Die Presse

Ein Vulkan als erster Härtetest

Radsport. Die vierte Etappe des Giro d’Italia führt auf den Ätna und eröffnet den Favoriten, Vincenzo Nibali und Nairo Quintana, die Chance, sich in Stellung zu bringen.

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Cefalu/Wien. Der erste Ruhetag beim Giro d’Italia am Montag gab Lukas Pöstlberge­r Zeit, die Erlebnisse der vergangene­n Tage etwas setzen zu lassen. „So ein Tag ist einzigarti­g, ich tue mir noch immer schwer zu glauben, was passiert ist“, schrieb der 25-Jährige über seinen sensatione­llen Sieg auf der Auftakteta­ppe auf Facebook. Das Rosa Trikot musste er inzwischen wieder abgeben, sein Eindruck in der Radsportsz­ene aber ist bleibend. „Ein Unbekannte­r, der mit überrasche­ndem Humor glänzt“, schrieb „Tuttosport“, nachdem der Schwanenst­ädter die radsportbe­geisterten Italiener darüber aufgeklärt hatte, dass auch in Österreich mehr Räder als Ski verkauft würden.

Pöstlberge­r geht heute (13.15 Uhr, live Eurosport) als Gesamtdrit­ter, sein Rückstand auf Spitzenrei­ter Fernando Gaviria (COL) beträgt 13 Sekunden, in die erste anspruchsv­olle Bergetappe. Das vier- te Teilstück wartet mit dem 1892 Meter hohen Ätna mit einem Anstieg der ersten Kategorie auf, bis zu zwölf Prozent beträgt die Steigung auf dem 18 Kilometer langen Weg nach oben. Es wird dies die erste Standortbe­stimmung, besonders für die Favoriten. Weder Vincenzo Nibali noch Nairo Quintana werden auf der vierten Etappe den Giro gewinnen, wohl aber könnten sie ihn hier frühzeitig verlieren.

Mehr als sportliche Rivalen

Der zweimalige Giro-Sieger aus Italien (2013, 2016) und sein Herausford­erer aus Kolumbien sind nicht nur sportlich Rivalen, sondern auch persönlich alles andere als Freunde. Die genauen Gründe hierfür sind nicht überliefer­t, ihre Abneigung aber tragen sie offen zur Schau. So weigerte sich Nibali bei der offizielle­n Giro-Präsentati­on am vergangene­n Donnerstag, für ein gemeinsame­s Foto zu po- sieren. Auf der zweiten Etappe ließ der „Hai aus Messina“dann sein Bahrain-Merida-Team bergab volles Tempo fahren, wohl um Druck auf den deutlich weniger begabten Abfahrer Quintana auszuüben. „Es war nicht unsere Absicht, einen Hinterhalt zu stellen“, beteuerte der Sizilianer hinterher.

Quintana, der die ItalienRun­dfahrt 2014 schon einmal gewonnen hat, jagt heuer das Double aus Giro und Tour, das zuletzt 1998 Marco Pantani geschafft hat. „Der Plan ist, beide Siege zu holen. Ich weiß nicht, ob es gelingt, aber wir werden es versuchen“, betonte der 1,67 m große und 59 kg schwere „Floh aus den Anden“. Im Zweifelsfa­ll aber hat die Tour Priorität. Noch aber ist er voll im Rennen, wie auch Bora-Kapitän Patrick Konrad (22.), Gregor Mühlberger (30./jeweils 23 Sekunden zurück), Georg Preidler (54.) sowie Felix Großschart­ner (64./je +27). (swi)

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