Verglühen die Nordlichter?
Schwedische Banken stehen weit besser da als die Konkurrenz im Rest Europas – noch.
Sie haben die billigeren Möbel, das effizientere Bildungssystem und den generöseren Wohlfahrtsstaat. Zu allem Überfluss können die Schweden auch noch etwas anderes besser: Banken. Beim jüngsten Stresstest der Europäischen Zentralbank verblüfften die Institute mit einer beachtlichen Kapitalausstattung. Sie erzielten Werte, von denen die Manager im Süden nur träumen können. Doch was machen diese Geldhäuser besser als die Konkurrenz im Rest Europas?
„Ich würde das Wort langweilig nicht verwenden, aber wir wollen einfach keine Überraschungen“, sagte Ulf Riese, Finanzchef der Svenska Handelsbanken, vor Monaten. Die Geschäftsführung des Instituts, das eines der größten Nordeuropas ist, muss auf jährliche Boni verzichten. Die Struktur des Hauses ist dezentral. Das heißt: Wenn es um die Vergabe von Krediten geht, hat der Filialleiter das Sagen, nicht ein Rechenmodell. Das bezeich- nen die Handelsbanken als Autonomie, die zu einem geringeren Ausfallrisiko führe.
Genau diese Mentalität ist es auch, die der Vorstand verinnerlichen muss. Frank Vang-Jensen wurde dies zum Verhängnis. Nach rund einem Jahr setzte die Bank ihren Chef vor die Tür. Man benötige eine spezielle Art der Führung, die komplexer sei als traditionelles Management, lautete die Begründung. Um ihre Erträge in den Griff zu bekommen, haben viele Institute rechtzeitig auf das Thema Kostenkontrolle gesetzt. Man strich das Filialnetz zusammen und empfing Kunden nicht mehr in den besten Lagen. Vor dem Hintergrund niedriger Zinsen eine durchaus weise Entscheidung. Denn das Umfeld macht es den Banken heute schwer, Geld zu verdienen.
Noch etwas haben die schwedischen Geldhäuser voraus: In Sachen Digitalisierung waren sie früher dran. Dem Bargeld haben praktisch alle Gro- ßen des Nordens abgeschworen. Kreditkarte, Handy oder Internet zählen in Schweden zu den bevorzugten Zahlungsmitteln.
Es ist die Herangehensweise und der kulturelle Unterschied, der sich bezahlt zu machen scheint. So erzielen die schwedischen Banken nicht nur den höchsten Gewinn je Kunde. Ihre Produktivität und ihre Effizienz ist (abgesehen von den Banken in der Schweiz) so hoch wie nirgendwo anders auf dem Kontinent.
Doch der Erfolg der Schweden steht auf tönernen Füßen. Die Bürger sind bis über beide Ohren verschuldet, ihre Häuser meist zu 100 Prozent fremdfinanziert. Die Banken des Landes haben sich bisher auf die drastisch steigenden Immobilienpreise verlassen, die ihnen als Sicherheit zu genügen scheinen. Platzt diese Blase, könnte es aber unangenehm werden. Nicht nur für die Geldhäuser, sondern auch für die angrenzenden Staaten.