Der alte Mann als Augenöffner
Der Brite Frederick Forsyth gilt als Meister des Politthrillers. Mit »Die Todesliste« bestätigt der 75-Jährige eindrucksvoll, dass er weder altersmüde noch altersmilde ist.
Der deutsche Krimikenner Hans-Peter Schwarz hat in seinem 2006 erschienenen Buch „Phantastische Wirklichkeit. Das 20. Jahrhundert im Spiegel des Polit-Thrillers“den britischen Thrillerautor Frederick Forsyth mit Spionage-Großmeister John le Carre´ verglichen. Während bei le Carre´ traumatisierte Geheimdienstfiguren im Vordergrund stünden, würden Forsyths Helden anders aussehen: „Sie sind nüchterne Realisten – zweckorientiert, entschieden, ausgeprägte Machos, eigenwillige Gegner der trägen Bürokratie.“
Seitdem sind „Der Afghane“(2006), „Cobra“(2010) und nun „Die Todesliste“erschienen. Und eines steht fest: An Forsyths Vorliebe für einsame Krieger hat sich nichts verändert. In seinem neuen Buch greift der mittlerweile 75-jährige Autor, der 1972 mit seinem Debütroman „Der Schakal“schlagartig weltberühmt wurde, erneut auf diese Erfolgsrezeptur zurück. Er war niemals ein großer Stilist und wird es auch nicht mehr werden. Er schreibt, ebenso wie der Anfang Oktober verstorbene US-Thrillerautor Tom Clancy, Bücher für Männer. Militär und Geheimdienste spielen immer eine große Rolle.
Die verwendeten Waffentypen werden genauer beschrieben als die Charaktere seiner Figuren. Im Zentrum steht auch diesmal eine typische Forsyth-Figur: ein Ex-Marine, bekannt als „der Spürhund“. Er muss mithilfe eines jungen Hackers einen radikalen Islamisten, „den Prediger“, finden. Dieser ruft im Internet zu Anschlägen gegen die westliche Welt auf und ist deshalb auf die titelgebende Todesliste geraten. Besser als jedes Sachbuch. Der Spürhund scheut nicht davor zurück, gegen das System anzukämpfen, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen – und wenn er dabei alle demokratischen Rechtsgrundsätze brechen muss. Ist „Die Todesliste“also nur „routinierte Durchschnittsware eines Altmeisters, der dann halt doch noch einen weiteren Thriller geschrieben hat“, wie das Hans Jörg Wangner in der Krimikolumne „Killer & Co.“der „Stuttgarter Zeitung“geschrieben hat? Die klare Ant- Frederick Forsyth Die Todesliste übersetzt von: Rainer Schmidt Bertelsmann 320 Seiten 20,60 Euro