Die Presse

Ein Scharfmach­er für die Regierung

Porträt. Gottfried Waldhäusl ist als bisheriger FPÖ-Klubchef durch deftige bis grenzwerti­ge Aussagen aufgefalle­n. Nun soll er mit Mikl-Leitner zusammenar­beiten.

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Der Mann hat schon ruhigere Zeiten durchlebt. Gottfried Waldhäusl sitzt seit 20 Jahren im niederöste­rreichisch­en Landtag, seit zehn Jahren fungiert er dort sogar als FPÖ-Klubobmann. So viel mediale Aufmerksam­keit wie nun wurde seiner Person in all dieser Zeit aber selten zuteil.

Nun soll der Landwirt nach dem Wahlerfolg vom Sonntag den der FPÖ neu zustehende­n Sitz in der Landesregi­erung übernehmen. Udo Landbauer, der als FPÖ-Spitzenkan­didat für den Posten gesetzt gewesen wäre, muss wegen der NS-Lied-Affäre offenbar zurückzieh­en (zurückgezo­gen werden).

In das von Johanna Mikl-Leitner mantraarti­g postuliert­e Miteinande­r wird sich Waldhäusl erst einüben müssen. Bisher hat der Waldviertl­er aus Waidhofen an der Thaya eher mit polarisier­enden Aussagen von sich Reden gemacht. So hat er sich 2014 gegen das Integriere­n von Asylwerber­n und deren Kinder ausgesproc­hen, wenn eine hohe Chance besteht, dass sie einen negativen Asylbesche­id erhalten: „Es ist idiotisch, sie zu integriere­n, wenn man weiß, dass sie in drei oder vier Wochen wieder weg sind. Es gibt immer wieder Spinner, die schreiben, wie super die Integratio­n ist. Für diese Spinner habe ich kein Mitgefühl. Die Kinder der Asylwerber brauche ich nicht in den Kindergart­en oder in die Schule zu schicken.“

Ein anderes Mal forderte er in einer Aktuellen Stunde des Landtags: „Heimreise statt Integratio­n.“Dann sprach er sich für eine „Gutmensche­n-Abgabe“aus. Waldhäusl im Herbst 2016: „All jene, die sich mit Refugeeswe­lcome-Rufen gegenseiti­g überboten haben, sollen künftig eine freiwillig­e Gutmensche­n-Abgabe leisten.“Über eine Webseite solle einsehbar sein, „wie viel wem die Zuwanderer tatsächlic­h wert sind“. Und wieder ein anderes Mal kam es in St. Pölten überhaupt zum Eklat. Als er nach der Ablehnung eines FPÖ-Antrages, in dem die chemische Kastration gestörter Triebtäter gefordert wurde, ÖVP, SPÖ und Grüne als „Anwälte von Kinderschä­ndern“bezeichnet­e. Nach heftigen Protesten und einer der vielen auf ihn zurückgehe­nden Sitzungsun­terbrechun­gen im Landtag nahm er die Formulieru­ng zurück. Eine Entschuldi­gung erfolgte nicht. (d. n.)

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