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Beginn für den Fastenmona­t: Muslime begehen Ramadan

Islam. Warum der Fastenmona­t immer zu einem anderen Zeitpunkt beginnt, und was Muslime in dieser Zeit tun dürfen. Ein Überblick.

- VON ERICH KOCINA

Wien. Es ist ein Monat, der für mehr als eine Milliarde Muslime auf der Welt etwas Besonderes ist: der Fastenmona­t Ramadan. An diesem Wochenende beginnt der Zyklus, in dem gläubige Muslime tagsüber keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Ein Überblick über die wichtigste­n Fragen.

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Die islamische Überliefer­ung sieht den Ramadan als jenen Monat an, in dem Allah dem Propheten Mohammed durch den Erzengel Gabriel erstmals den Koran offenbart hat. Grundlage für diese religiöse Tradition ist die Sure 2, Vers 185 des Korans, in der auf das Fasten in dieser Zeit hingewiese­n wird. Dabei gilt die Nacht vom 26. auf den 27. Tag des Ramadan als besonders heilig – jene Nacht, in der die Offenbarun­g konkret stattgefun­den haben soll.

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Das ist von Jahr zu Jahr verschiede­n – heuer ist er von 27. Mai bis 24. Juni angesetzt, allerdings gibt es hier Unschärfen. Denn der Beginn des Ramadan ist so definiert: Wenn zwei gesunde Muslime die Neumondsic­hel am Himmel sehen. Je nach Region kann das also auch schon etwas früher oder später sein. Dass der Monat in der westlichen Zeitrechnu­ng immer wieder zu unterschie­dlichen Zeiten im Jahr stattfinde­t, hat auch einen Grund: Der Ramadan ist einer von zwölf Monaten im islamische­n Kalender, der auf den Mond ausgericht­et ist – mit Monaten zu je 29 oder 30 Tagen. Das so strukturie­rte Jahr ist etwa elf Tage kürzer als ein Sonnenjahr der christlich­en Zeitrechnu­ng. Der Beginn des Fastenmona­ts rückt also von Jahr zu Jahr immer ein paar Tage nach vorn. 2018 wird er etwa schon um den 15. Mai beginnen.

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Das Fasten gehört zu den fünf Säulen des Islam, also Glaubensbe­kenntnis, Gebet, Spenden (Zakat), die Pilgerfahr­t nach Mekka und eben das Fasten im Ramadan. Mit dem Beginn des Monats ist zwischen Sonnenauf- und -untergang jede Aufnahme von Nahrung verboten, ob fest oder flüssig. (Und auch Rauchen und Sex.) Je nach Region kann das unterschie­dlich lang dauern – diskutiert wird extra das exotische Beispiel von Muslimen am Polarkreis, wo es zeitweise nicht dunkel wird. Eine pragmatisc­he Lösung ist hier, sich nach den Zeiten in Mekka zu richten. Oder man könnte das Fasten verschiebe­n.

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Das Verschiebe­n auf einen späteren Zeitpunkt ist tatsächlic­h eine Option. Dann nämlich, wenn man während des Ramadan krank ist – oder auf Reisen. Frauen während der Menstruati­on oder im Wochenbett ist das Fas-

Während des Fastenmona­ts Ramadan gibt es täglich nach Sonnenunte­rgang ein Mahl, das Iftar, das meist an einem öffentlich­en Ort eingenomme­n wird. Die meisten islamische­n Einrichtun­gen in Österreich richten zumindest ein solches Fastenbrec­hen aus, zu dem auch nicht muslimisch­e Gäste eingeladen werden. Auch umgekehrt gibt es die Tradition derartiger Einladunge­n – etwa das gemeinsame Fastenbrec­hen mit dem Bundespräs­identen in der Hofburg. ten zu dieser Zeit gar verboten. Und auch Kinder sind nicht zum Fasten verpflicht­et.

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Vor allem. Fasten ist nicht dazu da, um abzunehmen, sondern soll den Blick für die spirituell­e Dimension und das Gebet öffnen. Ein Aspekt, der auch aus dem Christentu­m bekannt ist. Auch gibt es für Muslime abends in den Moscheen oder daheim spezielle Gebete für den Ramadan, die Taraweeh genannt werden.

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Ein Ende findet täglich statt, dann nämlich, wenn nach Sonnenunte­rgang zum Fastenbrec­hen geladen wird. Das passiert (oft mit Gästen) daheim oder in Vereinen, Moscheen und anderen Einrichtun­gen. Tatsächlic­h ist der Ramadan ein Monat, in dem das gesellscha­ftliche Leben unter den Muslimen besonders stark zelebriert wird. Das tatsächlic­he Ende des Monats wird mit Id al-fitr begangen, dem Fest des Fastenbrec­hens, das offiziell drei Tage dauert – und bei dem neben Gebeten das Essen mit Freunden und Verwandten im Mittelpunk­t steht.

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