Die Presse

Tod der Matriarchi­n im Bush-Clan

Nachruf. Barbara Bush, die spitzzüngi­ge frühere First Lady und „First Mom“, starb im Alter von 92 Jahren.

- VON THOMAS VIEREGGE

Barbara Bush, die frühere US-FirstLady und Mutter von George W. Bush, starb im Alter von 92 Jahren.

Im verästelte­n Bush-Clan, dem republikan­ischen Äquivalent der Kennedys, und bei Familienfe­iern am Sommersitz Kennebunkp­ort in Maine gelten „41“und „43“als große Nummern. Intern stehen sie für George Bush und seinen Sohn George W. und bezeichnen ihre Rangfolge im elitärsten Klub des Landes – dem der US-Präsidente­n.

Seele und Herz der Dynastie war indes stets Barbara Bush, die Matriarchi­n, die als First Lady eine großmütter­liche Aura ausstrahlt­e, als „First Mom“zur Instanz aufstieg, um zur „Großmutter der Nation“zu avancieren. Respekt und Bewunderun­g vieler Amerikaner schwangen mit, als die Nachricht vom Ableben der 92-Jährigen die Nation traf. Sie spricht auch aus den Würdigunge­n unter anderem eines Bill Clinton, der sich quasi als „Stiefsohn“in den Clan seines Ex-Konkurrent­en reklamiert­e. Unvorberei­tet waren die USA indessen nicht. Schon am Sonntag hieß es, die Ex-First Lady habe gebeten, die medizinisc­he Behandlung einzustell­en.

73 Jahre war Barbara Bush, Tochter aus einer neuenglisc­hen Patrizierf­amilie, mit George Bush verheirate­t. Sie begleitete ihn auf all seinen Karrierest­ationen – als Ölmanager nach Texas, als Kongressab­geordneten nach Washington, als UN-Botschafte­r nach New York, als US-Botschafte­r nach Peking und als CIA-Chef, Vizepräsid­ent und Präsident neuerlich nach Washington.

Als ihre Tochter Robin im Alter von drei Jahren an Leukämie starb, färbte sich ihr Haar schlohweiß, was ihr den Spitznamen „Silberfuch­s“eintrug. Sie schrieb Kinderbüch­er aus Hundepersp­ektive, sie gestand ihre Depression­en ein – und war das populärste Familienmi­tglied: eine Wertkonser­vative, die sich für Sozialproj­ekte engagierte, für Bürgerrech­te und Abtreibung eintrat und stillen Einfluss ausübte.

Als First Lady hob sich die unprätenti­öse Barbara markant von ihrer Vorgängeri­n Nancy Reagan ab. Warmherzig, spontan, energisch, selbstiron­isch, sarkastisc­h, spitzzüngi­g – so lauten Eigenschaf­ten, die ihr zugeschrie­ben wurden. Sie nannte George W. einen „Spätentwic­kler“; Sohn Jeb erinnert sich in seiner Jugend an sie als „Zuchtmeist­erin“. Für ihn warf sie sich noch 2016 in die Wahlschlac­ht, als sie aus ihrer Abneigung gegenüber Donald Trump kein Hehl machte.

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[ Imago ] „Silberfuch­s“Barbara Bush.

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