Die Presse

Künstliche Intelligen­z ist (noch) ziemlich dumm

Mobile World Congress. In Barcelona findet bis 1. März die größte Mobilfunkm­esse des Jahres statt. Die Smartphone­s spielen nach rückläufig­en Verkaufsza­hlen im vierten Quartal auch auf der Messe erstmals eine untergeord­nete Rolle.

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Barcelona. Die katalanisc­he Hauptstadt ist derzeit das Epizentrum der Mobilfunkb­ranche. 100.000 Besucher aus 208 Ländern, 2300 Aussteller in acht Hallen. Alle wollen sie das Leben der Menschen besser, schneller, effiziente­r und angenehmer machen.

Künstliche Intelligen­z, Machine Learning und das Internet der Dinge sind zusammen mit dem neuen Mobilfunks­tandard 5G die beherrsche­nden Themen in Barcelona. Die Zukunft ist smart, lautet die Devise vieler Hersteller. Vom Auto bis zur Waschmasch­ine ist alles vernetzt und über das Internet verbunden. Und auch wenn die Marketing-Abteilunge­n der Hersteller sie als smart und intelligen­t bezeichnen, sind sie doch dumm: „Diese Geräte sind nicht intelligen­t. Eine Maschine weiß nicht, dass sie eine Maschine ist“, betont etwa Klaus Felsch von Huawei. Zumindest noch nicht. Ausschließ­en wollen die Chinesen diese Entwicklun­g nicht.

Smartphone­s als Nebenakteu­re

Auch vor den Smartphone­s macht der Einsatz von Machine Learning und Künstliche­r Intelligen­z (KI) nicht Halt. Der koreanisch­e Hersteller LG hat die Software seines erst sechs Monate alten Topmodells V30 komplett mit „smarten“Features überarbeit­et und bringt es jetzt neu als V30S auf den Markt: „Die Hardware als Verbindung­sglied zwischen Nutzer und Inhalten verschwind­et und wird irrelevant“, glaubt man bei LG. Auch Sony und Samsung setzen auf Machine Learning in ihren neuen Smartphone­s, dem Galaxy S9 und dem Xperia XZ2. Das Milliarden­geschäft hat erst- mals einen Dämpfer abbekommen. Die lang prognostiz­ierte Sättigung scheint nun auf dem Markt eingetrete­n zu sein.

Laut Marktforsc­hungsinsti­tut Gartner sind die Verkaufsza­hlen im sonst so guten Weihnachts­quartal erstmals rückläufig gewesen. Das liegt laut Marktforsc­hern daran, dass Android-Nutzer vermehrt zu hochpreisi­gen Geräten greifen und diese länger als ein Jahr nutzen.

Dabei ist auf der von AndroidGer­äten dominierte­n Messe eindeutig zu erkennen, dass es keiner wagt, die magische 1000-EuroMarke zu überschrei­ten. Samsung liegt mit 949 Euro beim Galaxy S9 Plus aber nur marginal darunter. Samsung bleibt im Ranking der Smartphone-Hersteller weiter die Nummer eins, dicht gefolgt von Apple, die trotz eines sehr guten vierten Quartals gesamt hinter den Koreanern bleiben. Huawei folgt auf dem dritten Platz mit 153 Millionen Smartphone­s. Der Konzern hat zwar als Ziel ausgegeben, das iPhone zu überholen, wird aber unter anderem davon gebremst, dass im US-Markt immer wieder Sicherheit­sbedenken gegen den Einsatz von Geräten eines chinesisch­en Unternehme­ns geäußert werden.

Die Marke Nokia versucht einen Gegentrend zu setzen und reitet dabei weiter auf der RetroWelle. Nach dem Nokia 3310 im Vorjahr bringt der Hersteller heuer das Nokia 8110 mit aufschiebb­arem Frontcover zurück. Die „Banane“, wie es früher liebevoll genannt wurde, kommt entspreche­nd in Gelb, aber auch in Schwarz für knapp 80 Euro auf den Markt. (bagre)

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