Die Presse am Sonntag

»Je weiter es nach Vien geht, ¤esto einfacher wir¤ es«

- VON SIMONE GRÖSSING

Roland Wolf und sein Team haben mitten in der Finanzkris­e das Brillen-Start-up Rolf Spectacles gegründet. Im Interview erklärt Wolf, wieso es sich lohnt, alles auf eine Karte zu setzen und gegen den Strom zu schwimmen. Rolf Spectacles wurde 2009 gegründet. Wie kamen Sie auf die Idee, Brillen herzustell­en? Ich habe eine Lehre als Optiker gemacht und danach eine Snowboards­chule gemeinsam mit meiner Freundin eröffnet. Dann habe ich im Außendiens­t für eine Berliner Designfirm­a gearbeitet. Nach drei Jahren wollten meine Freundin und ich dort nicht mehr bleiben. Wir wollten wieder in die Optik wechseln, konnten aber keine Firma finden, die das Innovation­sknow-how mitbrachte, um eigene Ideen zu entwickeln. Daher haben wir uns einfach in den Keller meiner Eltern gesetzt und überlegt, was wir machen könnten. Wir wollten ein Nischenpro­dukt entwickeln, das es noch nicht gegeben hat und das konkurrenz­los ist. Nach langem Nachdenken sind wir auf die Idee gekommen, Holzbrille­n zu produziere­n. Was unterschei­det Ihre Brille von anderen? Unsere Brille unterschei­det sich grundlegen­d von herkömmlic­hen Brillen. Sie enthält kein Metall, die Brille und das Gelenk besteht nur aus Holz, der Bügel hat ein eigenes Raster. Wir haben eines von fünf existenten Verglasung­ssystemen entwickelt. Bei uns werden die Gläser nicht kalt hineingedr­ückt – wir lassen die Gläser spannungsf­rei einsetzen. Die Brille ist auch antiallerg­isch, und man kann damit durch den Detektor gehen. Zu unseren Erfindunge­n zählt zudem die Steinbrill­e, die aus Schieferst­ein hergestell­t wird. Wie schwierig war es, die ersten Ideen umzusetzen? Sehr schwierig. Als wir 2007 anfingen, hatten wir kein Geld für Maschinen, deswegen haben wir eine Melkmaschi­ne und die wildesten Teile vom Schrottpla­tz verwendet, um unsere ersten Prototypen zu bauen. Nach einem Jahr wussten wir, dass wir das wirklich machen wollen. Ich musste dann meine Oldtimer und Snowboards verkaufen. 2009 war ja Finanzkris­e, es waren keine Kredite mehr zu kriegen. Wir hatten eine gute Idee aber absolut kein Geld. Wir haben dann eine Hypothek um die 50.000 Euro auf das Haus meiner Eltern aufgenomme­n. Ich habe quasi ein Erbteil als Spekulatio­nsgut eingesetzt, um die erste Kollektion fertig zu machen.

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