Probleme für Uber
USA. Die Millionenmetropole setzt Neuzulassungen für ein Jahr aus und wird einen Mindestlohn für Fahrer festlegen. Ausgerechnet auf dem wichtigsten Markt gerät Uber nun ins Straucheln.
New York setzt Neuzulassungen aus – auf dem wichtigsten Markt gerät Uber ins Straucheln.
Uber ist eigentlich nicht mehr aus der größten US-Stadt wegzudenken, der Fahrtendienst hat die herkömmlichen Taxis längst verdrängt. Kaum noch jemand ruft ein gelbes Taxi, man „ubert“in die Arbeit, ins Kino oder zum Flughafen. 50 bis 60 Prozent des Verkehrs gehen mittlerweile auf Uber und dessen stark wachsenden Konkurrenten Lyft zurück. Für beide ist New York der mit Abstand wichtigste Markt.
Umso schwerer wiegen die nun beschlossenen Regulierungen. Der Stadtrat der Metropole setzt Neuzulassungen für ein Jahr aus. Bis dahin sollen Arbeitsgruppen die Auswirkungen von Uber und Lyft analysieren und über die weitere Vorgehensweise entscheiden. Auch ein Mindestlohn für die Fahrer wird festgelegt, die Rede war zuletzt von 17 Dollar pro Stunde. „Diese Aktion wird den Zufluss von Autos, die zur Verstopfung unserer Straßen beitragen, beenden“, so Bürgermeister Bill de Blasio.
Preise werden steigen
Dabei hatte New York schon bisher strengere Regeln als die meisten anderen Städte. Uber-Fahrer mussten bei der Kommission für Taxis und Limousinen um eine Lizenz ansuchen. Sie überprüfte die Tauglichkeit der Chauffeure und deren Professionalität. Erst dann gewährte sie die Erlaubnis, Passagiere zu transportieren. Anderswo durchlaufen künftige Fahrer lediglich einen kurzen BackgroundCheck, und die Sache ist erledigt.
Die nun entschiedenen Änderungen treffen Uber mitten ins Mark. Weiteres Wachstum ist durch die Aussetzung von Neuzulassungen nicht möglich. Im Gegenteil: Viele Fahrer nutzen Uber und Lyft, um zwischen Jobs oder nebenbei etwas Geld dazuzuverdienen. Die Fluktuation ist hoch, und natürlich werden nicht alle der aktuell 80.000 Chauffeure in den nächsten zwölf Monaten weiterhin ihre Dienste anbieten. Das Angebot wird vermutlich sinken, die Preise für die Konsumenten werden steigen. Entsprechend fielen die Reaktionen der Fahrtendienste aus. Die Entscheidung „gefährdet eine der wenigen verlässlichen Transportoptionen“, ließ Uber verlauten.
Anstatt das marode öffentliche Netz zu verbessern, versuche die Politik, die Bevölkerung um eine bessere Alternative zu bringen. „Vor allem in den äußeren Bezirken wird es für New Yorker nun wieder schwieriger werden, von A nach B zu kommen“, sagte Lyft. Tatsächlich ist es außerhalb Manhattans oftmals schwierig, ein Taxi zu finden. Auf ein Uber wartet man auch im tiefsten Brooklyn selten länger als fünf Minuten.
Der Mindestlohn für die Fahrer wiederum bedeutet für die Dienste zusätzliche Kosten. Zwar verdienen viele Chauffeure in New York ohnehin mehr als die angedachten 17 Dollar pro Stunde. Doch bringt die Entscheidung erhöhten Verwaltungsaufwand, und wenn ein Fahrer den Mindestlohn nicht erreicht, müssen die Fahrtendienste für die Differenz aufkommen.
„Yellow Cabs“wiedererweckt
Was Uber am meisten zusetzen könnte, ist die mögliche Vorbildwirkung New Yorks. An der Wall Street wird bereits die Sorge laut, dass der für 2019 geplante Börsengang platzen könnte. Denn Uber schreibt nach wie vor Verluste und lebt von der Expansion. Diese ist nun zumindest im Finanz- und Wirtschaftszentrum der USA für ein Jahr gestoppt. Was danach passiert, ist noch völlig unklar, viel wird von den Ergebnissen der nun eingesetzten Kommission abhängen.
Während der neue Uber-Chef, Dara Khosrowshahi, zuletzt Erfol- ge in Brasilien oder London, wo die Lizenz nach erbittertem Streit verlängert wurde, feiern konnte, setzte es nun in New York die wohl bisher schwerste Niederlage in der Geschichte des 2009 gegründeten Fahrtendienstes. Das Geschäftsmodell des Milliardenunternehmens wackelt gewaltig. Wenn sich andere Städte wie Washington, Miami oder Los Angeles ein Beispiel an New York nehmen, könnte es auch fallen.
Die schwer angeschlagene Taxibranche in der Millionenstadt hingegen hat erstmals seit Langem wieder Grund zum Jubel. Dutzende Fahrer gingen in Manhattan auf die Straße und feierten die Entscheidung des Stadtrates. Die Zahl der offiziellen „Yellow Cabs“ist zuletzt auf 13.500 gesunken. Mit ihrer Entscheidung hat die Politik in New York eine sterbende Industrie wieder zum Leben erweckt.