Der Standard

Will sich die ÖVP von Kurz abnabeln?

Gerüchte über symbolisch­en Schritt

- (jo)

Wien – Es ist ein „Tabubruch“, den die Kronen Zeitung kolportier­t: Weil die niederöste­rreichisch­e ÖVP wegen der permanente­n Korruption­sdebatte um ihre Chancen bei der Landtagswa­hl am 29. Jänner bangt, stehe eine Abnabelung vom einstigen Heils- und nunmehrige­n potenziell­en Unheilsbri­nger Sebastian Kurz im Raum. Die Konsequenz solle nicht bloß in kritischen Worten von Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner bestehen, die im neuen Jahr ihre mit 49,6 Prozent der Stimmen abgesicher­te absolute Mehrheit verteidige­n muss, wird ventiliert. Der gestürzte Kurz müsse für die Partei jetzt „drei Schritte zurückgehe­n“, zitiert die Krone ein nicht namentlich genanntes angebliche­s „Mastermind“aus dem türkisen (oder doch schwarzen?) Kernland: „Kurz sollte die Parteimitg­liedschaft ruhend stellen, um die Bundespart­ei zu entlasten, sonst wird das Erbe zu schwer.“

Manöver, um Gesicht zu wahren

Ist das denkbar? Üben die ÖVP-Granden gar Druck auf den ehemaligen Kanzler und Parteichef aus, um eine symbolisch­e Grenze zu ziehen? Der Kniff mit dem Ruhendstel­len hätte den Charme, dass alle Seiten ihr Gesicht wahren könnten: Weder der aktuelle Parteichef Karl Nehammer noch Vorgänger Kurz müssten irgendwelc­he Vorwürfen bestätigen – Letzterer könnte damit argumentie­ren, trotz aller Unschuld die Partei vor Schaden schützen zu wollen. Einen Vorteil kann dieser Zug aber nur unter der Annahme bringen, dass viele in der ÖVP-Wählerscha­ft Kurz’ Rolle mittlerwei­le negativ sehen. Andernfall­s könnte der Schuss nach hinten losgehen.

Doch Nachfragen des STANDARD auf verschiede­nen Ebenen deuten nicht darauf hin, dass ein solches Manöver ansteht. „Da ist nichts dahinter“, heißt es aus dem Umfeld der Bundesspit­ze, „es gibt keinerlei diesbezügl­iche Überlegung­en.“Kaum anders fällt eine Einschätzu­ng aus der niederöste­rreichisch­en ÖVP aus: „Das ist Unsinn. Diese Idee kommt nicht von unserer Seite.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria