Die letzten Wanderungen
Die Besiedlung Amerikas geschah viel früher als bisher gedacht und wird immer rätselhafter. Die Polynesiens hingegen klärt sich.
Vor 70.000 Jahren machten unsere Ahnen sich auf aus Afrika in den Rest der Welt, erst ging es rasch voran, vor 50.000 Jahren waren sie in Australien, vor 45.000, nach einem weiten Weg über Zentralasien, in Europa. Dann kam lang nichts, die letzten Flecken der Erde, entlegene Inseln im Pazifik, wurden erst vor 800 Jahren erreicht, und wann es beim letzten Kontinent so weit war, bei Amerika, wird immer weniger klar.
Zwar steht durch Genanalysen heutiger Ureinwohner fest, dass die Ahnen aus Sibirien stammten – und nicht, wie andere Hypothesen es wollten, aus Japan oder gar aus Spanien und Südfrankreich –, aber wann zogen diese Menschen los, und wie taten sie es? Zu Fuß über die durch die Eiszeit trocken gefallene Beringstraße, hieß die Antwort, seit Edgar Howard in den 1930erJahren beim Ort Clovis in New Mexico Speerspitzen mit einer besonderen Form gefunden hatte – ähnliche gab es in Spanien und Südfrankreich –, die sich für Großwildjagd eigneten, bald sichtete man sie vielerorts in Nordamerika, die ältesten lagerten seit 13.500 Jahren in Alaska. Man nannte sie nach dem Fundort „Clovis Points“und ihre Verfertiger „Clovis“. Offenbar waren sie die ersten in Amerika: „Clovis first“.
Aber 1997 fanden sich in Monte Verde 14.500 Jahre alte Siedlungsspuren, und Monte Verde liegt weit im Süden, sehr weit: an der Küste Chiles
Der Fund war umstritten, aber es kamen andere, an der Küste Mexikos, an der Kaliforniens, dort stieß man – auf Santa Rosa, einer der Channel-Inseln – auch auf Knochen eines Menschen, der vor 13.000 Jahren lebte, man nannte ihn Arlington Man (später zeigte sich, dass es eine Arlington Woman war). Oft fand man an diesen Stätten auch Steinspitzen von Jagdwaffen, aber diese „Western Stemmed Points“waren schlanker als die „Clovis Points“, sie eignetet sich eher zum Speeren von Wassergetier. Das belebte eine 1979 von Knut Fladmark formulierte Vermutung, derzufolge die ersten Siedler nicht zu Fuß gekommen seien, sondern per Boot, von Kamtschatka her immer die Küste entlang
Die wurde gesäumt von riesigen Wäldern aus Braunalgen („Kelp“), die Habitate für eine breite Artenvielfalt boten, von Muscheln über Krebse bis zu Fischen, von der Menschen sich leicht nähren hätten können. Diesen „Kelp Highway“entlang sei die Reise gegangen, systematisierte Jon Erlandson 2007
seitdem sucht man Belege – auch unter der Überschrift von „Amerikas Atlantis“, das nach der Eiszeit unter dem steigenden Meeresspiegel versunken sein könnte
Sensationen fand sich keine, immerhin aus Muschelschalen aufgeschlichtete Mäuerchen und Splitter von Hartholz, mit denen Muscheln von Steinen gekratzt wurden. Viel kam auf den Channel Islands ans Licht, die immer nur mit Booten erreichbar waren, Todd Braje (San Diego State University) hat den Stand im Vorjahr zusammengefasst
überzeugend genug ist er für Verfechter von „Clovis first“nicht.
Und nun kommt eine Wendung, die beide Seiten überrascht: In Ufern eines längst ausgetrockneten Sees im White Sands National Park in New Mexico ist Matthew Bennett (Bornemouth) auf Fußspuren gestoßen, die vor 21.000 bis 23.000 Jahren hinterlassen wurden, datiert wurde mit der Radiokarbonmethode an Grassamen unter und über den Abdrücken
Das Alter legt zwingend nahe, dass diese Menschen bzw. ihre Ahnen schon viel früher da gewesen sein müssen. Denn damals war die Eiszeit auf ihrem Höhepunkt: Zwar ließ sie einen kleinen Streifen in Alaska eisfrei, aber vor 26.500 bis 20.000 Jahren zog sich quer durch Nordamerika eine mächtige Eisschicht – genannt Laurentide Ice Sheet –, die den Landweg nach Süden versperrte und auch den „Kelp Highway“unpassierbar machte.
Aber wie auch immer, noch war ein riesiger Raum der Erde unberührt, der des „polynesischen Dreiecks“im Pazifik, das eine Seitenlänge von 7600 Kilometern hat, das ergibt die die fünffache Fläche Europas, in ihr sind entlegene Eilande verstreut. Stießen Menschen aus Amerika auf die, machten sie sich mit Booten auf den Weg, auf den offenen Ozean nach Westen? Der Abenteurer Thor Heyerdahl wollte es 1947 beweisen, er kam mit der Kon-Tiki von Peru zu den – in Luftlinie – 3500 Kilometer entfernten Osterinseln.
Die Öffentlichkeit war begeistert, die Fachwelt schüttelte die Köpfe, aber im Vorjahr fand Alexander Ioannides (Stanford) in Genomen heutiger Osterinsulaner südamerikanisches Erbe, es stammte aus Kolumbien und war nicht auf direktem Weg gekommen, sondern über andere Inseln Polynesiens
Offenbar hatten Seefahrer von dort Amerika erreicht und auf dem Rückweg Menschen mitgenommen. Denn besiedelt wurde das Dreieck von Westen her, darüber herrscht seit Langem Konsens.
