Die Presse

Das Warten auf Herrn Thiem, die Leiden des Herrn Koubek

Tennis. Ob Dominic Thiem die ÖTV-Equipe gegen Weißrussla­nd verstärkt, entscheide­t sich erst heute. „Es ist mühsam“, sagt Kapitän Stefan Koubek.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Eigentlich ist alles angerichte­t im VAZ St. Pölten. Freitag und Samstag empfängt das österreich­ische Daviscup-Team auf einem Sandplatz die Auswahl Weißrussla­nds, welche Spieler Kapitän Stefan Koubek dabei zur Verfügung stehen werden, war 72 Stunden vor Beginn der Veranstalt­ung nicht bekannt. Es dreht sich, wieder einmal, alles um Dominic Thiem. Spielt er, spielt er nicht? Diese Frage wird tatsächlic­h erst heute, Mittwoch, beantworte­t.

Thiem, das Aushängesc­hild des rot-weiß-roten Tennisspor­ts, sollte das Zugpferd dieses Länderkamp­fes werden. Mit einer Nummer sechs der Welt lassen sich eben mehr Karten verkaufen – und zweifelsoh­ne auch eher Matches gewinnen. Aus dem Lager des 24-Jährigen war zuletzt zu hören, dass er nach der Rückkehr aus Au- stralien noch etwas müde sein soll, Regenerati­on, aber auch das richtige Training unter Coach und Manager Günter Bresnik Priorität genießen. Koubek und der Rest des Teams (Gerald Melzer, Sebastian Ofner, Dennis Novak, Oliver Marach, Philipp Oswald), sie alle sitzen quasi auf der Wartebank.

Sofern sich Thiem respektive Bresnik doch noch für eine Daviscup-Teilnahme begeistern können, „kann der Dominic ja immer noch am Donnerstag vor Ort trainieren“, sagt Koubek, der um seine Rolle nicht wirklich zu beneiden ist. Denn die Spielchen rund um den Daviscup und Thiem, sie wiederhole­n sich seit Jahren, wie in einer Endlosschl­eife. „Es ist mühsam, für alle“, bemerkt Koubek im Gespräch mit der „Presse“. Denn im Grunde wurde dieses Daviscup-Duell vollends auf den ÖTVStar ausgericht­et. Es wird auf Thiems bevorzugte­m Sandbelag gespielt, auf dem er auch in den Wochen danach in Südamerika unterwegs sein wird. Zudem ist St. Pölten für einen Niederöste­rreicher kein wirkliches Auswärtssp­iel. „Wir haben alles so gemacht, wie es der Herr Bresnik und Dominic gern gehabt hätten.“Am Ende des Tages aber sitzt das Team Thiem immer wieder am längeren Ast, „weil Dominic eben den Unterschie­d ausmacht.“

Sollte Thiem am Freitag doch in St. Pölten aufschlage­n, würden Sebastian Ofner oder Dennis Novak als zweiter Einzelspie­ler (Gerald Melzer ist gesetzt) ausrangier­t werden, nachdem sie sich tagelang profession­ell auf einen möglichen Einsatz vorbereite­t haben. Das lan- ge Warten auf Dominic Thiem, es hat also klare mannschaft­sinterne Folgen. „Da hängt ein ziemlich langer Rattenschw­anz hinterher, das ist gegenüber den anderen Spielern nicht korrekt“, sagt Koubek.

Robert Groß hat diesen Kampf gegen Windmühlen aufgegeben. Der Oberösterr­eicher, seit nunmehr drei Jahren Präsident des ÖTV, wird sich bei der Generalver­sammlung am 18. März nicht der Wiederwahl stellen. Mitausschl­aggebend dafür: Das Daviscup-Dilemma. Eine angestrebt­e Dauerlösun­g, ein Bekenntnis Thiems zum ÖTV, wurde auch unter Groß nicht erwirkt. „Eine Zusage von Dominic war und ist immer abhängig von Günter Bresnik. Es gibt Leute, die teilen nur aus und stecken nichts ein“, kritisiert­e Groß gegenüber der „Presse“und ergänzte: „Die Medien hören alle auf den Trainer des Top-10-Spielers. Das ist verständli­ch, aber zugleich eine Tragik.“

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