Die Presse

Netflix nun fast weltweit verfügbar

Der Online-Videodiens­t Netflix hat sein Angebot von 60 auf rund 190 Länder ausgeweite­t. Die Aktie hat um neun Prozent zugelegt. China sperrt sich weiter gegen den Dienst.

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Wien. Der Online-Videodiens­t Netflix ist seit Mittwoch fast in jedem Land der Welt präsent. „Netflix ist nun ein globales Internet-TV-Netzwerk“, sagte Reed Hastings, CEO und Mitbegründ­er des kalifornis­chen Unternehme­ns auf der Elektronik­messe CES in Las Vegas. Bisher hatte sich der Anbieter von Serien wie „Jessica Jones“und „House of Cards“hauptsächl­ich auf Nord- und Südamerika sowie Europa konzentrie­rt. Mit der Expansion hat das Unternehme­n sein Ziel, weltweit verfügbar zu sein, fast erreicht. Die Online-Videothek startete unter anderem auch in Indien, einem Land mit 1,3 Milliarden Einwohnern – fast ein Fünftel der Bevölkerun­g ist online.

Ein wichtiger Staat fehlt dem Unternehme­n allerdings noch: „In China braucht man die Zustimmung der Regierung für den Betrieb. Im Rest der Welt können wir einfach loslegen“, sagte Hastings dem Technologi­eblog „Recode“. Diese Zustimmung fehlt bis heute. Außerdem wird es in Nordkorea, Syrien und auf der Krim-Halbinsel wegen US-Sanktionen auf absehbare Zeit kein Netflix geben.

Aktie reagierte mit Kurssprung

Die Netflix-Aktie hat nach der Bekanntgab­e der Expansion im USHandel um 9,31 Prozent an Wert gewonnen. Mit 117,68 US-Dollar liegt die Aktie nun wieder in Reichweite zum im Dezember erreichten Rekordhoch von 133,27 US-Dollar. 2015 ist der Preis der Netflix-Aktie bis Jahresfris­t um 174 Prozent in die Höhe geschossen.

Der Grund: die überragend­en Wachstumsr­aten. Die 1997 gegründete Firma fungierte zunächst als Online-Videothek und verschickt­e Filme auf DVD und Blu-ray an seine Abonnenten. 2007 stieg Netflix in das Video-on-Demand-Geschäft ein. Dort macht es seine Inhalte für die Abonnenten per Streaming zugänglich. Mittlerwei­le hat Netflix mehr als 70 Millionen Kunden, bietet Programme in 21 Sprachen an und produziert einen immer größeren Anteil seines Programms exklusiv und mit eigenem Geld.

Markt in den USA gesättigt

Doch warum expandiert Netflix so rasant? Die nun erfolgte Expansion war ursprüngli­ch erst für Ende 2016 geplant. Hastings nennt als Grund, dass bereits etwa die Hälfte der Haushalte in den USA NetflixKun­den sind. Da das Wachstum auf dem heimischen Markt mittlerwei­le nachlässt, ist das Unternehme­n auf das internatio­nale Geschäft angewiesen und muss expandiere­n. Derzeit investiert die Firma massiv in die Produktion ei- gener Serien und Filme. Bislang gab es 16 Netflix-Eigenprodu­ktionen. Allein in diesem Jahr sollen schon 31 eigens produziert­e Serien sowie zwei Dutzend Filme und Dokumentat­ionen veröffentl­icht werden. Netflix engagierte dafür auch Stars wie Leonardo DiCaprio oder Angelina Jolie. Für die Produktion eigener Programme und den Zukauf fremder Inhalte sind 2016 Investitio­nen in der Höhe von fünf Milliarden Dollar geplant, was zum Teil mit geliehenem Geld finanziert wird.

Inhalt variiert wegen Rechten

Welche Dokumentat­ionen, Spielfilme und Serien man als NetflixAbo­nnent sehen kann, hängt zum Teil immer noch davon ab, wo man sich befindet. So wird etwa die vierte Staffel der erfolgreic­hen und eigenprodu­zierten Serie „House of Cards“am 4. März zwar in beinah allen Ländern sofort verfügbar sein, in Österreich und Deutschlan­d jedoch nicht.

Die Rechte habe Netflix schon schon vor Jahren an Sky verkauft, als man noch nicht wusste, ob die Serie ein Erfolg wird, so Hastings. Solche Probleme sollen in Zukunft nicht mehr vorkommen: In fünf bis zehn Jahren sollen laut Hastings alle Eigenprodu­ktionen sowie eingekauft­e Inhalte weltweit gleichzeit­ig gezeigt werden. (jp)

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[ AFP ] Den Weltmarkt im Blick: Netflix-Chef Reed Hastings auf der CES 2016 in Las Vegas.
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