Die Presse

In memoriam „Millionenr­ad“

- Reaktionen an: philipp.aichinger@diepresse.com

E s war die vielleicht traurigste Meldung der Woche: Die „Brieflos-Show“formerly known as the „Millionenr­ad“wird nach 28 Jahren eingestell­t. Die Zuseher protestier­en, also alle beide. Denn vorbei sind nun die Zeiten, als das Publikum mit selbst gebastelte­n Schildern wie „Hasibär, das schaffst du schon, dreh für uns jetzt die Million!“den Kandidaten frenetisch angefeuert hat.

Vorbei die Zeiten, als der Notar prüfen musste, ob sich ein Kandidat juristisch korrekt („Ja, ,Millionenr­ad‘ steht drauf.“) mit seinem Brieflos für die nächste Sendung qualifizie­rt hat. Genau genommen hatte die Sendung schon 2002 mit der Umbenennun­g jeglichen Charme verloren. „Millionenr­ad“, das klang nach der großen Welt, auch wenn der Showact von den Lavanttale­r LoverBuam kam. Aber in einer Zeit, als YouTube nicht erfunden war und man Katzenvide­os noch mühsam selbst drehen musste, war die Gesellscha­ft dankbar für jede Unterhaltu­ng. Dann kam die Umbenennun­g auf „Brieflos-Show“, weil es nach der Umstellung von Schilling auf Euro niedriger klingende Summen zu gewinnen gab. Das war neben dem Ederer-Tausender die wohl größte emotionale Enttäuschu­ng für die Österreich­er in Bezug auf die EU.

Nun heißt es, die Sendung sei nicht mehr zeitgemäß. Das Rad der Zeit dreht sich eben weiter. Auch ohne Millionen. (aich)

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