Grasser als diskreter Bargeldbote
Buwog-Prozess. Nach seinem siebenstündigen Einleitungsmonolog brach für Karl-Heinz Grasser die Zeit der Beschuldigteneinvernahme an. Von Bargeld der Schwiegermutter war die Rede.
Wie legt ein amtierender Finanzminister Geld an, dass er von seiner Schwiegermutter bekommt? Nämlich 500.000 Euro. Die Wege, die Karl-Heinz Grasser im Jahr 2005 gewählt hat, sind ziemlich verschlungen, sehr diskret – und sie boten am Mittwoch, dem 42. Tag des Buwog-Prozesses, Anlass zum kollektiven Staunen.
500.000 Euro also. Das ominöse Geldgeschenk von Grassers Schwiegermutter, der aus dem SwarovskiClan stammenden Marina Giori-Lhota, wurde zuerst von Grasser im Papiersackerl mit dem Auto von der Schweiz nach Österreich gefahren, wo es in Grassers Safe landete. Dann übergab der damalige Minister (Amtszeit 2000 bis 2007) die Banknoten in drei Tranchen einem Herrn W. von der Meinl-Bank. Außerhalb der Banköffnungszeiten. Einmal 100.000 Euro. Diese Summe wurde bankintern in viermal 25.000 Euro gestückelt. Dann brachte Grasser 330.000 Euro vorbei, später die restlichen 70.000 Euro.
Das Konto, auf dem die Gelder landeten, gehörte der Schweizer Briefkastenfirma Ferint AG. Mit dieser schloss Grasser (übrigens erst nach Einlangen der ersten Tranchen) einen Treuhandvertrag. Als Treuhänder fungierte ein gewisser Sch., ein Mann, den Grasser gar nicht kannte.
Die Ferint, deren Kontaktmann zu Grasser wiederum von Julius Meinl empfohlen worden war, investierte in Hypo Alpe Adria Genussscheine. Und vermehrte so den Betrag auf beachtliche 784.000 Euro. Grasser dazu: „Ich war eigentlich ganz stolz darauf.“
Dann wanderte dieses Vermögen auf Initiative des – nun mitangeklagten – Schweizer Vermögensverwalters Norbert W. auf das Raiffeisen-Liechtenstein-Konto der in Belize City (Zentralamerika) gegründeten Briefkastenfirma Mandarin Group Ltd. Und von dort dann weiter zu einer gewissen Catherine Corporation, ebenfalls in Belize. Dass sich Grasser bei seinen Geldübergaben an W. von der Meinl-Bank keine Belege geben ließ, sorgte für ein Raunen im Prozesspublikum. „Ich habe keine Bestätigungen für die Geldübergaben bekommen. Ich war mir hundert Prozent sicher, dass das funktioniert.“Das tat es auch.
Nun ist es nicht verboten, Geld so anzulegen. Und laut Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) handelt es sich bei dem sogenannten Schwiegermuttergeld auch nicht um Teile der Buwog-Provision. Die WKStA glaubt aber auch nicht, dass die 500.000 Euro wirklich von Grassers Schwiegermutter kamen. In der Anklage heißt es: „Die Herkunft dieser Geldmittel konnte bislang nicht geklärt werden.“
Was die Anklage aber hervorstreicht: Auf dem Konto der Mandarin landete sehr wohl auch Buwog-Provisionsgeld. Nämlich 500.000 Euro, die von einem Liechtenstein-Konto des mitangeklagten Grasser-Vertrauten Walter Meischberger überwiesen wurden. Die WKStA meint: Eben dieses Liechtenstein-Konto sei in Wahrheit Grasser zuzurechnen. Grasser bestreitet dies heftig.
Den Lobbyisten Peter Hochegger, jenen Angeklagten, der als Einziger bisher gestanden hat und erklärt hat, auch Grasser habe an der 9,6-Millionen-Provision aus dem Buwog-Verkauf mitgenascht, bezeichnete Grasser so: „Eine Schlange ist auch dann eine Schlange, wenn sie sich häutet.“
Telekom-Verfahren mit dabei
Indessen gab Richterin Marion Hohenecker dies bekannt: Das Verfahren um Schmiergeld, das früher von der Telekom Austria in „schwarzen Kassen“bereitgehalten worden sein soll, wird formal in die Causa Buwog einbezogen. „Die Presse“hat darüber bereits berichtet. Heißt für das BuwogVerfahren: Es wird noch länger.
Im Gerichtssaal haben wir wieder miteinander sprechen gelernt. Karl-Heinz Grasser über die arg ramponierte Freundschaft mit Walter Meischberger.