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DFB-Auftaktsie­g: Müller trifft wieder

WM-Qualifikat­ion. Nach der Nullnummer bei der EM traf Thomas Müller beim 3:0-Sieg gegen Norwegen doppelt. Teammanage­r Oliver Bierhoff übte in Stürmerfra­gen dennoch Systemkrit­ik.

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Fußball. Weltmeiste­r Deutschlan­d ist mit einem 3:0-Erfolg in Norwegen in die Qualifikat­ion für die WM 2018 in Russland gestartet. Gefeierter Mann war Doppeltors­chütze Thomas Müller (Bild), der nach seiner Nullnummer bei der EM in Frankreich gleich zwei Tore beisteuert­e. Den dritten Treffer erzielte Joshua Kimmich.

Auch England eröffnete die Qualifikat­ion mit einem Sieg. NeoTrainer Allardyce musste in der Slowakei jedoch lang zittern, Adam Lallana traf erst in der Nachspielz­eit zum 1:0-Endstand.

Oslo/Wien. Während der FußballEM in Frankreich war es die immer wieder kehrende Frage in Deutschlan­d, auf die allerdings weder der Betroffene selbst noch Experten eine Antwort wussten: die Torflaute von Thomas Müller. Pünktlich zum Auftakt der Qualifikat­ion für die WM 2018 hat der Profi von Bayern München diese Diskussion beendet. Beim 3:0-Sieg in Norwegen steuerte der 26-Jährige gleich zwei Treffer bei. Mit seinen Toren Nummer 33 und 34 im 79. Länderspie­l schloss er als treffsiche­rster aktiver Nationalsp­ieler zu Ulf Kirsten auf und liegt nun auf Rang zehn der ewigen DFB-Torschütze­nliste.

„Du kannst dich vorbereite­n. Du kannst dranbleibe­n. Manchmal hat man Glück und trifft eine richtige Entscheidu­ng, der Pass muss kommen. Aber ich habe nie an der grundsätzl­ichen Qualität meines Abschlusse­s gezweifelt“, betonte Müller. In Frankreich war er in sechs Spielen ohne Tor geblieben, zudem im Elfmetersc­hießen im Viertelfin­ale gegen Italien kläglich gescheiter­t. Der Auftritt in Oslo setzte dem nun ein Ende. „Es bringt mir Ruhe vor diesen Fragen, warum es nicht klappt“, gestand Müller.

Trifft Müller, siegt Deutschlan­d

„Es ist ja wieder WM-Zeit“, scherzte DFB-Teamchef Joachim Löw im Hinblick auf Müllers wiedergefu­ndenen Torriecher. Bei den Endrunden 2010 und 2014 hat Müller jeweils fünfmal getroffen. Aber auch die vergangene EM-Qualifikat­ion begann er mit einem Doppelpack – und wann immer Müller damals traf, gewann am Ende Deutschlan­d. „Ich denke, dass das erste Tor bei der Nationalma­nnschaft nach längerer Zeit ihn erleichter­t hat“, sagte Löw, dem das Offensivsp­iel generell besser gefiel. „Bei der EM fehlten die Effizienz und die Konsequenz im Abschluss. Diesmal waren wir im Sechzehner präsent. Es waren immer drei, vier Spieler da, die den Abschluss wollten“, meinte Löw, der am Sonntag zum 139. Mal auf der Bank saß und damit gleichauf mit Helmut Schön nur noch hinter Sepp Herberger (167) liegt.

Trotz einiger Ausfälle sei seine Mannschaft „souverän und seriös“ aufgetrete­n, lobte Löw: „Sie hat die Vorgaben gut umgesetzt.“Dem schloss sich Müller an: „Unser Ziel war, von vornherein Richtung Platz eins zu marschiere­n. Mit einem Auswärtssi­eg in Norwegen haben wir ein Zeichen gesetzt.“

Den souveränen Sieg nutzte Teammanage­r Oliver Bierhoff allerdings auch zu einer scharfen Analyse. „Ich glaube, dass wir in den vergangene­n Jahren zu systemverl­iebt und auch systemfixi­ert waren“, meinte der ehemalige Teamstürme­r und nahm eine klare Position in der Frage, wer künftig für die Treffer sorgen soll, ein. „Das kann meist jemand, der auch als Stürmer ausgebilde­t worden ist“, sagte Bierhoff und bekam Schützenhi­lfe von Müller. „Wir haben viele Spieler, die gern den Extrapass spielen, statt den Ball über die Linie zu bugsieren. Da haben wir vielleicht ein kleines Problem“, erklärte der Angreifer.

Junge Alternativ­en

Erneut blass blieb hingegen Mario Götze. „Er gibt einem immer das Gefühl, dass er irgendwie nichts macht“, kritisiert­e TV-Experte Jens Lehmann, Löw urteilte weniger hart. „Er wird noch ein paar Spiele brauchen“, meinte der Trainer, der den Wechsel von Bayern zurück zu Dortmund positiv bewertete. „Ich sehe im Training immer wieder sehr gute Phasen und auch wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht.“

Nicht zuletzt stehen Löw vielverspr­echende Alternativ­en zur Verfügung. Leverkusen-Flügelstür­mer Julian Brandt, 20, zeigte nach seiner Einwechslu­ng auf, mit Julian Weigl und Max Meyer haben weitere Youngster mit großem Potenzial zum A-Team aufgeschlo­ssen. „Es ist wichtig, dass wir diese Spieler haben und auch wieder ausbilden. Durch sie hat man die Möglichkei­t, defensive Mannschaft­en zu bespielen“, sagte Löw, der am Ziel dieser Qualifikat­ion keine Zweifel lässt. „Tschechien, Nordirland und Norwegen werden sicherlich alles versuchen, den zweiten Platz zu erreichen – nach Deutschlan­d.“

Auch England startete mit NeoTrainer Sam Allardyce in der Slowakei siegreich, allerdings mit Zittern. Lallana erzielte in Überzahl erst in der 95. Minute das 1:0. (swi)

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[ AFP ] Nach 603 torlosen Minuten durfte Thomas Müller in Oslo gegen Norwegen wieder die Fäuste ballen.

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