FPÖ-Mandatar bleibt nach Unfall mit zwei Promille im Amt
Für den niederösterreichischen Landtagsabgeordneten Michael Sommer hat die Alkofahrt keine politischen Konsequenzen
Im niederösterreichischen FPÖLandtagsklub bleibt alles, wie es ist. Damit war nicht zwingend zu rechnen, denn am Freitagabend wurde dem Wirtschafts- und Jugendsprecher der Partei, Michael Sommer, der Führerschein abgenommen. Er hat mit seinem Elektroauto auf dem Heimweg von einer Feier einen Unfall verursacht. Verletzt wurde dabei niemand, aber bei Sommer wurde ein Blutalkoholwert von zwei Promille festgestellt.
Dennoch muss Sommer als Landtagsabgeordneter nicht zurücktreten, wie die FPÖ Niederösterreich auf STANDARD-Anfrage einen Bericht der Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) bestätigt.
Er habe sich gut gefühlt „und noch gedacht, dass ich gar nicht so viel getrunken habe“, erzählte Sommer den NÖN. Seine Wiener Wohnung sei nicht weit weg gewesen. „So blöd es klingt, ich habe mir gedacht: Die paar Hundert Meter bring ich das Auto auch noch heim.“Auf dem Weg dorthin hat Sommer dann einen Reifen verloren und ist auf der Felge weitergefahren. Auf der Wiener Nordbrücke krachte der Abgeordnete dann in ein Auto vor ihm.
„Ein saudummer Fehler“
Abgesehen von dem kaputten Auto und dem vorerst abgenommenen Führerschein hat der Unfall keine Konsequenzen für den Politiker aus Hollabrunn. „Es war ein saudummer Fehler. Aber Politik ist meine Berufung, ich will weiter für die Menschen im Bezirk und in Niederösterreich arbeiten.“Der Hollabrunner Nationalratsabgeordnete Christian Lausch unterstützt die Entscheidung, Sommer im Amt zu belassen: „Wegen eines Fehltritts werden wir sicher nicht einen unserer besten Abgeordneten hergeben.“
Die Kronen Zeitung berichtet außerdem, dass Sommer erst Ende Mai im Landtag gegen Elektromobilität wetterte: Er warf den Grünen Doppelmoral vor, weil es „bei der Produktion ihrer geliebten Elektroautos massenweise zu Kinderarbeit und Umweltverschmutzung bei der Gewinnung der notwendigen Ressourcen“komme. Damit war Sommer freilich konsequent auf Parteilinie: Die FPÖ präsentiert sich auch in Niederösterreich als Verteidigerin des Verbrennungsmotors, der österreichische Beitrag zur Klimakrise wird kleingeredet.
Die blaue Landespartei stößt sich weder an der Gemeingefährdung noch am Betrieb eines Elektroautos durch ihren Landtagsabgeordneten. Am Wochenende hatte die FPÖ personelle Konsequenzen auf Anfrage des STANDARD noch nicht ausgeschlossen, man wolle mit dem 28Jährigen zunächst ein Gespräch führen.
Blaue Erfahrung
Die Freiheitlichen in Niederösterreich haben Erfahrung mit Autofahrten unter Alkoholeinfluss. Im Jahr 2016 war Erich Königsberger ebenfalls mit zwei Promille unterwegs – er war noch dazu Polizist und Verkehrssprecher seiner Partei. Königsberger war nach einer Parteiveranstaltung noch in einem Lokal unterwegs und wollte in seinem Jaguar daraufhin eine Brücke queren. Allerdings befuhr er stark alkoholisiert nicht die Fahrbahn, sondern den davon getrennten Radweg.
Für Königsberger hatte die Fahrt mehr Konsequenzen als für Sommer: Er war fortan nicht mehr Bereichssprecher für Sicherheit. Der damalige Klubobmann Gottfried Waldhäusl trug dem Polizisten allerdings auf, im Sommer eine Woche lang den betroffenen Radweg zu sichern. Sein Landtagsmandat behielt Königsberger allerdings genauso wie Sommer, bis ihn die FPÖ 2017 in den Bundesrat schickte.