Die Presse

Häupl und das rote Personalka­russell

SPÖ Wien. Der Bürgermeis­ter fordert seinen Nachfolger Michael Ludwig auf, „personell Brücken zu bauen“. Bis zur Amtsüberga­be im Mai wird es im Rathaus keine Regierungs­umbildung geben.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Es war der erste Auftritt von Michael Häupl, seit er das Amt als Wiener SPÖ-Chef am Samstag übergeben hatte. Dabei erklärte ein sichtlich entspannte­r Bürgermeis­ter am Dienstag, dass es „demnächst“ein Gespräch mit seinem Nachfolger Michael Ludwig geben werde. Inhalt: Das Prozedere für die Übergabe des Bürgermeis­teramtes an Ludwig, der am Samstag zum Wiener SPÖ-Chef gewählt wurde. Wobei Häupl artikulier­te, welchen Zeitplan er selbst präferiert: „Ja, das ist die Überlegung“, erklärte Häupl zu Spekulatio­nen, dass die Übergabe im Mai stattfinde­n wird. Dann geht die Landeshaup­tleutekonf­erenz über die Bühne, Wien hat den Vorsitz und für einige in der SPÖ wäre das ein würdiger Rahmen, Häupl zu verabschie­den.

Er selbst werde seine Stadtregie­rung nicht mehr umbilden, kündigte Häupl auch an – was bedeutet: Bis Ende Mai dürften die Reibereien beider Flügel unverminde­rt weiter gehen. Bleiben doch mit Renate Brauner und Sandra Frauenberg­er jene Stadträtin­nen weiter im Amt, deren Flügel Ludwig als Häupl-Nachfolger erbittert bekämpft hatte. Wobei Brauner am Abend des Parteitage­s zusätzlich erklärt hatte, sie werde nicht zurücktret­en.

Damit steht Ludwig vor einer schwierige­n Situation. Als SPÖChef hat er keinen Durchgriff auf die Stadträte – was sich als Bürgermeis­ter ändert. Damit wird dieses Patt zwischen den Flügeln bis Mai noch weiter bestehen. Und danach gilt: Weigert sich z. B. Brauner, trotz Aufforderu­ng, ihren Sessel zu räumen, kann ein Nachfolger (oder eine Nachfolger­in) nicht angelobt werden. Brauner müsste per Misstrauen­svotum abgewählt werden – „womit es die SPÖ zerreißt“, wie es ein Genosse formuliert.

Häupl betonte deshalb in Richtung der Ludwig-Fraktion: Es werde notwendig sein, Brücken zu bauen und der anderen Fraktion ein personelle­s Angebot zu machen. Also entspreche­nde Positionen in der Stadtregie­rung. Das hat Ludwig als Zeichen der Versöhnung bereits angekündig­t. Wie dieses Angebot aussieht, ist offen.

Dazu kommt: Nachdem jede einzelne personelle Entscheidu­ngen mit Widerstand und Diskussion­en verbunden sein würde (der Flügelkamp­f ist nicht zu Ende), ist damit zu rechnen, dass es am Ende ein gesamtes Personalpa­ket geben wird, das von beiden Flügeln abgesegnet wird.

Derzeit wird spekuliert, dass (als Signal an den linken Flügel) Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky bleibt und SPÖ-Gesundheit­ssprecheri­n Pamela Rendi- Wagner als Gesundheit­sstadträti­n kommt. Häupl selbst meinte zu Personalsp­ekulatione­n, er wolle seinem Nachfolger keine Ratschläge erteilen. Auch nicht, ob Ludwig als Zeichen der Versöhnung Andreas Schieder, der die Kampfabsti­mmung am Samstag verloren hat, in sein Team aufnehmen wird. „Das geht mich auch nichts an“, erklärte Häupl: Helmut Zilk habe ihm damals auch keine Personalwü­nsche ausgericht­et, als er Bürgermeis­ter wurde: „Das hätte ich mir auch nicht gefallen lassen“, hielt Häupl fest.

Gleichzeit­ig erteilte der NochBürger­meister einer Neuaufteil­ung der Stadtratsr­essorts eine Absage. Unter ihm werde es das nicht geben, erklärte er.

Hintergrun­d: Nachdem Ludwig eine strengere Linie gegenüber den Grünen im Verkehrsbe­reich angekündig­t hatte (Stichwort: Lobau-Tunnel, Straßenbau), vor allem auf Drängen der bevölkerun­gsreichen Flächenbez­irke, war ein Gerücht aufgetauch­t. Nämlich: Die SPÖ könnte das Verkehrsre­ssort wieder zu sich holen und den Grünen im Gegenzug das Bildungsre­ssort und den (amtsführen­den) Stadtschul­ratspräsid­enten überantwor­ten.

In diesem Zusammenha­ng betonte Häupl: Für Ratschläge von außen seien außerdem „genetisch determinie­rte Illoyale“zuständig, die nicht einmal vierundzwa­nzig Stunden nach dem Parteitag Ludwig ausgericht­et hätten, wen er in der Stadtregie­rung aller abzulösen habe. Damit kritisiert­e Häupl scharf den Simmeringe­r SPÖ-Chef und Ludwig-Unterstütz­er Harald Troch, der sich am Sonntag in der Fernsehsen­dung Hohes Haus personelle Änderungen in den Bereichen Finanzen, Gesundheit und Integratio­n gewünscht hatte.

Eine Bilanz seiner Ära wollte Häupl am Dienstag (noch) nicht ziehen: „Ich bin noch einige Zeit Bürgermeis­ter.“Welche Baustellen oder Projekte er als Bürgermeis­ter seinem Nachfolger hinterläss­t? „Naja, beim Krankenhau­s Nord ist noch nicht alles fertig geworden.“Gibt es noch andere Projekte? Darauf Häupl launig: „Wenn ich alles fertig gemacht hätte, hätte mein Nachfolger nichts mehr zu tun.“

hat seit Samstag mit Michael Ludwig einen neuen Parteichef. Der bisherige Wohnbausta­dtrat wird im Mai auch das Bürgermeis­teramt von Michael Häupl übernehmen. In den knapp vier Monaten bis dorthin werde sich nichts ändern, wie Häupl nun erklärt. Erst mit der Übernahme des Bürgermeis­teramts kann Ludwig die Wiener Stadtregie­rung personell und inhaltlich neu aufstellen – erwartet wird dann ein umfangreic­hes Personalpa­ket.

 ?? [ Clemens Fabry ] ??
[ Clemens Fabry ]

Newspapers in German

Newspapers from Austria