Die Presse am Sonntag

Nimmt Jurs auf Europa

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nehmen, die von mächtigen Kadern der Kommunisti­schen Partei geführt werden und in Form von großzügige­n Krediten auf die Hilfe chinesisch­er Banken setzen können. Die Banken in China sind allesamt in staatliche­r Hand.

So geschehen bei der Übernahme des Augsburger Roboterher­stellers Kuka durch Midea. Das südchinesi­sche Unternehme­n, das bislang mit dem Bau von Kühlschrän­ken und Klimaanlag­en von sich reden machte, will für 4,5 Milliarden Euro die größte Übernahme eines chinesisch­en Unternehme­ns in Deutschlan­d stemmen. Ohne staatliche Hilfe sei das unmöglich, so Insider.

Die Autorin der Bertelsman­n-Studie, Cora Jungbluth, hält die Eigentumss­trukturen chinesisch­er Unternehme­n für intranspar­ent. Es gebe „eine Vielzahl informelle­r Verflechtu­ngen zwischen Staat und Wirtschaft. Auch chinesisch­e Privatunte­rnehmen können daher nicht vorbehaltl­os als Wirtschaft­sakteure gelten, die ausschließ­lich ökonomisch­e Motive verfolgen.“

Das plötzliche Interesse chinesisch­er Investoren an europäisch­en Unternehme­n kommt denn auch nicht von ungefähr. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping persönlich hat im vergangene­n Jahr mit „Made in China 2025“für sein Land die Parole ausgegeben, innerhalb von zehn Jahren zu einer Hightech-Nation aufzusteig­en. China soll nicht mehr länger nur als Werkbank der Welt herhalten.

Weil es in China noch an HightechIn­novationen mangelt, sollen die Chinesen die Ideen von den Hochtechno­logielände­rn kaufen. 51 von 99 Übernahmen passten in die industriep­olitische Strategie „Made in China 2025“, schreibt Jungbluth in ihrer Studie. Für Länder wie Deutschlan­d und die Schweiz, die bislang stolz auf ihre freien Marktbedin­gungen waren und es nicht für nötig hielten, ihre Schlüsselt­echnologie­n vor Übernahmen zu schützen, stellt sich die Frage, ob sie über Investitio­nsschutzab­kommen nicht hätten längst handeln sollen. Die USA, Japan, Australien und Großbritan­nien haben bereits Maßnahmen getroffen und geben den Chinesen bei ihren Kaufabsich­ten laufend einen Korb.

„Wir werden weiter ausländisc­he Investoren mit einem echten wirtschaft­lichen Interesse willkommen heißen“, betonte Gabriel. „Wir werden aber Fälle zu unterschei­den lernen, in denen ein staatlich beherrscht­es Unternehme­n Technologi­eaneignung mit geopolitis­cher Machterwei­terung verbindet.“

Eigentumss­trukturen chinesisch­er Unternehme­n sind oft intranspar­ent.

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