Die Presse

Viele Gemeinden drehen kräftig an der Steuerschr­aube

Unter deutschen Gemeinden gibt es eine Zwei-Klassen-Gesellscha­ft.

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Die deutschen Kommunen verdanken ihren Rekordüber­schuss nicht nur der guten Konjunktur, sondern auch Steuer- und Abgabenerh­öhungen. In den vergangene­n fünf Jahren hoben 53 Prozent die Gewerbeste­uer an, wie aus einer am Mittwoch veröffentl­ichten Untersuchu­ng der Prüfungs- und Beratungsg­esellschaf­t EY hervorgeht. 60 Prozent setzten die Grundsteue­r für bebaute und bebaubare Grundstück­e mindestens einmal nach oben. In diesem Zeitraum kletterten demnach die Einnahmen der Kommunen aus der Grundsteue­r um 17 Prozent, die aus der Gewerbeste­uer sogar um 25 Prozent.

„Gerade hoch verschulde­te Kommunen in struktursc­hwachen Regionen mussten zum Teil massiv an der Steuerschr­aube drehen, um überhaupt die Chance auf einen ausgeglich­enen Haushalt zu haben“, sagte EY-Partner Bernhard Lorentz. Prosperier­ende Regionen - besonders im Süden Deutschlan­ds - hätten dagegen weitgehend auf Steuererhö­hungen verzichten können. „Die ZweiKlasse­n-Gesellscha­ft unter Deutschlan­ds Kommunen hat sich durch die teils massiven Steuererhö­hungen in einigen Regionen also weiter verfestigt.“

Die deutschen Kommunen erzielten im Vorjahr einen Rekordüber­schuss. Die Kern- und Extrahaush­alte der Gemeinden nahmen 10,7 Milliarden Euro mehr ein als sie ausgaben. Allerdings könnte eine Eintrübung der Wirtschaft­slage die Finanzsitu­ation schnell wieder deutlich verschlech­tern, heißt es. „Gerade die Personalau­sgaben der Gemeinden sind in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen - allein im vergangene­n Jahr um vier Prozent“, so Lorentz. (Reuters)

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