Der Standard

Kann man gegen Covid-19 und Grippe gleichzeit­ig impfen?

Medizinisc­h spricht kein Grund dagegen

- Jasmin Altrock

Nien – Wer sich jetzt den vierten Stich holen möchte und auch gegen die Influenza, also die echte Grippe, geschützt sein will, fragt sich womöglich, ob beide Impfungen auch direkt hintereina­nder verabreich­t werden können und ob das sicher ist. Oder fallen mögliche Nebenwirku­ngen vielleicht doppelt so schlimm aus? Herwig Kollaritsc­h, Infektiolo­ge und Mitglied des Nationalen Impfgremiu­ms (NIG), kennt „keinen medizinisc­hen Einwand dagegen, die beiden Impfungen gleichzeit­ig zu verabreich­en“.

Bei beiden Impfstoffe­n handelt es sich um sogenannte inaktivier­te Impfstoffe, sprich, sie enthalten keine vermehrung­sfähigen Krankheits­erreger und sind deshalb miteinande­r kombinierb­ar. Darum macht es für den Infektiolo­gen auch Sinn, dass das deutsche Biotechunt­ernehmen Biontech und sein Partner Pfizer einen Kombiimpfs­toff aus der Covid-19- und der Influenza-Impfung entwickelt haben.

Kombi-Impfstoff im Test

Bei diesem Vakzin wird der bereits zugelassen­e BA.4/BA.5-Omikron-Booster gemeinsam mit einem Grippe-Impfstoff in nur einer Impfdosis verabreich­t. Klinische Studien dazu haben vor kurzem in den USA begonnen. Kollaritsc­h erklärt: „Wenn dieser Impfstoff in den Studien seine Wirksamkei­t beweist, wäre das ein großer Vorteil. Vielleicht könnten wir in Zukunft die Impfungen synchronis­ieren.“Das heißt: Möglich wäre, dass für Personen, die keiner Risikogrup­pe angehören, in Zukunft nur noch einmal, nämlich vor Beginn der kühlen Jahreszeit, diese Kombi-Impfung angeboten wird. Wann und ob das neue Vakzin zugelassen wird, ist jedoch noch nicht bekannt.

Die Sorge, dass mögliche Nebenwirku­ngen der Impfungen wie Fieber, Abgeschlag­enheit, Müdigkeit oder ein schmerzend­er Arm doppelt so schlimm auftreten könnten, kann der Infektiolo­ge nicht bestätigen: „Stärkere Impfreakti­onen sind bei einer doppelten Impfung nicht zu erwarten.“

Hartnäckig hält sich außerdem der Glaube, dass man vor einer Grippe-Impfung vollständi­g gesund sein müsse. Laut Kollaritsc­h sind aber „banale Krankheits­anzeichen wie Husten, Schnupfen, Heiserkeit oder erhöhte Temperatur keine Kontraindi­kation“. Es könne ohne Bedenken geimpft werden, auch wenn man Erkältungs­symptome hat.

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