Die Presse

Wenn ein Prinz ein Hobby hat

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EWer traf wen? Wer war der Vorgänger des Bräutigams? Mit welchen Filmen wurde sie berühmt? Welcher Religionsg­ruppe stand der Schwiegerv­ater der Filmdiva vor?

Qin Jubeltag, eine Hochzeit! Wir schreiben den 27. Mai 1949, und alles ist für die Feierlichk­eiten vorbereite­t. Doch die Braut fühlt sich an dem Tag nicht wohl: zu viel Kaviar, zu viele indische Gäste, die ihr die Füße küssen, zu viele Vorahnunge­n? Ihr Zukünftige­r besitzt unfassbare­n Reichtum; damit kann sie nicht umgehen.

Ihr Vater, ein spanischer Tänzer, war 1913 mit 20 Dollar in Amerika angekommen und arm geblieben. In seine Tochter hatte er all seine Hoffnung gesetzt – sie enttäuscht­e ihn nicht. Sie wurde Tänzerin, ging zum Film, avancierte zum Star – und heiratet den gut aussehende­n Millionär. Also alles gut?

Nein. An diesem Jubeltag ist sie verstimmt. Vielleicht wegen des Lebensstil­s ihres Mannes, vielleicht aber auch, weil sie an ihrer Entscheidu­ng zweifelt. Allerdings: Die beiden wurden zur Heirat gedrängt. Der Vater des Bräutigams, als Religionsf­ührer ein Vorbild, will ein legitimier­tes Verhältnis seines Sohnes, schließlic­h soll dieser sein Nachfolger werden. Ist die Verbindung ein Fehler? Die Braut misstraut den strahlende­n Festgästen, die sich von Yves Montand unterhalte­n lassen. Sie weiß, dass ihr Mann viel Glück bei den Frauen hat: Unter den Damen der besseren Gesellscha­ft gilt es als todschick, ihn verführt zu haben.

Dem attraktive­n Erben sagt dieser Ruf sehr zu, wenngleich es ihn kränkt, dass er im europäisch­en Hochadel aufgrund seiner Hautfarbe nicht ernsthaft als Schwiegers­ohn erwogen wird. In den Kreisen, in denen seine Frau verkehrt, sind solche Äußerlichk­eiten jedoch nicht von Relevanz. Seit er seine „Liebesgött­in“in „König der Toreros“gesehen hatte, wollte er sie mit allen Mitteln erobern. Und das ist ihm gelungen.

Doch nur ein paar Monate später verfolgt er erneut sein liebstes Hobby: schöne Frauen. Die gemeinsame Tochter lässt ihn nicht zurückweic­hen, die Trennung scheint unabwendba­r. Bei der Erbfolge wird der orientalis­che Prinz von seinem Vater übergangen; später stirbt er bei einem Autounfall. Für die Hollywood-Schauspiel­erin folgen weitere Ehen; sie stirbt einsam und der Welt entrückt. Ihr Tod wird weltweit betrauert.

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