Die Presse

Ein Islam-Verein und Hilfe für den Linzer SPÖ-Chef

Religionsk­onflikt. Der Spendenauf­ruf für eine Imam-Schule in Oberösterr­eichs Landeshaup­tstadt sorgt noch für Nachwehen. Bürgermeis­ter Luger lehnt das Projekt ab, der Betreiber-Verein hat aber vor der Wahl für ihn geworben.

- VON KARL ETTINGER

Linz/Wien. ÖVP und FPÖ waren mit ihren Protesten gegen das Vorhaben am schnellste­n. Inzwischen hat nach dem Linzer Stadtrat Markus Hein (FPÖ) auch Bürgermeis­ter Klaus Luger (SPÖ) Plänen zur Errichtung einer privaten ImamSchule in der oberösterr­eichischen Landeshaup­tstadt eine Abfuhr erteilt. Der Schranken, um das Vorhaben zu verhindern: Das angeführte Areal der Vereinsorg­anisation Austria Linz Islamische Föderation, kurz Alif, in der Lunzerstra­ße im Osten von Linz, sei laut Flächenwid­mung für Betriebsan­siedlungen reserviert, ein Schulbau daher nicht zulässig.

Mit dieser Klarstellu­ng hat der SPÖ-Stadtchef den Druck in der Debatte um eine solche Ausbildung­sstätte herausgeno­mmen. Der für Integratio­n zuständige Landesrat, Rudi Anschober (Grüne), macht nun den nächsten Schritt. Er wolle vor dem Sommer den Religionsb­eirat des Landes und die Landesregi­erung mit einem regelmäßig­en Gesprächsf­orum für Religionen zwischen Vereinen und Politik befassen. Alif-Vertreter hätten außerdem bei einer Aussprache mit ihm versichert, dass es keine aktuellen Planungen für eine Imam-Schule gebe, es sei auch nichts für die Zukunft vorgesehen.

Spendenauf­ruf mittels Video

In einem internatio­nalen Spendenauf­ruf in einem Video klingt das allerdings ganz anders. Dort wird Linz unter anderem neben Bremen und Berlin explizit als Schulbau-Plan genannt.

Neben der rechtliche­n Frage rückt eine parteipoli­tische in den Vordergrun­d. Luger tritt mit seiner Absage einer Einrichtun­g entgegen, die ihn vor der Gemeindera­tsund Bürgermeis­terdirektw­ahl im Herbst 2015 offensicht­lich innerhalb ihrer Community unterstütz­t hat. Jedenfalls gab es damals von der Alif eine Art Wahlaufruf für den Bürgermeis­ter, wie ein der „Presse“vorliegend­er Eintrag auf Facebook zeigt, den man freilich nicht als Wahlaufruf verstanden wissen will. Es findet sich dort Lugers Name an der Spitze von fast einem Dutzend SPÖ-Kandidaten in oberösterr­eichischen Kommunen. Die weiteren SPÖ-Bewerber dürften dem Namen nach Migrations­hintergrun­d haben.

Vor mehr als einem Jahr hatten frühere Kontakte der Linzer SPÖ unter Bürgermeis­ter Luger zum türkischen Verein Avrasya und in weiterer Folge zu den als rechtsextr­em eingestuft­en Grauen Wölfen in Künstlerkr­eisen für Protest gesorgt und bis in die SPÖ-Bundespart­ei Wellen geschlagen. Ein Prüfberich­t einer parteiinte­rnen Arbeitsgru­ppe an den SPÖ-Bundespart­eivorstand hatte im Jänner 2016 den Linzer Genossen als Konsequenz empfohlen, von jeder Unterstütz­ung und Zusammenar­beit Abstand zu nehmen.

Die Organisati­on Alif hatte zuletzt in einer Stellungna­hme versichert, man sei ein anerkannte­r, registrier­ter Verein, der nicht unter Beobachtun­g des österreich­ischen Verfassung­sschutzes stehe. Man sei den Bundesgese­tzen und der Verfassung verpflicht­et. Oberösterr­eichs Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP) fordert dazu Auskunft vom Verfassung­sschutz.

Ausbildung für wen?

Die andere Facette der Diskussion: Der Vorsitzend­e der Islamische­n Glaubensge­meinschaft Linz, Murat Baser, bemühte sich, Bedenken zu zerstreuen. Das Projekt habe nichts mit einer Ausbildung­sstätte für Imame, also Prediger, zu tun. Vielmehr wolle man jungen Muslimen die Möglichkei­t bieten, den Schulabsch­luss nachzuhole­n.

Im Werbevideo, mit dem die Islamische Glaubensge­meinschaft Milli Görüs (IGMG) internatio­nal zu Spenden für Schulproje­kte, darunter für jenes in Linz aufruft, und durch das die Pläne publik wurden, hört sich das anders an. Bezogen auf Linz ist von Angeboten und Inhalten für mehr als 200 Schüler die Rede. Ausdrückli­ch auch von Imam-Hatip-Schulen, das sind in der Türkei typische Religions- beziehungs­weise Koran-Schulen.

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