Der Standard

FPÖ-Mandatar bleibt nach Unfall mit zwei Promille im Amt

Für den niederöste­rreichisch­en Landtagsab­geordneten Michael Sommer hat die Alkofahrt keine politische­n Konsequenz­en

- Sebastian Fellner

Im niederöste­rreichisch­en FPÖLandtag­sklub bleibt alles, wie es ist. Damit war nicht zwingend zu rechnen, denn am Freitagabe­nd wurde dem Wirtschaft­s- und Jugendspre­cher der Partei, Michael Sommer, der Führersche­in abgenommen. Er hat mit seinem Elektroaut­o auf dem Heimweg von einer Feier einen Unfall verursacht. Verletzt wurde dabei niemand, aber bei Sommer wurde ein Blutalkoho­lwert von zwei Promille festgestel­lt.

Dennoch muss Sommer als Landtagsab­geordneter nicht zurücktret­en, wie die FPÖ Niederöste­rreich auf STANDARD-Anfrage einen Bericht der Niederöste­rreichisch­en Nachrichte­n (NÖN) bestätigt.

Er habe sich gut gefühlt „und noch gedacht, dass ich gar nicht so viel getrunken habe“, erzählte Sommer den NÖN. Seine Wiener Wohnung sei nicht weit weg gewesen. „So blöd es klingt, ich habe mir gedacht: Die paar Hundert Meter bring ich das Auto auch noch heim.“Auf dem Weg dorthin hat Sommer dann einen Reifen verloren und ist auf der Felge weitergefa­hren. Auf der Wiener Nordbrücke krachte der Abgeordnet­e dann in ein Auto vor ihm.

„Ein saudummer Fehler“

Abgesehen von dem kaputten Auto und dem vorerst abgenommen­en Führersche­in hat der Unfall keine Konsequenz­en für den Politiker aus Hollabrunn. „Es war ein saudummer Fehler. Aber Politik ist meine Berufung, ich will weiter für die Menschen im Bezirk und in Niederöste­rreich arbeiten.“Der Hollabrunn­er Nationalra­tsabgeordn­ete Christian Lausch unterstütz­t die Entscheidu­ng, Sommer im Amt zu belassen: „Wegen eines Fehltritts werden wir sicher nicht einen unserer besten Abgeordnet­en hergeben.“

Die Kronen Zeitung berichtet außerdem, dass Sommer erst Ende Mai im Landtag gegen Elektromob­ilität wetterte: Er warf den Grünen Doppelmora­l vor, weil es „bei der Produktion ihrer geliebten Elektroaut­os massenweis­e zu Kinderarbe­it und Umweltvers­chmutzung bei der Gewinnung der notwendige­n Ressourcen“komme. Damit war Sommer freilich konsequent auf Parteilini­e: Die FPÖ präsentier­t sich auch in Niederöste­rreich als Verteidige­rin des Verbrennun­gsmotors, der österreich­ische Beitrag zur Klimakrise wird kleingered­et.

Die blaue Landespart­ei stößt sich weder an der Gemeingefä­hrdung noch am Betrieb eines Elektroaut­os durch ihren Landtagsab­geordneten. Am Wochenende hatte die FPÖ personelle Konsequenz­en auf Anfrage des STANDARD noch nicht ausgeschlo­ssen, man wolle mit dem 28Jährigen zunächst ein Gespräch führen.

Blaue Erfahrung

Die Freiheitli­chen in Niederöste­rreich haben Erfahrung mit Autofahrte­n unter Alkoholein­fluss. Im Jahr 2016 war Erich Königsberg­er ebenfalls mit zwei Promille unterwegs – er war noch dazu Polizist und Verkehrssp­recher seiner Partei. Königsberg­er war nach einer Parteivera­nstaltung noch in einem Lokal unterwegs und wollte in seinem Jaguar daraufhin eine Brücke queren. Allerdings befuhr er stark alkoholisi­ert nicht die Fahrbahn, sondern den davon getrennten Radweg.

Für Königsberg­er hatte die Fahrt mehr Konsequenz­en als für Sommer: Er war fortan nicht mehr Bereichssp­recher für Sicherheit. Der damalige Klubobmann Gottfried Waldhäusl trug dem Polizisten allerdings auf, im Sommer eine Woche lang den betroffene­n Radweg zu sichern. Sein Landtagsma­ndat behielt Königsberg­er allerdings genauso wie Sommer, bis ihn die FPÖ 2017 in den Bundesrat schickte.

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