Woher die meisten Gänse kommen
Wer hierzulande ein Gansl in einem Restaurant verspeist, hat wohl das Bild einer heimischen Weidegans im Kopf. Ein zufriedenes weißes Federvieh, das auf einer schönen Weide mit seinen Artgenossen lebt und möglichst stressfrei geschlachtet wurde. Die Wahrscheinlichkeit, ein solches Gansl auf dem Teller zu haben, ist aber gering.
Das macht allein ein Blick auf die Speisekarte deutlich. Wer tatsächlich eine heimische Weidegans serviert, schreibt das gemeinhin auf die Karte. Ist doch einerseits ein heimischer Lieferant, der vielleicht auch noch biologisch wirtschaftet, nichts, was man als Wirt verstecken würde. Andererseits erhöht das das Verständnis beim Gast, warum das Gansl mit Rotkraut und Knödeln bei dem einen Wirt doch etwas mehr kostet als beim anderen.
Auch ein Blick in die Statistik macht deutlich, dass es ohne importierte Gänse nicht geht. Immerhin lag laut der Statistik Austria der Selbstversorgungsgrad bei Gänsen im Jahr 2020 bei 28 Prozent. Wobei sich der Wert in den letzten Jahren erhöht hat, im Jahr 2015 lag er noch bei 20 Prozent.
Seit 1992 gibt es die Organisation Österreichische Weidegans. Heute sind in ihr rund 250 bäuerliche Betriebe versammelt, die mehr als 40.000 Weidegänse für Martini und Weihnachten produzieren. Insgesamt werden in Österreich aber allein rund um den Heiligen Martin 250.000 Gänse verspeist. Der Großteil der Martinigänse kommt also aus dem Ausland.
Laut der Tierschutzorganisation Vier Pfoten stammen rund 72 Prozent der hierzulande verspeisten Gänse und Enten aus dem Ausland. „Sehr oft kommen die Tiere aus Ländern, in denen, im Gegensatz zu Österreich, Lebendrupf und Stopfmast nach wie vor ganz legal sind“, sagt Veronika Weissenböck, Kampagnenleiterin bei Vier Pfoten.
In Ungarn, Polen und China werde etwa nach wie vor Lebendrupf praktiziert. Die Stopfmast ist in Ländern wie Ungarn, Frankreich, Belgien, Bulgarien, Spanien, aber auch China, den USA und Kanada erlaubt. Ein großer Teil der nach Österreich importierten Gänse stammt aus Ungarn, aber auch aus Polen und China.
Laut einer Market-Umfrage im Auftrag der NGO sind 84 Prozent der Österreicher für einen Verbot des Imports von Fleisch von Tieren, die gestopft oder lebend gerupft wurden. 87 Prozent der Befragten sind für eine Kennzeichnung der Martinigans nach Herkunft und Haltungsform in der Gastronomie. Diskutiert wird diese