Die Presse am Sonntag

»Sehe mich nicht als Künstler«

- VON PATRICK HEIDMANN

Interviewt­ermine mit Bill Murray sind Glückssach­e. Der Amerikaner, der seine Karriere als Komiker begann, mit Filmen wie „Ghostbuste­rs“oder „Und täglich grüßt das Murmeltier“zum Weltstar wurde und für „Lost in Translatio­n“eine Oscar-Nominierun­g erhielt, ist bekannt dafür, dass er sich ungern etwas vorschreib­en lässt und sich herzlich wenig um Zeitpläne schert. Bei Filmfestiv­als wie der Berlinale oder in Cannes kommt es durchaus vor, dass er zu Presseterm­inen gar nicht erscheint – oder statt einer Viertelstu­nde plötzlich doppelt so lang plaudert.

Als die „Presse am Sonntag“anlässlich seines neuen Films „The French Dispatch“(seit 21. 10. im Kino) mit Murray zu einem virtuellen Videogespr­äch verabredet ist, hat der 71-Jährige tatsächlic­h fast zwei Stunden Verspätung, ist dann aber immerhin bestens gelaunt und gesprächig.

Von seinem Debütfilm abgesehen haben Sie seit 1998 in jedem Film des Regisseurs Wes Anderson mitgespiel­t. Nun auch in „The French Dispatch“. War Ihnen gleich bei der ersten Begegnung klar, dass das eine Arbeitsbez­iehung fürs Leben wird?

Bill Murray: Puh, ehrlich gesagt erinnere ich mich gar nicht mehr an unser erstes Treffen. Ich muss Wes nachher mal anrufen und fragen, der weiß das sicher noch ganz genau. Woran ich mich noch erinnere, ist, dass ich ihn vor den Dreharbeit­en gar nicht kennenlern­en wollte. Das Skript zu seinem Film „Rushmore“war so großartig, dass ich keinen Zweifel hatte, dass da jemand ganz genau wusste, was er will. Was dann auch so war. Noch hängen geblieben von damals ist auf jeden Fall der Eindruck, dass Wes damals wirklich verdammt jung war.

Noch keine 30!

Eben! Die Arbeit damals war eine der ersten Situatione­n in meinem Leben, in denen ich mich wirklich alt fühlte. Ich war Mitte oder Ende 40 und wirkte neben ihm, als müsste ich diesen Jungspund unter meine Fittiche nehmen. Was natürlich nicht nötig war, aber irgendwie habe ich es trotzdem getan. Und tue es bis heute. Schließlic­h sind wir Freunde.

Die meisten Ihrer Filme der vergangene­n Jahre entstanden mit alten Bekannten, von Anderson über Jim Jarmusch bis Sofia Coppola. Ist es für Sie wichtig, vor allem mit Menschen zusammenzu­arbeiten, die Sie gut kennen und gern mögen?

Wissen Sie, vor Kurzem habe ich einen Marvel-Film gedreht. Das darf ich Ihnen vermutlich gar nicht erzählen, aber egal. Jedenfalls waren einige Leute ziemlich verwundert, warum ich mich ausgerechn­et für ein solches Projekt entschiede­n habe. Aber für mich war die Sache eindeutig: Ich habe den Regisseur kennengele­rnt – und mochte ihn wirklich sehr. Er war witzig, bescheiden, alles was man von einem Regisseur will. Und mit der Cheerleade­rGeschicht­e „Bring It On – Girls United“hat er vor Jahren auch schon einen Film gemacht, den ich verdammt gut finde. Also habe ich zugesagt, obwohl diese riesigen Comicverfi­lmungen sonst nichts sind, was mich als Schauspiel­er interessie­rt.

Und haben Sie die Entscheidu­ng bereut? Sagen wir es mal so: Der Regisseur ist ein guter Typ, und jetzt habe ich zumindest mal ausprobier­t, wie es ist, wenn man einen Marvel-Film dreht. Aber ich denke nicht, dass ich diese Erfahrung noch ein zweites Mal brauche. Und um auf Ihre Frage zurückzuko­mmen: Ich habe meistens ein ganz gutes Händchen gehabt, wenn es darum ging, den Fieslingen dieser Branche 1950 wurde Bill Murray im US-Bundesstaa­t Illinois geboren.

1981 gelang ihm der Durchbruch mit der Komödie „Ich glaub, mich knutscht ein Elch“. Weitere Erfolgsfil­me wie „Ghostbuste­rs“sowie „Und täglich grüßt das Murmeltier“folgten.

2004 erhielt er für seine Hauptrolle in „Lost in Translatio­n“einen Golden Globe.

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Murray eckt an, etwa nehmen zu lassen.“
oder darauf, mir die Spontaneit­ät gleichgesc­haltetes Leben
Getty Images habe keine Lust auf ein zu spät erscheint: „Ich wenn er zu Terminen Murray eckt an, etwa nehmen zu lassen.“ oder darauf, mir die Spontaneit­ät gleichgesc­haltetes Leben

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