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Anna Schatz wäre gern Mutter. Aber sie kann keine Kinder bekommen. Sie ärgert sich vor allem über die Art, auf die viele Menschen auf diese Informatio­n reagieren: mit Empfehlung­en und privaten Fragen, auf die sie keine Lust hat.

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Frau Schatz, der Titel Ihres Buches ist sehr provokativ. Warum haben Sie ihn gewählt?

Den Titel haben der Verlag und ich zusammen gewählt. Er ist natürlich sehr laut. Ich bin eigentlich gar keine laute Person. Aber das Thema braucht mehr öffentlich­es Interesse. Deshalb wollte ich etwas Besonderes haben.

Was ärgert Sie an glückliche­n Mamis?

Die glückliche­n Mamis selbst ärgern mich nicht. Mich ärgert nur, dass man sich als kinderlose Frau immer rechtferti­gen muss. Wenn man über 35 Jahre alt ist und sagt, dass man keine Kinder hat, kommt immer sofort die Frage: Warum? Das ist eine sehr persönlich­e Frage. Darüber muss man nicht gleich beim ersten Kennenlern­en sprechen.

Wie sollte man auf den Satz „Ich habe keine Kinder“reagieren?

Wer die WarumFrage stellen möchte, der muss bereit für die Antwort sein. Denn wenn diese „ich hätte gern Kinder, aber es klappt einfach nicht“lautet, ist das ein trauriger Moment. Dann muss man Empathie zeigen. Oder man stellt die Frage einfach schon davor nicht.

Welche Reaktionen haben Sie schon erlebt?

Oft wird gefragt: „An wem liegt es denn?“Oder es kommen so Empfehlung­en wie „Entspann dich mal, dann klappt das schon“oder „Fahr doch mal länger in den Urlaub“– so etwas ist total unsensibel und einfach nicht in Ordnung.

Wie antworten Sie heute auf die Frage, warum Sie keine Kinder haben?

Ich sage: „Kinder sind ein Geschenk. Ob man es bekommt oder nicht, das kann man leider nicht selbst entscheide­n.“

Als Sie 16 waren, hat man Ihnen gesagt, dass Sie keine Kinder bekommen können. Wie haben Sie damals reagiert?

Mit 16 hat mich das nicht berührt, es war nicht wirklich real. Außerdem hatte meine Mutter die gleiche Diagnose bekommen – und meinen Bruder und mich gibt es trotzdem. Auch bei mir war die Diagnose nicht richtig, denn ich war dreimal schwanger. Ich habe nur keine gesunden Kinder auf die Welt gebracht.

Ist Adoption für Sie eine Möglichkei­t?

Ich würde sehr gern ein Kind adoptieren. Aber ich bin 38, Freiberufl­erin, unverheira­tet. Da stehe ich auf der Liste ganz unten. Wenn ich seit zehn Jahren verheirate­t wäre, mein Mann und ich Beamte wären und wir auch noch ein eigenes Haus hätten – dann hätte ich bessere Chancen.

Haben Sie Freunde verloren, weil diese Kinder bekommen haben?

Ja, aber das ist normal. Trotzdem finde ich es schade, dass manche mich wegen meines unerfüllte­n Kinderwuns­ches nicht mehr eingeladen haben. Sie dachten, dass es für mich zu schwierig ist, viele Kinder zu sehen. Aber ich kann selbst entscheide­n, ob mir etwas zu anstrengen­d oder emotional ist.

Haben Sie schon mal ein Treffen abgesagt, weil dort Kinder sein würden?

Eine Freundin hat mal gefragt, ob ich zu einer Babymesse mitkomme. Da habe ich gesagt: „Du … Ähm … Nein.“Das muss nicht sein. (lacht) Aber ich gehe nicht jedem Spielzeugl­aden aus dem Weg. Ich kaufe ja manchmal auch Geschenke für meine Nichte. Interview: Guillaume Horst

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sehe, muss ich kotzen schreibt sie über ihre Situation: wie schwer es ist, keine Mutter zu sein, wenn man gern Kinder möchte.
Anna Schatz (38) erfuhr mit 16 Jahren, dass sie keine Kinder bekommen kann. In ihrem Buch Wenn ich noch eine glückliche Mami sehe, muss ich kotzen schreibt sie über ihre Situation: wie schwer es ist, keine Mutter zu sein, wenn man gern Kinder möchte.

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