Tod der Matriarchin im Bush-Clan
Nachruf. Barbara Bush, die spitzzüngige frühere First Lady und „First Mom“, starb im Alter von 92 Jahren.
Barbara Bush, die frühere US-FirstLady und Mutter von George W. Bush, starb im Alter von 92 Jahren.
Im verästelten Bush-Clan, dem republikanischen Äquivalent der Kennedys, und bei Familienfeiern am Sommersitz Kennebunkport in Maine gelten „41“und „43“als große Nummern. Intern stehen sie für George Bush und seinen Sohn George W. und bezeichnen ihre Rangfolge im elitärsten Klub des Landes – dem der US-Präsidenten.
Seele und Herz der Dynastie war indes stets Barbara Bush, die Matriarchin, die als First Lady eine großmütterliche Aura ausstrahlte, als „First Mom“zur Instanz aufstieg, um zur „Großmutter der Nation“zu avancieren. Respekt und Bewunderung vieler Amerikaner schwangen mit, als die Nachricht vom Ableben der 92-Jährigen die Nation traf. Sie spricht auch aus den Würdigungen unter anderem eines Bill Clinton, der sich quasi als „Stiefsohn“in den Clan seines Ex-Konkurrenten reklamierte. Unvorbereitet waren die USA indessen nicht. Schon am Sonntag hieß es, die Ex-First Lady habe gebeten, die medizinische Behandlung einzustellen.
73 Jahre war Barbara Bush, Tochter aus einer neuenglischen Patrizierfamilie, mit George Bush verheiratet. Sie begleitete ihn auf all seinen Karrierestationen – als Ölmanager nach Texas, als Kongressabgeordneten nach Washington, als UN-Botschafter nach New York, als US-Botschafter nach Peking und als CIA-Chef, Vizepräsident und Präsident neuerlich nach Washington.
Als ihre Tochter Robin im Alter von drei Jahren an Leukämie starb, färbte sich ihr Haar schlohweiß, was ihr den Spitznamen „Silberfuchs“eintrug. Sie schrieb Kinderbücher aus Hundeperspektive, sie gestand ihre Depressionen ein – und war das populärste Familienmitglied: eine Wertkonservative, die sich für Sozialprojekte engagierte, für Bürgerrechte und Abtreibung eintrat und stillen Einfluss ausübte.
Als First Lady hob sich die unprätentiöse Barbara markant von ihrer Vorgängerin Nancy Reagan ab. Warmherzig, spontan, energisch, selbstironisch, sarkastisch, spitzzüngig – so lauten Eigenschaften, die ihr zugeschrieben wurden. Sie nannte George W. einen „Spätentwickler“; Sohn Jeb erinnert sich in seiner Jugend an sie als „Zuchtmeisterin“. Für ihn warf sie sich noch 2016 in die Wahlschlacht, als sie aus ihrer Abneigung gegenüber Donald Trump kein Hehl machte.