Verlieren wir den Krieg um Talente?
Wir brauchen eine komplette Kehrtwende in der Migrationspolitik.
H eute müssen in Österreich rund vier Aktive die Pension eines Ruheständlers schultern, 2050 wird sich dieses Verhältnis auf 1,6 zu eins verschlechtert haben, sagt die OECD. Das geht sich natürlich nicht aus. Katastrophe! Wer heute um die 20 ist, hat keine Chance mehr auf eine Pension, stimmt’s?
Also: Wenn diese Prognose stimmt, dann haben wir in 30 Jahren ganz andere Probleme. Dann leben wir in einer extrem überalterten Gesellschaft, die entweder schon wirtschaftlich gescheitert ist oder, wie es etwa Japan plant, ihren Status unter extremem Maschineneinsatz in allen Lebensbereichen aufrechtzuerhalten versucht.
Nur: So wird es nicht kommen. Solche Prognosen stehen unter dem Vorbehalt rebus sic stantibus: So, wie die Dinge stehen. Die „Dinge“stehen aber nicht, sondern sind heftig in Bewegung. Solche Prognosen haben also ungefähr den Wert jener Vorschau der New Yorker Stadtplanung im Jahr 1850, derzufolge die Ostküstenmetropole spätestens 2010 meterhoch im Pferdemist versinken würde.
Die demografische Zusammensetzung des Landes hat sich ja schon 2015/16 deutlich verändert. Nur leider auf kontraproduktive Art und Weise. Junge Menschen, die in großer Zahl von jeglicher Berufsqualifikation sehr weit entfernt sind, verbessern zwar oberflächlich das demografische Bild, helfen aber nicht gegen die demografiebedingten Herausforderungen.
Eine der wichtigsten Herausforderungen wird in nächster Zeit sein, Ehrlichkeit in die Debatte zu bringen: Wir brauchen Zuwanderung, die wird großteils aus außereuropäischen Regionen kommen. Und für sie müssen strikteste Qualifikationskriterien gelten. Also eine komplette Kehrtwende in der Zuwanderungspolitik. Sonst werden wir den globalen „Krieg um Talente“verlieren. Da geht es um mehr als „nur“um Pensionen.