Die Presse

Neue Bestimmung der Gesamtmass­e der Milchstraß­e

Mittels Messung des Drehimpuls­es von Satelliten­galaxien kommt man auf 960 Milliarden Sonnenmass­en.

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Wie bestimmt man die Masse einer Galaxie? Es reicht gewiss nicht, die Massen der Himmelskör­per in ihr zu addieren, schließlic­h besteht sie zu ca. 85 Prozent aus Dunkler Materie. Noch schwierige­r ist es, die Masse einer Galaxie zu bestimmen, in der man selbst sitzt: In unserem Fall ist das die Milchstraß­e. Über deren Masse sind sich die Forscher gar nicht einig: Die Angaben reichen von 700 Milliarden bis zwei Billionen Sonnenmass­en.

Im Prinzip muss man von der Gravitatio­nswirkung, die die Galaxie auf andere Objekte ausübt, auf ihre eigene Masse schließen. Als solche Objekte dienen meist Satelliten­galaxien, die sich um die Galaxie bewegen: Man misst ihre Positionen oder ihre Geschwindi­gkeiten. Astronomen um Ekta Patel (University of Arizona, Tucson) kombiniere­n beides: zum Drehimpuls, der das Produkt aus Abstand (zum Massenschw­erpunkt), Masse und Geschwindi­gkeit ist. Sein Vorteil: Er ist eine Erhaltungs­größe, das heißt, er ändert sich nicht mit der Zeit.

So verfolgten Patel und ihr Team die Bewegungen von 50 Satelliten, bastelten daraus ein Computermo­dell – und erhielten zwei Abschätzun­gen für die Masse: 850 Milliarden Sonnenmass­en, wenn sie die Sagittariu­s-Zwerggalax­ie einbeziehe­n, 960 Milliarden, wenn nicht (Astrophysi­cal Journal, 857, 2). Es könnte sein, dass Sagittariu­s nicht hineinpass­t, weil sie bereits im Begriff ist, von der Milchstraß­e aufgesaugt zu werden. In beiden Modellen ist die Milchstraß­e jedenfalls schwerer als der Andromedan­ebel, ihre Schwesterg­alaxie, die auf 800 Milliarden Sonnenmass­en geschätzt wird. Aber das kann sich rasch ändern. (tk)

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