»Je weiter es nach Vien geht, ¤esto einfacher wir¤ es«
Roland Wolf und sein Team haben mitten in der Finanzkrise das Brillen-Start-up Rolf Spectacles gegründet. Im Interview erklärt Wolf, wieso es sich lohnt, alles auf eine Karte zu setzen und gegen den Strom zu schwimmen. Rolf Spectacles wurde 2009 gegründet. Wie kamen Sie auf die Idee, Brillen herzustellen? Ich habe eine Lehre als Optiker gemacht und danach eine Snowboardschule gemeinsam mit meiner Freundin eröffnet. Dann habe ich im Außendienst für eine Berliner Designfirma gearbeitet. Nach drei Jahren wollten meine Freundin und ich dort nicht mehr bleiben. Wir wollten wieder in die Optik wechseln, konnten aber keine Firma finden, die das Innovationsknow-how mitbrachte, um eigene Ideen zu entwickeln. Daher haben wir uns einfach in den Keller meiner Eltern gesetzt und überlegt, was wir machen könnten. Wir wollten ein Nischenprodukt entwickeln, das es noch nicht gegeben hat und das konkurrenzlos ist. Nach langem Nachdenken sind wir auf die Idee gekommen, Holzbrillen zu produzieren. Was unterscheidet Ihre Brille von anderen? Unsere Brille unterscheidet sich grundlegend von herkömmlichen Brillen. Sie enthält kein Metall, die Brille und das Gelenk besteht nur aus Holz, der Bügel hat ein eigenes Raster. Wir haben eines von fünf existenten Verglasungssystemen entwickelt. Bei uns werden die Gläser nicht kalt hineingedrückt – wir lassen die Gläser spannungsfrei einsetzen. Die Brille ist auch antiallergisch, und man kann damit durch den Detektor gehen. Zu unseren Erfindungen zählt zudem die Steinbrille, die aus Schieferstein hergestellt wird. Wie schwierig war es, die ersten Ideen umzusetzen? Sehr schwierig. Als wir 2007 anfingen, hatten wir kein Geld für Maschinen, deswegen haben wir eine Melkmaschine und die wildesten Teile vom Schrottplatz verwendet, um unsere ersten Prototypen zu bauen. Nach einem Jahr wussten wir, dass wir das wirklich machen wollen. Ich musste dann meine Oldtimer und Snowboards verkaufen. 2009 war ja Finanzkrise, es waren keine Kredite mehr zu kriegen. Wir hatten eine gute Idee aber absolut kein Geld. Wir haben dann eine Hypothek um die 50.000 Euro auf das Haus meiner Eltern aufgenommen. Ich habe quasi ein Erbteil als Spekulationsgut eingesetzt, um die erste Kollektion fertig zu machen.