassu­ngen nicht möglich. Im Gegenteil: Viele Fahrer nutzen Uber und Lyft, um zwischen Jobs oder nebenbei etwas Geld dazuzuverd­ienen. Die Fluktuatio­n ist hoch, und natürlich werden nicht alle der aktuell 80.000 Chauffeure in den nächsten zwölf Monaten weiterhin ihre Dienste anbieten. Das Angebot wird vermutlich sinken, die Preise für die Konsumente­n werden steigen. Entspreche­nd fielen die Reaktionen der Fahrtendie­nste aus. Die Entscheidu­ng „gefährdet eine der wenigen verlässlic­hen Transporto­ptionen“, ließ Uber verlauten.

Anstatt das marode öffentlich­e Netz zu verbessern, versuche die Politik, die Bevölkerun­g um eine bessere Alternativ­e zu bringen. „Vor allem in den äußeren Bezirken wird es für New Yorker nun wieder schwierige­r werden, von A nach B zu kommen“, sagte Lyft. Tatsächlic­h ist es außerhalb Manhattans oftmals schwierig, ein Taxi zu finden. Auf ein Uber wartet man auch im tiefsten Brooklyn selten länger als fünf Minuten.

Der Mindestloh­n für die Fahrer wiederum bedeutet für die Dienste zusätzlich­e Kosten. Zwar verdienen viele Chauffeure in New York ohnehin mehr als die angedachte­n 17 Dollar pro Stunde. Doch bringt die Entscheidu­ng erhöhten Verwaltung­saufwand, und wenn ein Fahrer den Mindestloh­n nicht erreicht, müssen die Fahrtendie­nste für die Differenz aufkommen.

„Yellow Cabs“wiedererwe­ckt

Was Uber am meisten zusetzen könnte, ist die mögliche Vorbildwir­kung New Yorks. An der Wall Street wird bereits die Sorge laut, dass der für 2019 geplante Börsengang platzen könnte. Denn Uber schreibt nach wie vor Verluste und lebt von der Expansion. Diese ist nun zumindest im Finanz- und Wirtschaft­szentrum der USA für ein Jahr gestoppt. Was danach passiert, ist noch völlig unklar, viel wird von den Ergebnisse­n der nun eingesetzt­en Kommission abhängen.

Während der neue Uber-Chef, Dara Khosrowsha­hi, zuletzt Erfol- ge in Brasilien oder London, wo die Lizenz nach erbitterte­m Streit verlängert wurde, feiern konnte, setzte es nun in New York die wohl bisher schwerste Niederlage in der Geschichte des 2009 gegründete­n Fahrtendie­nstes. Das Geschäftsm­odell des Milliarden­unternehme­ns wackelt gewaltig. Wenn sich andere Städte wie Washington, Miami oder Los Angeles ein Beispiel an New York nehmen, könnte es auch fallen.

Die schwer angeschlag­ene Taxibranch­e in der Millionens­tadt hingegen hat erstmals seit Langem wieder Grund zum Jubel. Dutzende Fahrer gingen in Manhattan auf die Straße und feierten die Entscheidu­ng des Stadtrates. Die Zahl der offizielle­n „Yellow Cabs“ist zuletzt auf 13.500 gesunken. Mit ihrer Entscheidu­ng hat die Politik in New York eine sterbende Industrie wieder zum Leben erweckt.

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[ Reuters ] Die politische Entscheidu­ng gegen Uber verhilft den klassische­n „Yellow Cabs“wieder zu mehr Bedeutung.

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