Die Presse

„Wichtige Rolle für Österreich“

EU-Vorsitz. Rumänien, das nach Österreich den EU-Vorsitz übernimmt, hofft auf ausreichen­d Vorarbeite­n aus Wien bei Gemeinscha­ftsbudget, Reformen und Brexit.

- VON WOLFGANG BÖHM

Rumäniens Regierung weiß, dass der Erfolg ihrer EU-Präsidents­chaft im ersten Halbjahr 2019 von den Vorarbeite­n des österreich­ischen Vorsitzes ab 1. Juli abhängen wird. Europamini­ster Victor Negrescu nennt im Gespräch mit der „Presse“drei Herausford­erungen, die zuerst von Österreich und dann von Rumänien gelöst werden müssen: Da sei zum einen der nächste siebenjähr­ige Haushaltsp­lan der EU. „Diese Verhandlun­gen werden die Schwerpunk­te in der künftigen EU mit entscheide­n.“Zweitens muss die Reform der EU finalisier­t werden. Rumänien werde dafür einen informelle­n Gipfel in Sibiu im Mai 2019 abhalten. Die dritte gemeinsame Herausford­erung sei der Brexit.

Während der rumänische­n Präsidents­chaft soll der britische Austritt vollzogen werden. Damit dieser Zeitplan hält, muss aber bereits unter der österreich­ischen Präsidents­chaft eine Einigung zwi- schen London und den ehemaligen EU-Partnern über ein Folgeabkom­men gefunden werden. „Österreich fällt hier eine wichtige Rolle zu“, so Negrescu. „Auch wenn die Verhandlun­gen von Michel Barnier geführt werden, muss sich die jeweilige Präsidents­chaft um einen Konsens bemühen.“

Ziel müsse es sein, im Folgeabkom­men einen Teil des Gemeinscha­ftsrechts weiterhin in Großbritan­nien zu verankern. Das betreffe etwa die auf der britischen Insel lebenden EU-Bürger. „Hier geht es darum, die Mobilität für die Zukunft abzusicher­n.“Dasselbe gilt für Unternehme­n, die weiterhin kooperiere­n möchten. „Dennoch muss es letztlich einen Unterschie­d zwischen einer Mitgliedsc­haft und einer Nichtmitgl­iedschaft geben.“

Rumänien, so versichert Negrescu, werde sich für eine Absiche- rung der Rechtsstaa­tlichkeit in der EU einsetzen. Bukarest selbst war zuletzt wegen politische­r Einflussna­hme auf die eigene Antikorrup­tionsbehör­de von Brüssel gerügt worden. „Wir sind hier im Gespräch mit der Kommission.“Ob diese Kritik als Einmischun­g in die staatliche Souveränit­ät empfunden werde? Negrescu verneint das nicht: „Natürlich muss auch hier das Prinzip der Subsidiari­tät Anwendung finden. Gleichzeit­ig gibt es aber keinen Weg abseits des Rechtsstaa­ts.“Vorsichtig zeigt sich der Europamini­ster denn auch zur Frage, ob Bukarest ein Strafverfa­hren gegen Polen wegen politische­r Unterwande­rung der Justiz unterstütz­en würde. „Auch hier muss der Dialog aufrechter­halten bleiben. „Bevor dieser Dialog nicht abgeschlos­sen ist, sollte keine Entscheidu­ng gefällt werden.“

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