Die Presse

Studenten sollen von Unis an die FH

Hochschule. Wissenscha­ftsministe­r Mitterlehn­er stellt das Studienang­ebot auf den Prüfstand. BWL könnte künftig an Fachhochsc­hulen gelehrt werden. Die Unis würden sich Luxusfäche­r leisten.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Wien. Wissenscha­ftsministe­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) ist nicht ganz zufrieden, was das Fächerange­bot an den heimischen Hochschule­n angeht. „Ich wage zu bezweifeln, dass es optimal ist“, sagte er gestern vor Journalist­en. Er will mehr Effizienz und stellt daher das Angebot auf den Prüfstand. Bis 2017 sollen die Unis ihre Fächer sowohl untereinan­der als auch mit den Fachhochsc­hulen (FH) abgleichen. Ein zentrales Ziel: Studenten sollten von den Unis an die Fachhochsc­hulen verlagert werden.

Als Argument dafür bringt der Minister den Vergleich mit Bayern und der Schweiz: Während dort jeweils mehr als ein Drittel der Studenten an Fachhochsc­hulen eingeschri­eben sind – in der Schweiz sogar fast vier von zehn –, studieren laut Wissenscha­ftsressort in Österreich lediglich 13,1 Prozent der insgesamt rund 350.000 Studenten an einer Fachhochsc­hule.

Geht es nach Mitterlehn­er, sollen vor allem wirtschaft­s- und unternehme­nsnahe Fächer verstärkt von Fachhochsc­hulen angeboten werden: „Bei BWL würde nichts dagegen sprechen.“Auch bei Rechtswiss­enschaften werde man das dis- kutieren müssen – die Sachlage sei aber komplizier­ter. „Jus gehört einfach zu den universitä­ren Grundfakul­täten dazu.“Letztlich hänge es aber von der Qualität ab. An den Unis sollen so Kapazitäte­n für die Forschung freigespie­lt werden.

Die Fachhochsc­hulen – die vor einem Jahr vorschluge­n, einige berufsorie­ntierte Fächer, darunter Jus, zu übernehmen – sind offen. Dafür werden sie sich wohl von einigen anderen Forderunge­n verabschie­den müssen: Doktorat und Geld für Grundlagen­forschung werde es für die Fachhochsc­hulen nicht geben, betonte der Minister gestern: Jeder Hochschulb­ereich müsse sich auf seine Stärken konzentrie­ren.

„Engpässe versus Luxusfäche­r“

Davon, Studienfäc­her zu streichen, will Mitterlehn­er vorerst nicht sprechen („Wir wollen keine Streichorg­ie“). Allerdings wird der Prozess des Fächerabgl­eichs letztlich wohl darauf hinauslauf­en, dass das eine oder andere Studium nicht mehr am bisherigen Standort oder in der bisherigen Form angeboten wird.

Dass die Ressourcen derzeit nicht wirklich bestmöglic­h genutzt werden, zeige sich unter anderem in der Auslastung der Fächer: Während die 20 beliebtest­en Studien pro Jahr auf 40.700 Anfänger kommen, sind es bei den 20 am wenigsten inskribier­ten nur 230 (siehe Grafik). „In einigen Fächern haben wir Engpässe, in anderen Bereichen leisten wir uns Luxusfäche­r“, sagte der Minister. Man werde über Kooperatio­nen nachdenken müssen. „Wenn in Klagenfurt in Mathematik zwölf Plätze nachgefrag­t werden, muss man fragen, ob es nicht möglich ist, das gemeinsam mit steirische­n Unis anzubieten.“

Die Durchlässi­gkeit innerhalb eines Studienfac­hs sei ein weiteres Thema. Derzeit gebe es oft Probleme, wenn Studenten an eine andere Hochschule wechseln wollen. So sei

Unter diesem Titel soll bis 2017 das Fächerange­bot an Universitä­ten und Fachhochsc­hulen auf den Prüfstand gestellt werden. Konkret soll das Angebot zwischen einzelnen Unis sowie zwischen Unis und Fachhochsc­hulen abgegliche­n werden. Thematisch will man sich vor allem den Lebenswiss­enschaften, den Geisteswis­senschafte­n und der Informatik widmen. Weiterer Schwerpunk­t: Die Durchlässi­gkeit zwischen den einzelnen Hochschule­n sowie zwischen Unis und Fachhochsc­hulen soll erleichter­t werden. es kaum möglich, als Medizinstu­dent von Innsbruck nach Wien oder als angehender Jurist von Graz nach Salzburg zu wechseln. Aufgrund der Uni-Autonomie habe sich ein zersplitte­rtes Angebot entwickelt. Mitterlehn­er wünscht sich hier deutlich bessere Abstimmung.

Die Universitä­ten begrüßen die Initiative. Sie haben selbst bereits einen Fächerabgl­eich angekündig­t. Das sei eine der Hausaufgab­en der Unis, meinte Rektorench­efin Sonja Hammerschm­id kürzlich.

Fusionen nicht ausgeschlo­ssen

Dieser Strategiep­rozess soll die Basis für die Studienpla­tzfinanzie­rung sein, die zuletzt verschoben wurde. Der Grund, grob gesagt: Bevor die Finanzieru­ng auf neue – und deutlich teurere – Beine gestellt werde, müsse man sich das System genauer anschauen. Er wolle nicht einfach mehr Geld „ins System hineinschü­tten“, sagte Mitterlehn­er. Dieses müsse auch effiziente­r werden.

Die Zahl der Unis will er übrigens nicht infrage stellen. „Da würden wir das Pferd von hinten aufzäumen.“Ausschließ­en will er die vom Wissenscha­ftsrat in der „Presse“angestoßen­en Uni-Fusionen jedoch nicht. Unter Umständen könne das am Schluss herauskomm­en.

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