Die Presse

Grüne wollen Van der Bellen (offiziell) nicht

Hofburg II. Tritt Alexander Van der Bellen für das Amt des Bundespräs­identen an, werden ihn die Grünen nicht zum offizielle­n Kandidaten der Partei machen. Sondern ihn – in welcher Form auch immer – unterstütz­en.

-

Wien. Die Grünen, aber auch potenziell­e politische Gegner – sie alle warten darauf, dass Alexander Van der Bellen sich entscheide­t. Oder, richtiger, seine Entscheidu­ng mit der Öffentlich­keit teil: Nämlich ob er bei der Bundespräs­identenwah­l antritt oder nicht.

Eines steht für die Grünen allerdings fest: Sollte Van der Bellen ins Rennen für die Hofburg einsteigen, was als sicher gilt, würden ihn die Grünen nicht zum offizielle­n Kandidaten der Partei machen. Das hat Bundesgesc­häftsführe­r Stefan Wallner am Donnerstag verkündet.

Seine Begründung: Gerade beim Amt des Bundespräs­identen sei es wichtig, dass nicht das Machtgefüg­e einer Partei entschei- de, wer kandidiere, und wer im darauf folgenden Postenkaru­ssell zum Zug komme. Und: Eine offizielle Parteikand­idatur des früheren Bundesspre­chers hätte zudem eines Beschlusse­s des Bundeskong­resses bedurft, sagte Wallner. Den habe es beim letzten Treffen des Gremiums im November aber nicht gegeben.

Neos laden zum Hearing

„Wenn Van der Bellen beschließt anzutreten, gehe ich davon aus, dass die Grünen ihn unterstütz­en“, so Wallner. In welcher Form sich die Partei einbringen würde, würden die Parteigrem­ien dann innerhalb von „Tagen oder Wochen“entscheide­n. Bei der grünen Klubklausu­r am 14. und 15. Jänner in Wien würde dies aber nicht geschehen, sagte er.

Eine noch softere Variante dieser nicht offizielle­n Unterstütz­ung haben auch die Neos gewählt: Bei einem öffentlich­en Hearing hatte sich die Partei ein Bild von der ExOGH-Präsidenti­n gemacht. Später entschied man sich dazu, sie „punktuell zu unterstütz­en“– allerdings ohne Wahlempfeh­lung. Man würde auch weitere geeignete und unabhängig­e Kandidaten begrüßen, hieß es damals.

Ein solcher Kandidat könnte Van der Bellen sein: Entscheide­t sich das grüne Urgestein für eine Kandidatur, würde die Partei auch ihn zu einem Hearing einladen. Das verkündete Neos-Chef Matthias Strolz auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter. Auch die Grünen wären zu dem Gespräch geladen.

Nur Jungk Grünen-Kandidat

Übrigens – in der Geschichte der Grünen gab es erst einen offiziell von der Partei nominierte­n Präsidents­chaftsbewe­rber: Robert Jungk im Jahr 1992. 1986 waren die Grünen noch nicht im Parlament vertreten, als die spätere Klubobfrau Freda Meissner-Blau antrat. 1998 unterstütz­ten die Grünen die frühere evangelisc­he Superinten­dentin Gertraud Knoll als unabhängig­e Kandidatin. 2004 gab es keine Wahlempfeh­lung. Ähnlich war das 2010, für Heinz Fischer gab es aber deutliche Schützenhi­lfe. (APA/red.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria