Vertrauen ist gut, Nachrechnen schadet aber nicht
Ein SPÖ-Politiker fordert vorbildhafte „Entlassung“, Österreich hat jetzt sauteure Hubschrauber, der Rubel steht hoch, Zombiealarm.
Um das Vertrauen in unserem Lande steht es nicht zum Besten, das ergab zuletzt eine vom STANDARD in Auftrag gegebene und vom Linzer Market-Institut durchgeführte Umfrage. Knapp die Hälfte der Befragten blickt demnach der Zukunft pessimistisch entgegen, nur ein Viertel ist zuversichtlich, schrieben wir.
Nicht schön, und es kommt sogar noch schlimmer: Die Botschaft, nur jeder fünfte Mensch habe in Österreich „vollstes Vertrauen“in den Staat, wie von uns geschrieben, ist bei weitem zu hoch gegriffen. Nicht 20, sondern sogar nur fünf Prozent geben an, den staatlichen Institutionen in Österreich ganz vertrauen zu können.
Entlasten, nicht entlassen
Angesichts desaströser Politikerkommunikation im Zusammenhang mit Wien Energie und Gebührenerhöhung in der Bundeshauptstadt überrascht das nicht weiter. Und so gesehen würde es die Menschen dieses Landes wahrscheinlich nicht sehr von den Hockern reißen, wenn Franz Schnabl, SPÖChef in Niederösterreich, auf Twitter den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig tatsächlich in diesem Wortlaut angegriffen hätte: „Sozialdemokraten sollten Vorbild sein und dort, wo es in ihrer Macht steht, Menschen gerade jetzt entlassen. Bin enttäuscht.“
So weit hat es die Sozialdemokratie doch noch nicht gebracht, zumindest wortwörtlich ging es dem Politiker nicht um Entlassung von Menschen, sondern um deren Entlastung.
Dass der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz nach seiner politischen Karriere auf Abwegen ist, kann man vermuten, beweisen lässt sich das allerdings nicht, auch wenn bei uns von „Abwegungsentscheidungen“zu lesen war, die Kurz, wie er selbst sagte, während der Pandemie zu treffen hatte. Gemeint hat er das Abwägen.
Was war noch?
Österreich bekam neue Hubschrauber. Sie sind vom Typ „Leonardo“, das ist zwar ein nicht ganz so schöner Name wie jener des Vorgängermodells „Alouette“, tut aber hier nichts weiter zur Sache. Der Punkt ist: Die Kosten der „Leonardo“-Hubschrauber haben wir zu hoch angegeben. Sie kosten 350 Millionen Euro, nicht 650 Millionen Euro. Wir können aber noch ganz anders. 2,5 Millionen Rubel haben wir mit 41,6 Milliarden Euro umgerechnet. Wäre dem so, müsste man die Sanktionen gegen Wladimir Putin wirklich und ernsthaft infrage stellen: Für einen Rubel bekäme man demnach rund 16.600 Euro, und ein Euro wäre 0,00006 Rubel wert. Vielmehr sind 2,5 Millionen Rubel dieser Tage rund 41.000 Euro wert. Die Gazprom, um die es ging, verdiente in den ersten sechs Monaten tatsächlich so viel wie nie – 2,5 Milliarden Rubel.
„Trump geriet offenbar auch ins Visier der Spionageabwehr“, titelten wir noch treffsicher. Weit daneben lagen wir hingegen mit der dazugehörenden Information: „Richter Bruce Reinhart stimmte den vorgeschlagenen Schätzungen der Regierung zu, um die Namen der Zeugen, Methoden, Reichweite und Strategie der Ermittler zu schützen.“Schätzungen wovon? Von nichts. Die vorgeschlagenen Schätzungen der Regierung gingen eher dahin, vorgeschlagene Schwärzungen vorzunehmen.
Ein Dejà-vu-Erlebnis allererster Güte hatten Leserinnen und User der Radiotipps: Wolfgang Katzian kam gleich an zwei Samstagen hintereinander ins Ö1-Mittagsjournal. Entwarnung an alle Wirtschaftstreibende: Der Gewerkschaftsboss ist fortan ausdrücklich nicht jeden Samstag zu Gast in der Nachrichtensendung, wir haben schlicht auf das Aktualisieren vergessen.
Zombiealarm
Gänzlich unmöglich ist schließlich die Behauptung: „Ehemann nach Fund von Toter festgenommen.“Es sei denn, es gibt jetzt auch Zombies. Aber wer weiß.
„Vermurkst“ist die Fehlerkolumne des STANDARD, in der wir unsere publizistischen Missgeschicke aufzeigen und auf unterhaltsame Weise reflektieren. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir jeden einzelnen Fehler zutiefst bedauern.