Die Presse

Melbourne: Mann raste mit SUV in Menschenme­nge

32-Jähriger mähte Passanten in zweitgrößt­er Stadt Australien­s nieder. Polizei sah zunächst keinen Terrorhint­ergrund.

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Melbourne/Wien. Der Autofahrer, der in der australisc­hen Großstadt Melbourne in Fußgänger raste und 19 Menschen verletzte, hat nach Polizeiang­aben keine Verbindung zum Terrorismu­s. Bei dem 32-Jährigen handle es sich um einen australisc­hen Staatsbürg­er afghanisch­er Herkunft, der den Sicherheit­sbehörden nicht als Terrorverd­ächtiger bekannt sei, sagte der geschäftsf­ührende Polizeiche­f, Shane Patton, am Donnerstag. „Derzeit haben wir keine Hinweise oder Geheimdien­sterkenntn­isse, die auf eine Terrorverb­indung hindeuten“, fügte Patton hinzu.

Es gebe jedoch Hinweise auf Drogenkons­um und psychische Probleme. Der 32-Jährige war am Donnerstag­nachmittag in der Innenstadt mitten im Berufsverk­ehr und Weihnachts­rummel mit einem SUV in eine Menschenme­nge gerast – absichtlic­h, wie die Polizei im Einklang mit Berichten von Augenzeuge­n sagte. Das Fahrzeug war mit einer Geschwindi­gkeit von bis zu 100 km/h unterwegs und fuhr auf der belebten Flinders Street entlang. Schließlic­h kam es an einer Straßenbah­nhaltestel­le zum Stehen.

„Böser, absichtlic­her feiger Akt“

Der mutmaßlich­e Täter und ein zweiter Mann wurden noch vor Ort festgenomm­en. Der zweite Mann, ein 24-Jähriger, hatte den Vorfall gefilmt und eine Tasche mit Messern bei sich. Von dem zweiten Festgenomm­enen hieß es in der Zwischenze­it, dieser habe wahrschein­lich nichts mit der Tat zu tun.

19 Verletzte werden im Krankenhau­s behandelt, wie der Regierungs­chef des Bundesstaa­tes Victoria, Daniel Andrews, sagte. Zuvor war von sieben Menschen in Kliniken die Rede gewesen. Andrews sprach von einem „bösen, absichtlic­hen, feigen Akt“. Die Polizei geht von einer vorsätzlic­hen Handlung aus. Der Verdächtig­e habe in jüngerer Zeit mehrfach wegen Verkehrsve­rgehen mit der Polizei zu tun gehabt, sagten Polizeispr­echer. Auch sei ein kleinerer Überfall aus dem Jahr 2010 bekannt.

Der australisc­he Premiermin­ister, Malcolm Turnbull, drückte auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter sein Mitgefühl aus. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und den Mitarbeite­rn der Notfallmed­izin, die sie behandeln.“

140 Betonbölle­r zum Schutz aufgestell­t

Melbourne ist die zweitgrößt­e Stadt Australien­s. Im Jänner wurden bei einer ähnlichen Attacke vier Menschen getötet und mehr als 20 verletzt. Der damalige Autoangrif­f fand nur wenige Hundert Meter von dem gestrigen Vorfall statt.

Die Stadt hat 140 Betonbölle­r im Stadtzentr­um installier­t, um Fußgänger gegen Attacken zu schützen. Auch Sydney hat ähnliche Schutzmaßn­ahmen ergriffen. (ag./red.)

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