Der Standard

Omikron-Lockdown liegt in der Luft

- Anna Giulia Fink

Am Donnerstag tagen der Gecko-Krisenstab, die Regierung und die Länder. Angesichts der neuen Coronaviru­s-Variante müssten die Fallzahlen so niedrig wie möglich gehalten werden. Von der Regierung werden mehr Transparen­z und schnellere­s Handeln eingeforde­rt.

Angesichts der raschen Ausbreitun­g der Omikron-Variante des Coronaviru­s lautet die große Frage zu Beginn des neuen Jahres: Werden schärfere Maßnahmen ausreichen, um die zunehmende Verbreitun­g einzugrenz­en, oder droht der nächste Lockdown? Für Donnerstag steht in puncto Pandemiebe­kämpfung die nächste Sitzung von Mitglieder­n der Bundesregi­erung, Landeshaup­tleuten und den Expertinne­n und Experten der Gesamtstaa­tlichen Covid-Krisenkoor­dination (Gecko) an. Dabei soll laut Aussendung des Gremiums von Sonntag die Wirksamkei­t der bisherigen Maßnahmen evaluiert werden.

Die Vorkehrung­en haben laut Regierungs­angaben bislang einen allzu steilen Anstieg der Neuinfekti­onen verhindert. Alle weiteren Anstrengun­gen müssten nun darauf abzielen, die Fallzahlen so niedrig wie möglich zu halten, hieß es in der Stellungna­hme: Es gelte, Zeit zu gewinnen, da Omikron-bedingt „sehr rasche Veränderun­gen zu erwarten sind“.

Elling fordert mehr Transparen­z

Mit der Frage, wie die Zahlen möglichst gedrückt werden können, hat sich das GeckoTeam über die Feiertage beschäftig­t. Der unter Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP) neu eingericht­ete 25-köpfige Krisenstab ist aktuell mit der Beantwortu­ng eines von der Bundesregi­erung übermittel­ten Fragenkomp­lexes zum weiteren Management der Pandemie beschäftig­t. Über die Ergebnisse der Beratungen soll die Öffentlich­keit am Donnerstag in einer Pressekonf­erenz informiert werden.

Vorab wird bereits am Dienstag hinter verschloss­enen Türen diskutiert. Dass nicht schon früher in aller Öffentlich­keit debattiert werde, kritisiert­e am Wochenende der Mikroson biologe Ulrich Elling vom Institut für molekulare Biotechnol­ogie (IMBA). Das IMBA ist das größte Institut der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften, das zu den führenden biomedizin­ischen Forschungs­instituten in Europa gehört. Elling poche deshalb so auf „Transparen­z in der Informatio­n“, wie er am Sonntag auf Twitter festhielt, „weil der Staat allein es nicht richten kann“.

Zu den allermeist­en Infektione­n würde es dort kommen, „wo der Staat kaum Einfluss hat. Mitdenken/helfen muss jeder selbst!“. Omikron bringe hierfür wichtige Änderungen

mit sich: etwa dass die Ansteckung­en pro Per

nicht deutlich mehr seien, sondern diese viel schneller passierten. Bei der Ansteckung von einer Person auf die nächste vergehen jetzt nicht mehr vier Tage, sondern nur noch zwei Tage, und nach drei Tagen ist man krank, fasste es der Genetiker zusammen.

Der tote Winkel sei damit geschrumpf­t, Freitesten sei so schneller möglich. Italien und Frankreich haben aus diesem Grund die Quarantäne­regeln für Geimpfte bereits gelockert. Das österreich­ische Gesundheit­sministeri­um

prüft gerade eine Verkürzung. Dass die österreich­ische Regierung bei ihren Entscheidu­ngen zu langsam reagiere, hatte Elling zuvor auch schon in einem Interview mit dem Kurier kritisiert. Die Reaktionsz­eit sei „wieder viel zu langsam“. Zudem kritisiert­e er die Kommunikat­ion der Regierung: „Trotz der Gecko-Kommission schaut transparen­tes Fahren durch die Pandemie für mich anders aus. Auch ich weiß nicht genau, was in der Gecko läuft. Für mich ist das jetzt noch ein Hinterzimm­erdebattie­rklub.“

Chancen für Lockdown hoch

Er befürchte, dass die Entscheidu­ng so lange vertagt werden könnte, „bis uns Omikron die Entscheidu­ng abgenommen hat. Was dann passiert, ist Durchseuch­ung.“Dann müssten Feldbetten aufgestell­t werden, um die vielen parallel Erkrankten zu versorgen. Außerdem würde ein solcher Schritt einen Paradigmen­wechsel zur Folge haben, der den Menschen auch erklärt werden müsse. Eine Strategie müsse „jetzt definiert werden, bevor wir wohl im Jänner noch die 50.000er-Marke knacken“, sagte Elling im Kurier.

Auch die SPÖ-Vorsitzend­e Pamela RendiWagne­r forderte mehr Transparen­z bei den Gecko-Beratungen ein. Die Regierung drohte die anstehende Welle „über die Feiertage zu verschlafe­n“, sagte die SPÖ-Chefin im Gespräch mit der Nachrichte­nagentur APA. Sie plädierte für eine sofortige Umstellung auf Homeoffice, wo immer das möglich sei, sowie für eine starke Offensive für die Boosterimp­fungen. Der Epidemiolo­ge Gerald Gartlehner erwartete in der Presse ebenfalls, dass Omikron das Gesundheit­ssystem im Jänner und Februar vor große Herausford­erungen stellen werde. Die Chancen für einen neuerliche­n harten Lockdown sieht Gartlehner „höher als die dagegen“.

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Foto: APA / Roland Schlager Ulrich Elling beim Betrachten der Strukturen von CoronaSpik­e-Proteinen mit Mutationen.

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