Ebenfalls seit Langem ist allerdings umstritten, woher diese Siedler kamen und wie rasch, zwei Hypothesen konkurrieren. Die eine, von Jared Diamond entwickelt, sah eine sehr rasche Einwanderung von Taiwan her („fast train“), die andere eine langsame von Indonesien („slow boat“). Linguistische Analysen und die von Gebrauchsgegenständen bzw. ihren Verzierungen konnten das nicht klären, auch Gene nicht, weder die von Menschen noch die von Tieren, die sie mitbrachten, Ratten etwa (als Proviant). Zuletzt deutete allerdings eine auch mitgebrachte Nutzpflanze, der Papiermaulbeerbaum, stark auf Taiwan
Nun hat wieder Ioannides zumindest den größten Teil der Fahrten im Detail rekonstruiert, aus Genen heutiger Bewohner von 21 Inseln bzw. Flaschenhälsen, die den Genpool ausdünnten, es zogen ja immer nur kleine Teile der Populationen weiter. Den Befund darf man „fast boat“nennen: Von Samoa weit im Westen starteten die ersten um das Jahr 800, anno 1210 waren die Osterinseln erreicht, nach 6500 Kilometern Das letzte Wort wird das allerdings nicht sein: In den Genen sieht es so aus, als wäre die Reise immer vorwärts gegangen – nach Osten – und nie zurück. Aber archäologische Funde zeigen Fernhandel auch in Gegenrichtung.
Gerhard Milletich: ÖFB-Präsident zu werden war nie auch nur ansatzweise mein Plan. Vor einem halben Jahr noch hätte ich auch nicht daran gedacht. Die größte Überraschung war also jetzt, dass es diese Bedeutung einnimmt in der Öffentlichkeit. Der Niederschlag in den Medien war enorm.
Die Aufgaben sind klar zu teilen. Wir haben in der Außenwirkung den größten Auftritt mit dem Nationalteam. Und ja, da müssen jetzt Lösungen gefunden werden. Das zweite Projekt ist, dass wir eine Basis und ein Kompetenzzentrum schaffen, damit heutigen Standards entsprochen wird. Es kann nicht sein, dass ein Nationalteam erst bei einem Klub anfragen muss, ob man auf dem Platz trainieren darf . . . Das ist bis jetzt der Fall! Der ÖFB muss der Herr im eigenen Haus werden. Und die dritte, aufwendigste Aufgabe ist die, im Breitensport – speziell bei Kindern – für Ordnung und eine Zukunft zu sorgen. In den vergangenen zwei Jahren haben wir viele Kinder verloren, die müssen wir zum Fußball zurückholen.
Wir müssen die Kinder von der Schule abholen! Es ist nicht mehr so wie früher, dass sie zu den Vereinen kommen und sagen, dass sie Fußball spielen wollen. Wir müssen sie dazu bringen, dass sie sich bewegen wollen! Das gelingt nur, wenn Schulen und Klubs kooperieren. Das geht nur, wenn Behörden, Schulen und Ministerium mitspielen. Und wir die Klubs motivieren, all das auch umzusetzen.
Man muss im Leben doch immer Alternativen haben, oder? Wir haben da eine ganz klare Linie, so sehe ich die nächsten Wochen: Der ÖFB hat einen Vertrag mit Franco Foda, und Verträge sind normalerweise dazu da, dass sie eingehalten werden. Ich weiß aber auch, dass es im Fußball sehr schnell gehen kann. Und die letzten Ergebnisse waren nicht so, wie wir sie uns erhofft hatten. Wenn es so bleibt, bedarf es Korrekturen. Wir nehmen diesen Lehrgang mit den beiden NovemberSpielen also her, und danach werden Sportdirektor Peter Schöttel und Präsidium beraten. Aber warten wir bitte zuerst diese Spiele ab – mir wäre am liebsten, wir wären erfolgreich.
Moment, ich meinte es immer so: Was geschieht grundsätzlich mit der Entwicklung der Nationalmannschaft? So muss man den Begriff Baustelle einordnen. Sprich: Was geschieht mit Foda, können wir an ihm festhalten? Diese Entscheidung ist zu fällen. Und dabei ist der Sportdirektor maßgeblich gefragt, muss entscheiden. Der Weg, sich über diese Position Gedanken zu machen, wäre für mich falsch. Er prüft Alternativen, zeigt Wege vor und . . .
Es gibt immer Alternativen! Aber bitte verzeihen Sie mir, dass ich jetzt keine
Namen nennen werde. Und es ist Aufgabe von Schöttel – der von mir nicht infrage gestellt wird –, darüber nachzudenken. Wir brauchen eine Lösung. Und zwar eine gute. Aber ich habe eine Gegenfrage für Sie: Soll dann ein Funktionär der Teamchef sein?
Eben. Genau das soll nicht sein und wird nicht geschehen. Glauben Sie mir: Diese Frage wird von Experten auf sportlicher Ebene entschieden.
Das Ehrenamt ist eine Herausforderung, und es wird immer schwerer, es gut zu besetzen. Man muss viel arbeiten, trägt große Verantwortung – teils mit wirtschaftlicher Haftung. Und die Wertschätzung ist parallel dazu gering. Man hätte freilich recht, wenn sich ein Bürgermeister oder Anwalt in sportliche Belange einmischen würde. Was nützt es aber guten Fußballern, wenn der Klub die Gage nicht bezahlen kann? Man vermengt da gern zwei Dinge: Es bedarf eines Managements mit Entscheidungsträgern. Und es gibt die sportliche Abteilung – die in diesem Bereich die Dinge in der Hand hat. Von uns maßt sich keiner an, dass er entscheiden kann, wie man taktisch spielen oder wen man einberufen soll.