Keine Israelis an Bord
Luftfahrt. Nach Kuwait Airways fliegt auch Saudia nach Wien. Beide Airlines sind umstritten, weil sie keine Israelis befördern. Die Regierung prüft völkerrechtlich, verweist aber auf Verkehrsrechte.
Nach Kuwait Airways fliegt auch Saudia nach Wien. Beide Airlines sind umstritten.
Jeddah/Wien. Der Wirbel um Kuwait Airlines – die Fluglinie, die sich weigert, israelische Staatsbürger zu transportieren und seit voriger Woche wieder Wien anfliegt – ist noch nicht verebbt. Da drohen wegen einer anderen arabischen Airline wieder die Wogen hochzugehen, zumal sie ebenfalls Israelis nicht an Bord nimmt. Saudia, die nationale Fluglinie des wahhabitischen Königreichs Saudiarabien, nimmt Österreich in ihr Streckennetz auf. Der Erstflug von Jeddah über Riad nach Wien findet am Samstag statt.
„Als gänzlich staatliche Airline müssen wir uns den Regeln des Staates fügen“, kommentiert Jaan Albrecht im Gespräch mit der „Presse“das heikle Thema. Es liege daher nicht im Ermessen der Fluglinie. „Wir folgen wie Fluglinien überall auf der Welt nationalen Vorgaben“, sagt der ehemalige Chef der AUA, der seit Anfang 2017 Boss der Saudia ist.
Die Regeln, von denen Albrecht spricht, reichen weit zurück: Die beiden Länder sind seit Langem verfeindet und unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Israelische Staatsbürger erhalten folglich auch kein Einreisevisum. Umso mehr sorgte Kronprinz Mohammed bin Salman im April bei einem Besuch in den USA für internationales Aufsehen. Der künftige König, der sein Land liberalisieren und vom Öl unabhängig machen will, billigte in einem Interview Israelis (und Palästinensern) jeweils das Recht auf ein eigenes Land zu. Ein rascher Politikwechsel scheint jedoch nicht in Sicht.
Hierzulande üben sich das für die Luftfahrt zuständige Infrastrukturministerium und der Flughafen Wien einmal mehr in Diplomatie. Zumal der Spagat zwischen der Ablehnung eines diskriminierenden Verhaltens (einer Airline) und der Erteilung von Flugrechten äußerst schwierig ist. Das zeigte sich schon Ende Mai, als bekannt wurde, dass Kuwait Airways ab 7. Juni über den Sommer wieder nach Wien fliegt. Die Kuwaitis lösten vor allem in Deutschland, aber auch in den USA, einen Proteststurm aus.
Die Klage eines Israelis, der von der Fluglinie abgelehnt worden war, wurde aber in erster Instanz von einem deutschen Gericht abgelehnt. Die Begründung: einer Fluglinie könne nicht zugemutet werden, gegen das Gesetz ihres Heimatlandes zu verstoßen.
Alle Auflagen erfüllt
In Österreich hieß es zu Kuwait Airlines, die Regierung prüfe ein Landeverbot. „Für eine Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer religiösen Ansicht ist in unserem Land kein Platz. Sollte hier die Airline ein diskriminierendes Verhalten gesetzt haben, werden wir gemeinsam mit dem Außenministerium weitere Schritte besprechen“, betonte Infrastrukturminis- ter Norbert Hofer (FPÖ) in einer ersten Stellungnahme.
„Wir haben das Völkerrechtsbüro im Außenamt gebeten, den Sachverhalt zu prüfen – bei beiden Airlines“, sagte nun am Montag der Sprecher von Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ), Volker Höferl, der „Presse“. Er betonte aber auch, dass Saudia – wie auch Kuwait Airways – luftverkehrsrechtlich alle Auflagen erfülle.
Ähnlich tönt es am Flughafen. „Als Flughafen können wir keine Airline an der Landung hindern, die die Verkehrsrechte und Slots hat sowie alle Sicherheitsvorschriften erfüllt“, beruft sich Sprecher Peter Kleemann auf den sogenannten Kontrahierungszwang.
Saudia fliegt bereits Frankfurt, München, London, Paris, Madrid, Rom, Mailand und Genf in Europa an, ohne dass es Proteste gab. Von 2007 bis 2009 flog sie auch schon nach Wien. Derzeit umfasst die Flotte 148 Flugzeuge, in den letz- ten drei Jahren kamen 80 Flieger dazu. Die Zahl der Passagiere soll heuer von 32,5 auf 34 Millionen steigen.
Touristen und Pilger
Anders als die Kuwaitis fliegt Saudia ganzjährig nach Wien. Aus Saudiarabien kommen Geschäftsleute und Touristen, die in Österreich neben den Kunstschätzen Wälder, Seen – und den Regen – schätzen. Bei den Rückflügen setzt Albrecht ebenfalls auf Businessreisende, aber auch auf Pilger, zum Teil aus Osteuropa, die in Wien umsteigen. Sukzessive sollen auch österreichische Touristen nach Saudiarabien kommen. Dazu plant die Regierung eine Vereinfachung der Visabestimmungen.
Albrecht ist der erste Ausländer an der Spitze der 75 Jahre alten Airline. Sein klarer Auftrag: Saudia, die als „Botschafterin“der Modernisierung des Königreichs verstanden wird, profitabel zu machen.