Apfelkletzen und Bucheckern
Eichkätzchen lieben Nüsse, Bucheckern und besonders am Ast vertrocknete Äpfel und Weintrauben.
Nie wieder werde ich meinen CoxOrange-Baum vor dem Küchenfenster im Herbst so ausbürsten und putzen, wie ich das bis dato zu tun gepflegt habe. Besagter Baum ist das Lieblingsgewächs in meinem Garten, denn er liefert die besten Äpfel, und ich ernte jeden einzelnen. Dementsprechend bekommt er Sonderbehandlungen, wie etwa das herbstliche Entfernen im Astwerk verbliebener, nicht gut entwickelter und deshalb vertrockneter Früchte.
Damit ist jetzt Schluss, und zwar seit ich ein Eichkätzchen dabei beobachten konnte, wie es sich, vom Hunger aus der Wärme seines Kobels in den Neuschnee getrieben, zuerst ausgiebig an ein paar Bucheckern, dann wenig begeistert an Holunderknospen, schließlich jedoch fast euphorisch an einer Apfelmumie labte, die zu entfernen ich offensichtlich verabsäumt hatte.
Zum Glück, denn das Trockenäpfelchen versetzte das possierliche Nagetier ganz offensichtlich in einen Rausch der Freude und der Gier. Es pflückte die magere Frucht, verspeiste sie sofort und blickte sich vergebens nach mehr um. Merke: Sciurus vulgaris, also das Europäische Eichkätzchen, speist beileibe nicht nur Wal- und Haselnüsse, sondern ernährt sich auch von Knospen, Sämereien – und eben auch von Obst, wie Äpfeln, Weintrauben und deren eingetrockneten winterlichen Relikten.
„Und was ist mit den berühmten Vorräten, die Eichkätzchen anlegen“, werden Sie nun einwenden. „Reichen sie nicht aus?“Hier die Antwort: Ein einziges Eichhörnchen kann pro Jahr zwar angeblich an die 10.000 Eicheln, Zapfen und Nüsse sammeln, und es legt zahllose Verstecke für seine Wintervorräte an. Diese findet es jedoch nicht immer wieder. Außerdem werden bald schon die ersten Jungtiere eigenständig auf Futtersuche gehen, und jeden Cox Orange, den sie dann finden, gönne ich ihnen mit Freude.