Maschinenraum
VOLLE KRAFT VORAUS DURCH DIE TECHNIKWELT
Meine Behauptung war ja: Es gibt (fast) nur mehr einen Grund, ein teures Smartphone zu kaufen – die Qualität der Kamera. Insofern hat mich bei meinem aktuellen Testgerät, einem Huawei P9, vorrangig die Güte und Schärfe der mit ihm geschossenen Fotos und Kurz-Filmchen interessiert. Das Handy des chinesischen Herstellers, der mit großem Werbeaufwand den dicht besetzten Markt aufzurollen versucht, besitzt ja als Alleinstellungsmerkmal eine Summarit-DualLinse (2 x 12 MP) von Leica. Dank kombiniertem RGB- und Monochrom-Sensor werde deutlich mehr Licht eingefangen, ob eines spezialisierten Bildsignalprozessors die Fokussierung und Datenverarbeitung beschleunigt und verbessert. Sagt der P9-Prospekt. Mein Fazit nach mehrwöchigem Gebrauch lautet: Ganz falsch ist das nicht. Die Bilder sind tatsächlich knackig scharf, sehr farbstark und fast schon überpräzise anmutend in der Gesamtwirkung. Sie lassen sich ordentlich aufblasen, ohne dass Schwachpunkte und Artefakte sichtbar werden. Die zugehörige App wurde ebenfalls gemeinsam mit Leica entwickelt und gefällt mit seiner reduzierten, ergebnisorientierten Struktur. Qualitätsvergleiche mit zwei weiteren High-End-Geräten – einem Apple iPhone 6 und einem Samsung Galaxy S7 – sprechen klar für das Modell von Huawei, das schon für unter 500 Euro angeboten wird. Es sieht ganz danach aus, als hätten die Weißmäntel im Entwicklungslabor ganze Arbeit geleistet. Und dann springt plötzlich wieder der alte Platzhirsch Apple ins Bild. Mit Anlauf. Und dem brandneuen iPhone 7 im Talon. Lassen wir mal die Diskussion um den LightningKopfhörer-Anschluss beiseite. Die „Super-Ka- mera“(„Stern“) dieser Generation ist jedenfalls ein ernsthaftes Argument: 12 Megapixel, Blende 1,8, Blitz aus vier LEDs, optischer Zweifach-Zoom und Bildstabilisator, 4K-Videos. Zweifach-Linsen – die TiefenschärfeManipulationen wie Profikameras ermöglichen – scheinen sich übrigens, wenn das so weitergeht, zum Trend auszuwachsen. Denn Samsung, LG, Sony & Co. werden nachziehen (müssen). Oder an Terrain verlieren. Bleibt die Frage: Ist eine superbe SchnappschussKamera mit dem üblichen funktionalen Beiwerk eigentlich das Geld wert, wenn ich mit einem Smartphone vorrangig telefonieren möchte? Meine Antwort: Doch, ja. Denn die allerbeste Kamera ist nun mal die, die man im entscheidenden Augenblick dabei hat.