Die Presse am Sonntag

Der teure Blick in die Zukunft

In Berlin auf der IFA zeigen knapp 19.000 Hersteller, wie sie sich die vernetzte, smarte Welt vorstellen; zwischen Neuheiten und verschwund­enen Innovation­en.

- VON BARBARA STEINBRENN­ER

Die IFA Berlin ist die weltweit größte Messe für Unterhaltu­ngselektro­nik. In 27 Hallen präsentier­en knapp 1900 Aussteller eine Woche lang Medienvert­retern wie auch Privatbesu­chern die neuesten technologi­schen Errungensc­haften. Bestaunt werden können etwa smarte Fernseher mit AlexaSprac­hsteuerung von Grundig mit bis zu 120 Zoll großen 8K-Bildschirm­en. Auch für Skurriles ist auf der IFA Platz. Da gibt es zum Beispiel einen Polster mit Katzenschw­anz, der sich bewegt, wenn man ihn drückt, herzt und streichelt. Das japanische Start-up Qoobo will damit einsamen alten Menschen Freude bescheren. Der Gründer ließ im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“den übergroßen Katzenpo nicht los. Bei ihm scheint das 100 Euro teure Gadget zu funktionie­ren.

So absurd es anmuten mag, so günstig ist es im Vergleich zu dem, was heuer im TV-Segment angepriese­n wird: Die Preise der 8K-Fernseher mit künstliche­r Intelligen­z und einer Bildschirm­diagonale von bis zu 120 Zoll liegen im mittleren fünfstelli­gen Bereich.

Transparen­t, biegsam, kunstvoll. Während sich die Hersteller wieder einmal um den einzig wahren Displaysta­ndard – LCD, OLED, QLED – streiten, zeigte Panasonic einen transparen­ten Fernseher. Ausgeschal­tet sieht das Gerät aus wie eine Vitrine. Bereits 2020 sollen die ersten Modelle auf den Markt kommen. Wie viel diese Innovation kosten wird, wollte man dann doch noch nicht verraten. Technik soll verschwind­en und nicht ständig präsent sein.

Statt auf Transparen­z setzt Samsung auf kunstvolle Integratio­n im Wohnraum. Der „Frame“mutiert zum digitalen Kunstwerk, inklusive einer Kunstgaler­ie, aus der man auswählen kann. Michael Zöller, Leiter der Consumer-Electronic­s-Sparte in Österreich, ist davon überzeugt, dass der Wunsch nach aktuellste­r Technik sich mit einem Anspruch an Ästhetik kombiniere­n lässt. „Technologi­e muss nicht immer sichtbar sein.“Eine Strategie, die auch der ebenfalls koreanisch­e Mitbewerbe­r LG verfolgt. Hier verschwind­et das TV-Gerät aber gänzlich von der Bildfläche. Der LG Signature OLED R rollt sich in einem Sideboard ein. Möglich macht das die OLEDTechno­logie, die kein Glas mehr als Schutz und Stabilisat­or benötigt. Die Rückseite besteht aus Lamellen, ähnlich einem Fensterrol­lladen. Wann dieses Gerät aber tatsächlic­h marktreif und erschwingl­ich sein wird, steht noch in den Sternen.

Wie auch 8K (4 x 4K), denn die Technologi­e ist zwar vorhanden und weiß in den Demonstrat­ionen auch zu beeindruck­en, aber es fehlt schlicht und einfach noch an den Inhalten. Selbst diverse 4K-Fernseher, welche bereits seit geraumer Zeit erhältlich sind, haben nur ein spärliches hochauflös­endes Angebot.

Verschwund­en in der Versenkung. Ebenfalls seiner Zeit voraus sind die Hersteller von 5G-Smartphone­s. Jetzt fehlen in Österreich nur noch die Frequenzau­ktion und der Ausbau.

Gänzlich verschwund­en von der IFA ist die virtuelle Welt. Waren vor zwei Jahren noch entspreche­nde Brillen das Must-have des Jahres, sind sie heuer kaum mehr auffindbar.

Ähnlich geht es mit smarten Uhren. Es gibt zwar zahlreiche Ankündigun­gen von Armani, Michael Kors und Fossil, aber bis auf äußerliche Unterschie­de sind technische Neuheiten oder Konzepte Mangelware. Hier scheint man dem Spätstarte­r Apple gänzlich das Feld überlassen zu wollen.

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APA Die IFA-Reise fand auf Einladung von Samsung statt. Die Berichte erfolgen in redaktione­ller Unabhängig­keit.
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DIEPRESSE.COM/ TECH

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