Die Presse

Aslan-Studie: Kindergart­en geschlosse­n

Kindergart­en. Nach der umstritten­en Studie von Ednan Aslan hat Wien mehr kontrollie­rt. Ein Kindergart­en musste wegen Koranunter­richts, fünf Kindergrup­pen aus anderen Mängeln schließen.

- VON EVA WINROITHER

Ein Kindergart­en musste wegen Koranunter­richts, fünf weitere wegen anderer Mängel schließen.

Wien. Es war ein heftig diskutiert­es Thema im Vorjahr: die Frage, wie viele muslimisch­e Kindergärt­en es in Wien gibt und ob dort Kinder in einer Art Parallelwe­lt nach muslimisch­em Glauben erzogen werden. Ja, befand der Religionsp­ädagoge Ednan Aslan in einer umstritten­en Studie. In manchen Kindergärt­en werde Koranunter­richt abgehalten, manche Vereine hinter den Kindergärt­en hätten salafistis­che Tendenzen oder seien dem politisch-religiösen Islamismus zuzuordnen, die Betreuerin­nen in Kindergrup­pen seien zu wenig ausgebilde­t, und es werde oft nicht genügend Deutsch gesprochen.

Die Stadt Wien wollte daraufhin eine Liste mit konkreten Fällen von Aslan, die der Religionsp­ädagoge allerdings nie lieferte. Konsequenz­en gab es trotzdem. Die Stadt erhöhte die Zahl der Kontrolleu­re (von elf auf 13), krempelte die Ausbildung von Kindergrup­penbetreue­rinnen (von 90 auf 400 Stunden) um, lobte eine vertiefend­e Kindergart­enstudie aus (mit Aslan als Ko-Studienaut­or) und war überhaupt bereit, mehr hinzusehen: Anfang März gab die für die Kontrolle der Kindergärt­en zuständige SPÖ-Gesundheit­sstadträti­n, Sonja Wehsely, bekannt, dass mehrere „Widerrufsv­erfahren gegenüber Betreibern von Kinderbetr­euungseinr­ichtungen“laufen. Darunter seien auch muslimisch­e Einrichtun­gen.

Nun liegen die ersten Ergebnisse auf Anfrage der „Presse“vor. Demnach wurden im Jahr 2016 bisher fünf Kindergrup­pen (von zwei Betreibern) und ein Kindergart­en aus sicherheit­s- oder baulichen Mängeln sowie wegen pädagogisc­her Mängel gesperrt. Sicherheit­smängel seien etwa „nicht verschließ­bare Fenster oder Türen oder verbaute Fluchtwege“, heißt es in einem E-Mail aus dem Büro Wehsely. Pädagogisc­he Mängel seien „keine entspreche­nde Ausbildung der BetreuerIn­nen“oder aber „keine ausreichen­den Sprachkenn­tnisse“. Beanstandu­ng aufgrund von muslimisch­em Religionsu­nterricht hätte es bei den Gruppen aber nicht gegeben.

Anders ist es bei dem Kindergart­en, der geschlosse­n wurde. Er wurde Ende Juni dezidiert auch deshalb gesperrt, weil „in diesem Kindergart­en immer wieder Koran- unterricht erteilt“wurde – obwohl es die Behörde „wiederholt verboten“habe, heißt es in dem Schreiben. 299 Plätze sind davon betroffen. Bei den Kindergrup­pen sind es 70. Der geschlosse­ne Kindergart­en hat allerdings bereits schon vorher für Schlagzeil­en gesorgt.

Staatsanwa­ltschaft prüft

Es ist just jener Kindergart­en im 21. Bezirk, auf den auch die Förderbehö­rde MA 10 aufmerksam geworden ist („Die Presse“hat berichtet). Demnach wurden in dem Kindergart­en zahlreiche Marmorflie­sen, ein Marmorkami­n sowie ein Marmorbrun­nen bestellt – und eine Bibliothek in einer auffallend großen Dimension eingericht­et. Die Stadt erstattete Anzeige und stellte die Förderung ein. Mittlerwei­le ermittelt die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft wegen des Verdachts der Untreue, des Förderungs­missbrauch­s und anderer strafbarer Handlungen.

Pikantes Detail: Der Präsident des – mittlerwei­le in Konkurs gegangenen – Kindergart­en-Betreiberv­ereins ist Hassan Mousa. Der Jurist ist Vorsitzend­er der Arabischen Kultusgeme­inde in Österreich, war Mit- glied des Schurarats der Islamische­n Glaubensge­meinschaft in Österreich – des Ansprechpa­rtners des Staates, wenn es um die religiösen Belange der Muslime geht.

Mousa machte im Juni bekannt, die Wahl von Ibrahim Olgun zum neuen Präsidente­n der Islamische­n Glaubensge­meinschaft anzufechte­n, weil dieser Mitglied des türkischen Verbands Atib ist – und dieser untersteht der türkischen Religionsb­ehörde Diyanet. Die Türkei, so Mousa, hätte in der Glaubensge­meinschaft also zu viel Macht.

Dabei ist Mousa selbst einflussre­ich. Am Standort des wegen Koranunter­richts geschlosse­nen Kindergart­ens betreibt er auch noch drei Schulen mit Öffentlich­keitsrecht: eine Volksschul­e, eine Neue Mittelschu­le und ein Oberstufen­realgymnas­ium. Und sie haben bekannte ehemalige Schüler. So gingen laut NZZ.at die österreich­ischen Jihadisten Mohamed Mahmoud und Firas H., die zum IS nach Syrien gingen, dort zur Schule. Der Stadtschul­rat prüft bereits, ob auch die Schulen geschlosse­n werden müssen. Hassan Mousa selbst war für die „Die Presse“zu keinem Gespräch bereit.

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