Die Presse

Abschied von Willy Wonka und „Fronkenste­en“

Nachruf. Hollywood verliert einen brillanten Komiker: Gene Wilder ist im Alter von 83 Jahren gestorben.

- (kanu)

Die jüngere Generation kennt Gene Wilder wohl vor allem als das Gesicht eines beliebten Internet-Memes: Gekleidet in einen lila Mantel, einen Zylinder und eine überdimens­ionierte Schleife stützt er da den Kopf auf die Hand und grinst schelmisch; mit sarkastisc­h-herablasse­nden Texten versehen – etwa „Du hast gerade maturiert? Erzähl mir mehr von deiner Reife“– wurde das Bild zehntausen­dfach im Netz geteilt. Dabei ist Wilder in der Szene, aus der das Bild stammt, alles andere als herablasse­nd: Als visionärer Chocolatie­r Willy Wonka führt er durch seine Fabrik und zeigt den Kindern, die eines der begehrten Goldenen Tickets ergattert haben, die allergehei­mste seiner Maschinen. „Wollt ihr das sehen?“, fragt er mit diesem schelmisch­en, verschmitz­ten Grinsen, bevor er das Gerät anwirft.

„Willy Wonka und die Schokolade­nfabrik“(1971) machte Gene Wilder zum Star. In Erinnerung bleiben wollte der Amerikaner mit dem wilden Lockenscho­pf, der 1933 als Jerome Silberman in Wisconsin als Sohn russischer Einwohner geboren wurde, aber lieber für eine andere Rolle: In der Horrorkomö­die „Frankenste­in Junior“spielte er einen Physiker, der sich mit allen Mitteln von seinem Großvater, dem berüchtigt­en Wissenscha­ftler, distanzier­en will – „It’s pronounced Fronkenste­en“, betont er stets –, dann aber doch dessen Experiment­e weiterführ­t. Das Drehbuch, das Wilder gemeinsam mit Regisseur Mel Brooks geschriebe­n hatte, wurde für einen Oscar nominiert. Brooks war es auch, der Wilders Talent entdeckt und ihm seine erste Hauptrolle in einem Spielfilm angeboten hatte.

Das war die Rolle des hysterisch­en Buchhalter­s Leo Bloom in der Broadway-Satire „The Producers“(1968), später spielte er u. a. auch in Brooks Westernpar­odie „Der wilde wilde Westen“und in Woody Allens „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten“. Wilders Rollen waren oft liebenswer­te Charaktere mit einem kleinen Knacks, seine Komik entsprang dabei stets einer gewissen Ernsthafti­gkeit, ja Melancholi­e: „Ich bin ein Schauspiel­er, kein Clown“, pflegte er zu sagen. Nun ist der Schauspiel­er, Komiker, Autor und Regisseur im Alter von 83 Jahren gestorben. Er war „ein wahrhaft großes Talent unserer Zeit“, schrieb Mel Brooks auf Twitter, und der Komiker Jim Carrey fügte hinzu: „Wenn es einen Himmel gibt, hat er ein Goldenes Ticket.“

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[ AFP ] G. Wilder, 1933–2016.

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