Favoritinnen aus Österreich
Das ÖSV-Quartett möchte in der Damen-Abfahrt anknüpfen und das erste WM-Gold seit 2011 erobern. an die Weltcup-Leistungen
In der Kombination haben Ramona Siebenhofer noch vier Hundertstelsekunden auf ihre erste WM-Medaille gefehlt, im Ziel flossen bittere Tränen. „Ich kann mir nichts vorwerfen“, sagte die 27-Jährige, die stattdessen heute (12.30 Uhr, live ORF eins) in der Abfahrt gemeinsam mit Stephanie Venier, Tamara Tippler und Nicole Schmidhofer auftrumpfen und Wiedergutmachung für die Pleite im Super-G leisten will. „Mit Wut im Bauch wird es hoffentlich funktionieren.“Trotz Bestzeit in der Kombi-Abfahrt sieht die Salzburgerin noch Potenzial. Im Mittelteil habe sie zwei Zehntel verloren, da sie „eine engere Linie gewählt habe, die aufgrund des Neuschnees nicht gerutscht war“.
Ihre gute Form hat Siebenhofer jedenfalls schon mit dem Double in Cortina unter Beweis gestellt, zugleich ihre beiden ersten Weltcupsiege. In Italien wandelte Siebenhofer schon auf den Spuren von „Speed Queen“Renate Götschl, nun heißt es in die Fußstapfen von Elisabeth Görgl zu treten. Sie kürte sich 2011 zur letzten Abfahrtsweltmeisterin aus Österreich, die ÖSV-Gesamtbilanz weist in der Königsdisziplin 13 Mal Gold auf.
Mit fünf Siegen in sechs Saisonbewerben haben die ÖSV-Damen ihre Anwärterschaft auf das nächste Edelmetall untermauert. Bei der WM-Generalprobe in Garmisch-Partenkirchen stand erstmals Stephanie Venier ganz oben auf dem Stockerl. Die Speedspezialistin aus Tirol überraschte bei der WM 2017 in St. Moritz mit der Silbermedaille hinter Ilka Stuhec, in diesem Winter ist sie endgültig in der Spitze angekommen: Gleich sieben Top TenPlätze bei Rang 13 als schlechtestem Resultat. Für die Titelkämpfe aber wäre ihr das zu wenig, wie sie im Vorfeld selbstbewusst erklärt hat: „Bei der WM zählt nur eins, zwei oder drei. Das traue ich mich so klar zu sagen, auch wenn ich mit 25 Jahren eine junge Speed-Fahrerin bin.“ Stuhec und Goggia lauern. Neben den Österreicherinnen zählen Olympiasiegerin Sofia Goggia, die im Super-G schon Silber geholt hat, und Titelverteidigerin Ilka Stuhec zum Favoritenkreis. Beide haben sich nach Verletzungen zurückgemeldet. „Es ist großartig, wieder auf der großen Bühne zu sein. Das letzte Jahr war hart“, sagte Stuhec. „Die Österreicherinnen sind wirklich stark, es wird ein enges Rennen.“Die 28-Jährige hatte die gesamte Olympia-Saison wegen eines Kreuzbandrisses verpasst, in Gröden kehrte sie auf das Siegerpodest zurück, zwei weitere Podestplätze folgten. Auch ohne Weltcup-Testlauf hat sich die Slowenin auf die WM-Piste eingestellt, wie sie als Abfahrtszweite in der Kombination, als ihr nur ein Hundertstel auf Siebenhofer fehlte, bewies.
Stuhec könnte als erste Läuferin seit der Schweizerin Maria Walliser 1987/89 den WM-Thron in der Abfahrt behaupten. Erfolgreichste Läuferin der Nachkriegszeit in dieser Disziplin war übrigens Annemarie Moser-Pröll mit dreimal Gold (1974, 1978, 1980).