Start für die Jagd nach Medaillen
Ein österreichischer Rekord muss wohl her. Dann aber wäre für Siebenkämpferin Ivona Dadic bei der Europameisterschaft in Berlin selbst Edelmetall in Griffweite.
Siebenkämpferin Ivona Dadic hofft bei der Leichtathletik-EM auf Edelmetall.
6417 Punkte – so lautet die von Ivona Dadic bei der WM vor einem Jahr hochgeschraubte Siebenkampf-Bestmarke des österreichischen Leichtathletikverbands. Beim jüngsten Meeting Mitte Juni in Ratingen verpasste die 24-jährige Oberösterreicherin diesen Rekord nur um vier Zähler. Nun, bei der Leichtathletik-EM in Berlin, würde Dadic mit ihrer Bestmarke wohl leer ausgehen. „Da das Niveau in Europa wirklich sehr hoch ist, denke ich, dass man 6550 bis 6600 Punkte für eine Medaille brauchen wird“, sagt das heimische Aushängeschild vor dem Saisonhighlight. Nachsatz: „Ich bin mir sicher, dass ich das kann.“
Zum Vergleich: Nafissatou Thiam, die Olympiasiegerin, Weltmeisterin und EM-Topfavoritin aus Belgien kam heuer bei ihrem Sieg in Götzis bereits auf 6806 Punkte. Aber um über Medaillen zu reden, sei es ohnehin noch viel zu früh, meint Dadic, sie sei noch weit weg von einem guten Wettkampf und dem 800-Meter-Lauf. „Ich weiß, dass ich gut vorbereitet bin und viele Punkte machen kann. Wenn ich meine Leistung abrufe, bin ich sicher eine Kandidatin für eine Medaille.“
Heute warten zum Auftakt in der Vormittagssession (ab zehn Uhr, live Eurosport, ORF Sport plus) die 100 Meter Hürden, Freitagabend dann die abschließenden 800 Meter. Gut zu starten sei „angenehm“, aber es könne gut anfangen und schlecht enden oder nicht so optimal anfangen und sehr gut enden, erklärt die Hallen-Silbermedaillengewinnerin im Fünfkampf bei der EM 2017 und der WM 2018. „Es ist die erste Freiluft-EM nach Amsterdam. Man macht sich vielleicht ein bisschen Druck, aber ein bisschen Druck ist gar nicht so schlecht.“
Wie schnell alles vorbei sein kann, hat in Berlin ZehnkampfTopfavorit Kevin Mayer vorgezeigt. Der Franzose hatte im 100-MeterLauf die Konkurrenz mit der Fabel- zeit von 10,64 Sekunden noch geschockt, im Weitsprung legte er dann drei ungültige Versuche hin. Sein Ausscheiden beschäftigte auch Dadic. „Ich schaue, dass der erste Versuch gültig ist und eine Weite hat. Dann kann ich attackieren. Aber wenn der erste ungültig ist, wird es schwierig.“Sie werde sich genau anschauen, wie der Wind beim Einspringen ist und entsprechend weit nach hinten gehen. „Ich habe ein ziemlich gutes Brettgefühl.“
Die jüngsten Trainings vergangene Woche seien schließlich sehr zufriedenstellend verlaufen. „Es war die beste Trainingswoche des ganzen Jahres. Nachdem es vorher nicht so ganz geklappt hatte, habe ich Gefühl und Selbstvertrauen wieder zurückbekommen“, erzählt Dadic.
Weitsprung (und 800 Meter) trainiert sie in Linz gemeinsam mit der 23-jährigen Verena Preiner. Als EM-Siebente vor zwei Jahren überraschte die Oberösterreicherin, in Götzis verbesserte sie heuer mit 6308 ihren persönlichen Rekord. „Das motiviert, wenn man sieht, dass man den Abstand zur Spitze verringert. Da Preiner die Halle ausgelassen hat, ist die EM ihre einzige große Meisterschaft. „Ich will meine beste Leistung zeigen und in Richtung einer Bestleistung kommen. Das ist das Ziel.“
Draufgabe für Lagger
Jüngste im österreichischen Siebenkampf-Trio ist die 18-jährige Sarah Lagger, die seit 2015 fünf Medaillen bei Nachwuchs-Großereignissen gewonnen hat. Ihre Bestmarke liegt bereits bei 6225 Punkten, aufgestellt Mitte Juli bei der U20-WM in Tampere. Mit der Silbermedaille dort sei die Saison schon richtig gut verlaufen, sagt die Kärntnerin. „Das hier ist eine Draufgabe, das erste Mal bei den Großen dabei sein und reinschnuppern. Die Vorfreude ist größer als der Druck.“(joe)
Ich bin mir sicher, dass ich das kann. Ein bisschen Druck ist gar nicht so schlecht. Ivona Dadic Siebenkämpferin