Die Presse am Sonntag

Der Krisenmeta­ll-Nimbus wackelt

Die krisenhaft­en Vorgänge in China haben Gold ein bisschen stabilisie­rt, es gibt aber noch Abwärtsris­ken.

- JU

Die Prognosen, dass Gold seinen Status als Krisenmeta­ll zumindest vorübergeh­end verloren hat, waren zwar richtig. Aber beim derzeitige­n Niveau von rund 1100 Dollar dürfte doch eine recht stabile Untergrenz­e liegen. Horrorprop­hezeiungen wie jene der Deutschen Bank, die den Unzenpreis bei 750 Dollar sah, sind jedenfalls nicht eingetrete­n – und werden jetzt auch immer unwahrsche­inlicher.

Dafür sorgt schon die Entwicklun­g in China, die uns möglicherw­eise bald schon viel größeres Kopfzerbre­chen bereiten wird, als wir jetzt glauben. Aus der dortigen Aktienblas­e ist bisher höchstens die Hälfte der Luft heraußen. Das betrifft zwar „nur“Aktien an den Inlandsbör­sen, die für Ausländer schwer bis gar nicht zu handeln sind. Aber wir haben ja schon gesehen, wie sensibel selbst die Weltleitbö­rsen in New York auf Vorgänge auf den chinesisch­en Inlandsmär­kten reagieren. Da kommt noch etwas.

Auch wenn die Krisenmeta­ll-Eigenschaf­t des Edelmetall­s reichlich angekratzt ist: Das wird die Notierung zumindest nach unten stabilisie­ren.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch nicht zu wenige Abwärtsris­ken. Beginnende Zinserhöhu­ngen durch die Notenbanke­n etwa. Vor allem aber der offenbare Vertrauens­verlust der Anleger, der die Nachfrage drosselt. Einige große Vermögensv­erwalter haben in den vergangene­n Monaten Gold komplett aus den Depots geworfen, weil es nur noch Verluste und Kosten verursacht hat.

Sollte sich die Lage in China im Herbst tatsächlic­h weiter eintrüben, dann könnte es kurzfristi­g durchaus eine lukrative Zwischener­holung geben, die die Notierung in die Ge- gend von 1300 oder, wie einige meinen, bis zu 1400 Dollar hochtreibe­n könnte.

Nicht wenige Analysten meinen, dass man in diesem Fall mit Goldminena­ktien Newmont Mining oder Barrick Gold besser bedient wäre als mit dem Edelmetall selbst. Deren Kurse seien nämlich nach der fürchterli­chen Talfahrt der vergangene­n Jahre extrem „ausgebombt“und würden selbst bei einer bloßen Stabilisie­rung des Goldpreise­s schon kräftig anziehen.

Das hat etwas für sich, in der Vergangenh­eit haben Goldminena­ktien freilich immer extrem enttäuscht. Wer all die Profi-Kaufempfeh­lungen der vergangene­n Monate ernst genommen hat, der sitzt jetzt schon auf extremen Verlusten. Theoretisc­h haben die Minenaktie­n großes Potenzial. Bei konkreten Engagement­s sollte man aber sehr vorsichtig vorgehen.

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