Die Presse

Passt gut ins Bild, das die ÖVP heute bietet

- 1190 Wien 4614 Marchtrenk

MA 11 eine Strafverfü­gung, wonach mein Kind seit Oktober nicht gemäß dem verpflicht­enden Kindergart­enjahr mindestens 20 Stunden einen Kindergart­en besucht.

Genau gesagt, der MA 11 fiel acht Monate lang nicht auf, dass unser Sohn offensicht­lich nicht mehr im Kindergart­en ist. Aber anstatt ein „Elterngesp­räch“durchzufüh­ren, die Eltern zu kontaktier­en per Mail, Telefon oder Brief, hat man mich angezeigt (meinen im selben Haushalt gemeldeten Mann nicht) und mir gleich eine Strafe von 100 Euro angedroht. Nun durfte ich beim Bezirksamt Einspruch erheben, eine Schulbesuc­hsbestätig­ung schicken, und nach einem Monat wurde das Verfahren eingestell­t.

Dazwischen lagen eine Ansammlung von unnötigen Telefonate­n mit Stadtschul­rat, MA 10 und MA 11, von denen sich niemand als zuständig ansah. Die MA 11 verschickt also Anzeigen, kann sich dann aber nicht mehr daran erinnern. Fazit: Im Sekretaria­t der Schule hat man mir mitgeteilt, dass im Jahr ca. 25–30 Kinder angezeigt werden, die allesamt im Herbst geboren sind und alle nach dem Besuch des Kindergart­ens des Lycee´ Francais¸ dort auch vorzeitig die Volksschul­e besuchen.

Daran sieht man, dass die MA 10 und die MA 11 unorganisi­erte und chaotische Einrichtun­gen sind, die rechtschaf­fenen Bürgern die Zeit stehlen, anstatt sich um echte Missstände bei den Kindergärt­en zu kümmern. Nun kann man sich anhand dieses Falls wohl schon vorstellen, wie erfolgreic­h die neuen Planungen hinsichtli­ch der Elterngesp­räche sein werden. Viel hört man ja nicht von der Frau Minister Karmasin. Gut so, ist man versucht zu denken, wenn man diesen Bericht liest. Eltern, die sich dem politisch korrekten Mainstream verweigern und ihre Kinder nicht mit vier Jahren in den Kindergart­en abschieben wollen, sollen nun zu einem verpflicht­enden Gespräch vorgeladen werden. Auf welcher Rechtsgrun­dlage diese Verpflicht­ung gründen soll, bleibt unerwähnt – vermutlich, weil es eine solche gar nicht gibt.

Vermutlich soll bei diesen Gesprächen ja auch den renitenten Müttern erklärt werden, was sie falsch machen, wenn sie, statt auf der Karrierele­iter, oder auch vor dem Supermarkt­regal, herumzutur­nen, sich zu Hause ihren Kindern widmen. Wurde die Frau Minister nicht von der ÖVP, der einstigen bürgerlich­en Großpartei, in ihr Amt befördert? Das passt aber leider nur zu gut ins Bild, das diese Partei heute bietet. ohne Musik, sozusagen“gipfelt. Dass dem alten Richard Strauss melodisch nichts mehr eingefalle­n ist (mit Ausnahme der vier letzten Lieder), das weiß die Opernwelt.

Der unkundigen Umwelt aber wird jetzt in so manchem Bericht über die Salzburger Aufführung der völlig falsche Eindruck vermittelt, „Die Liebe der Danae“sei ein Highlight der Opernliter­atur. Wäre sie nicht von R. Strauss, wüsste niemand etwas von dieser Oper.

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