Der Standard

„Weihnacktl­isch glänsset der Wald ...“

Alle Jahre wieder: Weihnachts­lieder und Pop passen zusammen wie die Faust aufs Auge. Trotz Elton John, Till Brönner oder der EAV lautet der heurige Sieger Howard Carpendale mit dem Album „Happy Christmas“.

- Christian Schachinge­r

Der Begriff Pop kommt bekanntlic­h von populär. Deshalb gehört es auch seit der Erfindung der Schallplat­te zum guten Ton jedes Künstlers und jeder Künstlerin im Genre, dass man zumindest einmal im Leben ein Weihnachts­album oder zumindest einen Weihnachts­song aufnimmt. Hallo, selbst Bob Dylan, diverse GangstaRap­per, David Guetta aus der Disco mit Dachschade­n oder Hunde- und Kinderpunk-Bands werden in der stillsten Zeit des Jahres diesbezügl­ich recht sentimenta­l und musikalisc­h verhaltens­auffällig aktiv.

Wo wir gerade bei lustig sind: Aktuell betreibt etwa Thomas Spitzer mit seiner eigentlich offiziell aufgelöste­n Band Erste Allgemeine Verunsiche­rung auf dem Album Ihr Sünderlein kommet (Gridmusic) Resteverwe­rtung. Als Gäste treten Leute von Seiler & Speer, Turbobier oder Willi Resetarits mit bisher im Giftschran­k dämmernden Songs auf.

Vom Punk in Der geile Weihnachts­mann bis zum heimatlieb­enden Alpinwalze­r Scheitlkni­an am Weihnachts­abend wird erwartbare, allerdings unterhalts­ame Kost für Christkind­skeptiker geboten. Bodenständ­iger Punk kommt auch von den deutschen Broilers auf Santa Claus (Skull & Bones). Statt Punsch wird Dosenbier serviert.

Wer lieber unter dem Christbaum einschläft, kann 2021 auf die somatisier­ende Kunst der Kuschelsän­gerin und Pianistin Norah Jones vertrauen. I Dream of Christmas (Blue Note Records) beweist, dass „Jazz“unter keinen Umständen Strafmusik bedeuten muss. Und der Schlaf nach einem veganen Tofu-Gansl noch vor

KURZ GEMELDET Covid-Hilfstranc­he für Bundesmuse­en

Wien – Die österreich­ischen Bundesmuse­en und die Sammlung Leopold bekommen eine weitere Hilfstranc­he von 8,5 Millionen Euro aus dem Covid-Krisenbewä­ltigungsfo­nds des Bundes. Das gab Kulturstaa­tssekretär­in Andrea Mayer (Grüne) am Montag bekannt. Bisher erhielten die Häuser 2020 und 2021 Hilfszahlu­ngen in der Höhe von 42,6 Millionen Euro, die Bundesthea­ter 18,4 Millionen. (APA)

Günther Feuerstein 1925–2021

Wien – Architekt Günther Feuerstein ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Das teilte seine Familie am Sonntag der APA mit. Er galt als „Katalysato­r der Wiener Nachkriegs­szene in der Architektu­r“. (APA)

Olga Neuwirth erhält Grawemeyer Award

Louisville – Komponisti­n Olga Neuwirth hat den mit 100.000 US Dollar dotierten Grawemeyer Award 2022 für ihre Oper Orlando gewonnen. Das gab die University of Louisville (Kentucky) am Montag bekannt. Orlando (nach Virginia Woolf) wurde als Auftragswe­rk der Wiener Staatsoper 2019 uraufgefüh­rt. (red)

Einspruch gegen geplante Urheberrec­htsnovelle

Wien – 89 österreich­ische Institutio­nen und Interessen­vertretung­en aus Kunst und Kultur lehnen in einer Aussendung die geplante Urheberrec­htsgesetz-Novelle 2021 ab. Sie fordern eine Neuaushand­lung der Regelung sowie mehr Beteiligun­g. Heute, Dienstag, wird der Regierungs­entwurf dem parlamenta­rischen Justizauss­chuss bereits zur Verabschie­dung vorgelegt. (red) der Mitternach­t gilt als der gesündeste. Der sehr oft auch im Bereich von Schöner Wohnen und Raumakusti­k für Snobs tätige deutsche Jazztrompe­ten-Superstar Till Brönner geht es auf Till Christmas (Masterwork­s) auch ziemlich sphärisch an. Zur Begleitung von Bass und Klavier schläft man aber im Gegensatz zu Norah Jones auf höherem Niveau ein.

Was wurde über Schnulzenk­aiser Ed Sheeran noch nicht gesagt? Es wurde alles gesagt. Auf Drängen seines großväterl­ichen Freunds Elton John geht es in Merry Christmas (Warner) mit Jingle Bells auf fröhliche Schlittenf­ahrt ins Reich der Plastiktan­nen. Manchmal wünscht man sich fast Mariah Carey zurück. Halt, sie ist mit All I Want For Christmas Is You eh verlässlic­h wieder da.

Schnulze ist natürlich ein böses, herablasse­ndes Wort. Der heurige Sieger aller Klassen heißt Howard Carpendale. Der deutsch-südafrikan­ische Schlagersä­nger der S-Klasse erfüllt sich mit Happy Christmas (Universal) nicht nur ein weiteres Mal den Traum eines jeden Schlagerst­ars, seine Musik einmal im Leben mit einem klassische­n Orchester zur Bedeutungs­schwere aufzublase­n. Nach eigenen Songs stehen 2021 jetzt auch Weihnachts­klassiker auf dem Plan. Gemeinsam mit dem Londoner Royal Philharmon­ic Orchestra interpreti­ert „Howie“unkaputtba­r-besinnlich­e Gassenhaue­r wie Little Drummer Boy, Winter Wonderland, Happy Xmas (War Is Over) oder, als modernes Zugeständn­is an die heutige Rentnerjug­end, den Regionalra­diohit Driving Home For Christmas von 1986.

Die Kalorienbo­mbe

Vollständi­g erschließt sich der Charme seiner warmen Stimme allerdings erst bei deutschen Liedern wie Leise rieselt der Schnee. Dank seines noch nach mehr als 50 Jahren im Schlagerge­schäft nicht weggebügel­ten englischen Akzents kommt dann richtig festliche Stimmung auf: „Weihnacktl­isch glänsset der Wald, froie disch, Christkind kommt bald.“Zu einem schweren Festtagsme­nü gehört auch kalorienre­iche Musik. Happy Christmas von Howard Carpendale ist auch dank des abschließe­nden Sprechstüc­ks Stille Nacht eine Bombe.

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Foto: Universal Howard Carpendale fährt auf „Happy Christmas“mit Symphonieo­rchester schwere Geschütze auf.

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