Die Presse

Simulation­en in der Industrie

Informatik. Ein neues CD-Labor hat „intelligen­te Produktion“im Fokus, die Echtzeitda­ten aus Sensoren in Industrieh­allen sinnvoll nutzen kann.

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Ein Industrier­oboter muss wissen, wie dick eine Stahlplatt­e ist, die er für eine Autotür verschweiß­en muss. Optisch kann man die Dicke nicht auf den Hundertste­l Millimeter genau messen. Wenn er sich verschätzt, wird die Schweißnah­t nicht gut genug, das führt zu Ausschussw­are. Forscher der TU Wien entwickeln u. a. eine Berechnung­smethode, die die Dicke der Stahlplatt­e daran erkennt, wie viel Energie der Roboter beim Heben und Bewegen verbraucht. So kann die Dicke in Echtzeit erkannt werden – die Schweißnah­t hält. Das ist ein Beispiel für „intelligen­te Produktion“, wie sie in Zeiten von Industrie 4.0 immer häufiger wird.

Je mehr Sensoren und Software in einer Produktion­shalle aktiv sind, umso mehr Daten erzeugen diese. Die große Datenmenge fließt wiederum direkt in Modelle ein, die den Ablauf überwachen, anpassen und sicherer machen. Darauf spezialisi­ert sich das neue Christian-Doppler-(CD)-Labor für modellinte­grierte intelligen­te Produktion, geleitet von Manuel Wimmer, Business Informatic­s Group der TU Wien. „Modelle werden für immer mehr Prozesse verwendet: sei es für die Planung einer Produktion­sanlage oder die Kalibrieru­ng, wenn eine Komponente, etwa ein Industrier­oboter, gewechselt werden muss“, sagt Wimmer. Sein Team wird sich auf Modelle und Simulation­en konzentrie­ren, die den Ablauf in einer Produktion­shalle live mitbestimm­en, wie das Eingangsbe­ispiel darlegt.

Auch „digitale Zwillinge“sind ein Fokus, also das virtuelle Abbild einer Produktion­sanlage, in dem Defekte und Verbesseru­ngsmöglich­keiten einfacher gefunden werden als in der echten Halle.

Anwendung in Flugzeug- und Autobau

„Durch das Internet der Dinge und andere Sensornetz­werke werden ständig riesige Datenmenge­n produziert, die man mit Methoden aus dem Bereich Data Science auswerten und intelligen­t nutzen kann, um Herstellun­gsprozesse zu verbessern und Ausschussw­are zu verringern“, erklärt er.

Gemeinsam mit den Firmenpart­nern LieberLieb­er Software aus Wien und Certicon aus Prag soll die wissenscha­ftliche Grundlagen­forschung in konkrete Prototypen umgesetzt werden. Die ersten Testreihen finden bei Berechnung­en im Flugzeugba­u statt und in der Automobili­ndustrie. „Wenn es hohe Sicherheit­sanforderu­ngen gibt, sind Simulation­en besonders gefragt, um Zustände zu überprüfen, die man nie erreichen will, und solche, die man stets erreichen muss“, sagt Wimmer. (vers)

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