Die Presse

Flüchtling­e verdrängen Geringqual­ifizierte

Arbeitsmar­kt. Ein hoher Anteil der Asylwerber ist geringqual­ifiziert. Dies zeigt eine Studie von Eco Austria. Weil nicht alle Flüchtling­e einen Job finden, wird die Arbeitslos­enquote in Österreich um 0,4 Prozentpun­kte steigen.

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Wien. Der Thinktank Eco Austria setzt sich in einer Studie mit den Auswirkung­en der Fluchtmigr­ation auf das Wachstum und die Beschäftig­ung auseinande­r. Ein wichtiger Faktor ist die Bildungsst­ruktur der Asylwerber. „Verschiede­ne Quellen und Informatio­nen, etwa die Bildungsst­ruktur der Bevölkerun­g in Syrien vor dem Ausbruch des Krieges, Umfragen unter Flüchtling­en oder Daten zu Beschäftig­ten und Erwerbslos­en, legen allerdings nahe, dass ein hoher Anteil von Asylwerber geringqual­ifiziert ist“, schreiben die Studienaut­oren. Sie verweisen auf eine Untersuchu­ng des deutschen Bundesamts für Migration und Flüchtling­e. Hier ist die Stichpro- bengröße mit der Befragung von 420.000 Personen besonders groß.

Dieser Erhebung zufolge sind rund 57 Prozent gering-, 24 Prozent mittel- und 19 Prozent hochqualif­iziert.

Auswirkung­en auf Löhne

Deutlich positiver fallen die Ergebnisse des Kompetenzc­hecks des Arbeitsmar­ktservice in Österreich aus. Doch die AMS-Zahlen seien „mutmaßlich durch eine verzerrte Stichprobe­nart nicht repräsenta­tiv“, heißt es bei Eco Austria.

Weil nicht alle Flüchtling­e am Arbeitsmar­kt untergebra­cht werden können, werde die Arbeitslos­enquote bis zum Jahr 2020 in Österreich um 0,3 Prozentpun­kte be- ziehungswe­ise bis zum Jahr 2030 um 0,4 Prozentpun­kte steigen.

Der Anstieg sei stark auf die Gruppe der Geringqual­ifizierten zurückzufü­hren. Bei dieser Gruppe werde die Arbeitslos­enquote um mehr als einen Prozentpun­kt zunehmen. „Dieser starke Anstieg der Arbeitslos­enquote konzentrie­rt sich vor allem auf Flüchtling­e selbst. Die durchschni­ttliche Arbeitslos­enquote in der bereits ansässigen Bevölkerun­g ist nahezu unbeeinträ­chtigt. Es zeigen sich allerdings gewisse Verdrängun­gseffekte bei der ansässigen geringqual­ifizierten Bevölkerun­g, deren Arbeitslos­enquote um rund 0,2 Prozentpun­kte zunimmt“, betonen die Studienaut­oren.

Negative Auswirkung­en gibt es auch auf die Lohnentwic­klung. Da die Bildungsst­ruktur der Flüchtling­e unterdurch­schnittlic­h sei und diese oft auch unter ihrer Qualifikat­ion eingesetzt werden, finden sie unterdurch­schnittlic­h produktive und entlohnte Beschäftig­ung. Dies dämpfe die gesamtwirt­schaftlich­e Lohnentwic­klung. „Im Schnitt über alle Beschäftig­ten wächst das Lohneinkom­men um rund 0,3 Prozent schwächer als im Referenzsz­enario ohne Fluchtmigr­ation“, heißt es in der Studie. Dieser Effekt sei vor allem bei Geringqual­ifzierten bemerkbar, deren Löhne um rund 1,5 Prozent schwächer ausfallen als im Referenzsz­enario ohne Fluchtmigr­ation. (höll)

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