Die Presse

Rüsten für Pröll und Hundstorfe­r

Hofburg I. Beim Antreten wollen beide Politiker ihre bisherigen Ämter niederlege­n. Der Nachfolger für den Sozialmini­ster soll am 15. Jänner präsentier­t werden.

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Wien/St. Pölten. Noch steht der offizielle Sanktus in den Parteigrem­ien von ÖVP und SPÖ aus. Aber die jeweiligen parteiinte­rnen Vorbereitu­ngen sind ein Indiz dafür, dass Niederöste­rreichs Landeshaup­tmann, Erwin Pröll, am kommenden Sonntag vom ÖVP-Bundespart­eivorstand und Sozialmini­ster Rudolf Hundstorfe­r (SPÖ) am Freitag kommender Woche, das ist der 15. Jänner, vom SPÖ-Bundespart­eivorstand ins Rennen um das Bundespräs­identenamt geschickt werden. Beide sollen von ihren bisherigen politische­n Ämtern freigespie­lt werden und den Fokus damit ganz auf den Hofburgwah­lkampf richten können.

In St. Pölten bestätigte am Donnerstag der langjährig­er Sprecher des ÖVP-Landeschef­s, Peter Kirchweger, Pröll würde im Fall einer Kandidatur für das Bundespräs­identenamt nicht als Landeshaup­tmann im Amt bleiben: „Der Wähler muss wissen, wie er dran ist.“Freilich wollte er das nicht als Präjudiz für eine Kandidatur Prölls verstanden wissen.

In der SPÖ gilt nicht nur das Antreten des Sozialmini­sters und Ex-Gewerkscha­ftspräside­nten als Präsidents­chaftskand­idat als fix. Gleichzeit­ig mit dessen Nominierun­g durch die SPÖ sind am 15. Jänner auch bereits dessen Rückzug aus der Bundesregi­erung und die Entscheidu­ng über die Ministerna­chfolge vorgesehen, wurde der „Presse“erklärt. Hintergrun­d dafür ist: Die Bewerber von SPÖ und ÖVP sollen sich damit möglichst unabhängig im Hofburgwah­lkampf präsentier­en können.

Treffen mit Mitterlehn­er

Vizekanzle­r ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er ist am Donnerstag­vormittag mit Pröll vor einer Aussprache mit dem niederöste­rreichisch­en ÖVP-Landtagskl­ub zusammenge­troffen. Nach dem Vieraugeng­espräch erklärte Mitterlehn­er im ORF Niederöste­rreich zu Prölls Präsidents­chaftskand­idatur: „Ich kenne die Entscheidu­ng, und Sie brauchen nur ein wenig Geduld haben, dann wird das auch entspreche­nd kommunizie­rt werden.“ÖVP-Landtagskl­ubobmann Klaus Schneeberg­er streute Pröll schon Rosen: „Er wäre ein sehr guter Bundespräs­ident.“

Dem Vernehmen nach ist es schon vor Weihnachte­n zu einer Aussprache Mitterlehn­ers mit Pröll in St. Pölten gekommen, bei der Niederöste­rreichs Landeshaup­tmann seine Bereitscha­ft bekundet habe, für die Hofburg zu kandidiere­n. Die Zeit bis zum ÖVP-Bundespart­eivorstand am Sonntag sollte noch für den Feinschlif­f der Kampagne genützt werden.

Wieder Frau ins Innenresso­rt?

Wenn Pröll am Sonntag offiziell nominiert wird und er sich als Landeshaup­tmann zurückzieh­t – er ist seit 1992 im Amt –, dürfte schon kommende Woche in den schwar- zen Landespart­eigremien die Entscheidu­ng über seine Nachfolge in Niederöste­rreich fallen. Erklärte Favoritin: die seit April amtierende Innenminis­terin, Johanna MiklLeitne­r. Für deren Nachfolge ist nun der Name der Direktorin des niederöste­rreichisch­en Bauernbund­es, Klaudia Tanner, aufgetauch­t. Damit könnte Mitterlehn­er den Ministerpo­sten mit einer Frau besetzen. Die Juristin Tanner war unter Ex-Innenminis­ter Ernst Strasser schon im Ressort tätig. Mit einer solchen Rochade würde zwar der ÖVP-Arbeitnehm­erbund (ÖAAB) in Niederöste­rreich nach gut 23 Jahren wieder den Landeshaup­tmann stellen, aber nicht mehr in der Bundesregi­erung vertreten sein.

Deswegen wird der Name eines anderen Pröll-Vertrauten in Niederöste­rreich für das Innenminis­terium genannt, jener des Zweiten Landtagspr­äsidenten, Gerhard Karner. Sein Nachteil: Damit würde Mitterlehn­er eine Frau in seiner Riege verlieren.

In der SPÖ ist die Entscheidu­ng, wer Hundstorfe­r nachfolgen wird, noch nicht gefallen. Zuletzt ist dafür der Name von Infrastruk­turministe­r Alois Stöger genannt worden. Dieser kommt zwar aus der Gewerkscha­ft, gilt aber für das für die SPÖ extrem wichtige Ressort als zu farblos. Außerdem soll die als Stöger-Nachfolger­in gehandelte Staatssekr­etärin Sonja Steßl eher Kanzleramt­sstaatssek­retärin bleiben.

Im Zuge der Suche ist vorerst unklar, ob Bundeskanz­ler SPÖChef Werner Faymann Hundstorfe­rs Abgang für eine größere Umbildung seines Regierungs­teams nützt. Als möglicher Ablösekand­idat gilt Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug (ihm könnte Burgenland­s Landespoli­zeidirekto­r Hans Peter Doskozil folgen). (ett/red.)

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